Trotz hoher Investitionen der Wohnbaugesellschaften in bessere Energieeffizienz und Klimaschutz sollen Mieten und Nebenkosten bezahlbar bleiben, gleichzeitig steigen die Preise für Strom und Gas in nie gekannte Höhen: Mit diesem Spannungsfeld beschäftigte sich eine Diskussionsveranstaltung des SPD-Ortsvereins Zellerau. "Es wird eine sehr große Herausforderung, diese Ziele miteinander in Einklang zu bringen", betonte dabei Hans Sartoris, der Geschäftsführer der Stadtbau GmbH.
Sartoris bestritt die Diskussion zusammen mit Moderator Klaus Friedrich und dem SPD-Bundestagsabgeordneten Markus Hümpfer, nachdem zwei weitere Teilnehmer sich kurzfristig entschuldigen ließen. Das kommunale Wohnungsunternehmen Stadtbau ist als Eigentümer von mehr als 5500 Wohnungen mit mehr als 11.000 Mieterinnen und Mietern der größte Vermieter in der Stadt und hat die Aufgabe, für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen. Die durchschnittliche Kaltmiete liegt in den Wohnungen der Stadtbau laut Sartoris derzeit bei 6,15 Euro, die Nebenkosten bei 2,33 Euro pro Quadratmeter.
Allerdings kommen auf das Unternehmen nach eigenen Berechnungen in den kommenden zwei Jahrzehnten Investitionen von 250 bis 300 Millionen Euro zu, um die Klimaschutzziele zu erreichen, die der Gebäudesektor in Deutschland derzeit noch klar verfehlt. Dazu kommt die starke Erhöhung der Bau- und Energiepreise. "Es macht mir Sorge, wie wir diese Investitionen mit bezahlbaren Mieten in Einklang bringen können. Es gibt eine ganze Anzahl schwieriger Fragen, auf die wir versuchen eine Antwort zu finden", sagte Sartoris.
Sartoris: Wohnkostenbelastung in Deutschland wird immer weiter steigen
Ohne mehr Geld von Bund und Freistaat werden seiner Ansicht nach die Kaltmieten der Stadtbau um 30 bis 50 Prozent steigen. Er geht außerdem davon aus, dass die Preise für Strom und Gas nie wieder auf das Niveau vor dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine sinken und die Wohnkostenbelastung in Deutschland auch dadurch immer weiter steigen wird. Die Lösung ist aus seiner Sicht eine gezielte Wohnungsbauförderung: "Wenn das nicht geht, dann muss man Menschen mit geringerem Einkommen punktgenau entlasten."
Der Stadtbau-Geschäftsführer erwartet in der Wohnungsbranche eine Kurskorrektur weg von Neubauten hin zu Sanierungen des Altbestands. Auch bei der Stadtbau gebe es bei knapp einem Drittel des Bestands noch Potenzial für Verbesserungen der Energieeffizienz. Noch in diesem Jahr will er einen Rahmenvertrag mit der WVV abschließen, um tausend zusätzliche Stadtbau-Wohnungen an die Fernwärme anzuschließen.
Den schlechtesten Fußabdruck haben die Villenviertel im Frauenland
In diesem Zusammenhang wies Sartoris auch darauf hin, dass in Würzburg nicht die Bewohner von Mehrfamilienhäusern oder Wohnblocks den höchsten CO2-Ausstoß pro Kopf produzieren: "Den schlechtesten Fußabdruck haben die Villenviertel im Frauenland und die Einfamilienhaussegmente. Das muss man bei politischen Entscheidungen immer berücksichtigen."
Koalition will künftig in Deutschland 400.000 neue Wohnungen pro Jahr bauen
Markus Hümpfer berichtete als Mitglied der Bundestagsausschüsse für Klimaschutz und Wohnungsbau unter anderem von den Plänen der Ampel-Koalition, in der laufenden Legislaturperiode 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu bauen, die Hälfte davon im sozial geförderten Wohnungsbau: "Das wird eine Herausforderung, aber ich glaube, dass wir in die Nähe der 400.000 kommen werden." Probleme bei der Erreichung des Ziels erwartet er durch gestörte Lieferketten und den Fachkräftemangel in der Bauwirtschaft. Auch an der im Koalitionsvertrag angekündigten Verschärfung des Mietendeckels "sind wir dran", versicherte Hümpfer.