Für die Stadt Würzburg hat ihre hundertprozentige Tochter Stadtbau Würzburg GmbH die gewiss nicht immer einfache Aufgabe übernommen, für ausreichend bezahlbaren Wohnraum zu sorgen. Das tut sie zum einen durch Erweiterungen mittels Sanierung und Neubau, wie beispielsweise in der Brunostraße oder der Frankfurter Straße in der Zellerau oder jüngst im Bossiviertel in Grombühl.
Bietet sich ihr die seltene Gelegenheit, ihren Bestand durch Kauf zu erweitern, so tut sie dies auch. Mit 312 neuen Wohnungen aus dem bisherigen Besitz der privaten Wohnungsgesellschaft Dawonia in der Luxemburger und der Den Haager Straße am Heuchelhof sowie in der Flürleinstraße und im Steinbruchweg in Lengfeld hat die Stadtbau nun ihren Bestand auf 5650 Wohnungen im Stadtgebiet erweitert. 22 456 Quadratmeter Wohnfläche sind hinzugekommen.
Private Wohnungsunternehmen prüfen, wie sie ihr eigenes Wohnungsportfolio optimieren können
"Die Dawonia wollte sich von den Häusern trennen, weil sie als privates Wohnungsunternehmen das getan hat, was man als solches macht: Man prüft, wie man sein eigenes Wohnungsportfolio optimieren kann", erklärt Stadtbau-Chef Hans Sartoris. "Und das bedeutet heutzutage, neu bauen und sich von Altbeständen trennen, weil diese jetzt Investitionsbedarf haben, so wie diese etwa 50 Jahre alten Hochhäuser."
Und als man bei der Stadtbau im November auf das Angebot aufmerksam geworden war, legte Sartoris schon Mitte Dezember dem Aufsichtsrat der Gesellschaft mit Oberbürgermeister Christian Schuchardt an der Spitze die Frage vor, ob man ein Angebot abgeben wolle. "Wir als Städtische Wohnungsgesellschaft müssen auf der einen Seite wirtschaftlich arbeiten, wir sind aber auch mit einem wohnungspolitischen Auftrag unterwegs. Das war der Grund für unser Interesse", erläutert der Stadtbau-Chef.
Mit Zustimmung des Stadtbau-Aufsichtsrats gab Sartoris ein erstes Gebot ab
Doch es gab einen Haken: "Wenn wir die Mieten bezahlbar halten wollen und die Häuser auch wieder in Ordnung gebracht werden sollen, wird der Kauf aus unternehmerischer Sicht riskant, habe ich dem Aufsichtsrat erklärt", berichtet Sartoris. Denn die Dawonia sei ganz offen mit dem nicht optimalen Zustand der Wohnungen umgegangen. Mit Zustimmung des Aufsichtsrats gab Sartoris ein erstes Gebot ab: "Damit haben wir es dann unter die letzten Zwölf geschafft."
Nach dem Aufsichtsrat sollte auch der Stadtrat dem Kauf zustimmen, so wollte es Sartorius. "Ich wollte als Geschäftsführer kein verbindliches Angebot abgeben, wenn ich dazu nicht den Auftrag aus dem Stadtrat habe", begründet er dies. Auch der Rat habe die wohnungspolitischen Chancen höher bewertet, als die wirtschaftlichen Risiken. "Dass uns der Stadtrat das als Stadtbau zutraut, war für uns ein wichtiges Signal. Denn mit Kaufpreis und Sanierung reden wir von einem Gesamtvolumen von 80 bis 90 Millionen Euro. Das müssen wir finanzieren. Darauf habe ich hingewiesen und der Stadtrat hat zugestimmt."
"Wir werden auch bei den Wohnungen ohne Bindung moderate Mieten verlangen"
Mit diesem Auftrag des Stadtrates gab Sartoris ein verbindliches Gebot für die 312 Wohnungen ab. "Und wir haben den Zuschlag bekommen", sagt er. Und während beim Ablauf der Sozialbindungsfrist, bei einem Haus bereits im Jahr 2025, ein anderer Käufer die Mieten hätte stark erhöhen können, wird die Stadtbau ihrem Auftrag gerecht: "Wir werden weiter mindestens 50 Prozent des Bestandes in der Bindung halten und auch bei den Wohnungen ohne Bindung moderate Mieten verlangen", sagt Sartoris.
Seit 1. Oktober gehören die Wohnungen nun der Stadtbau. Und man spüre und sehe bereits Veränderungen, sagt Sartoris beim Ortstermin mit Stadtbau-Hausmeister Gerhard Schneider. In einem der Lengfelder Hochhäuser wurde ein Büro eingerichtet, in dem die Bewohner bei Problemen Kontakt zu ihrem Quartierbetreuer aufnehmen können. Und auch rund um die Häuser habe sich bereits etwas getan, bemerkte der Stadtbau-Chef erfreut. Denn in einem "Sofortprogramm" seien die Stadtbau-Mitarbeiter bereits dabei, die schlimmsten Dinge in der Außenwirkung in Ordnung zu bringen, berichtet er. "Das schätzen die Leute dort sehr, sie sehen, da tut sich was." Allerdings werde es fünf bis acht Jahre dauern, bis die Wohnungen der 600 Bewohner auf dem aktuellen Stand seien, schätzt Sartoris.
Wir werden sie im Bestand halten und weiterhin vermieten .
Hans Sartoris
Nix wars…
Bevor man durch Wohngeld Spekulanten belohnt ist es doch besser den Wohnraum selbst zu schaffen.