Wer nicht vor Dauergrau und Blitzeis zum Skifahren in die Berge oder zum Sonnenbaden in die Karibik geflohen ist, hat zwischen den Jahren möglicherweise ein wenig Zeit, heimische Kulturangebote zu erkunden. Unterfränkische Museen bieten eine große Bandbreite – von Riemenschneider bis Emy Roeder, von Spitzweg bis Schad. Hier sind 5 Ausstellungen, die auf jeden Fall einen Besuch lohnen.
1. Museum für Franken, Würzburg: Selbst erkunden, wie Technik funktioniert
Das ist eher selten in Museen: Anfassen und ausprobieren erwünscht. Das Museum für Franken auf der Würzburger Festung ist zum "Technikland" geworden: 20 Experimentierstationen, an denen Themen wie Licht und Farbe, Energie, Schwerkraft, Computer oder Chemie erkundet werden können.
Zielgruppe: Menschen ab zehn Jahren.
Der Clou: Die Stationen stehen in direkter Nachbarschaft zu Exponaten, es entsteht eine Verbindung zwischen historischer Kunst, Kunsthandwerk und Naturwissenschaft. So erklärt ein Experiment, warum Fachwerkhäuser so stabil sind. Ein anderes, wie Farben zusammengesetzt sind – auf der Leinwand wie auf dem Computerbildschirm. Und ein wieder anderes zeigt, wie man Wärme sichtbar machen kann.
Das Spektrum reicht von jahrhundertealten Errungenschaften wie der freitragenden Brücke bis zur künstlichen Intelligenz. Besucherinnen und Besucher können aus großen Bauklötzen eine sogenannte Langbogenbrücke bauen, die ganz ohne Mörtel, Schrauben oder Kleber einen Menschen trägt. Und sie können eine Software auf die Probe stellen, die Geschlecht, Alter und – vor allem – Stimmung von Menschen erkennen kann. Oder auch nicht (bis 30. April).
2. Museum im Kulturspeicher, Würzburg: Michael Müller durchforstet die Sammlung
In den Depots vieler deutscher Museen, auch im Würzburger Kulturspeicher, lagern Kunstwerke aus der Zeit des Nationalsozialismus. Propagandawerke, die das stählern Heldische verherrlichen und solche, deren Einordnung nicht ganz so eindeutig ist. Der deutsch-britische Künstler Michael Müller hat auf Einladung von Direktorin Luisa Heese die städtische Sammlung durchforstet. Aus seinen Erkundungen sind zwei Ausstellungen entstanden: "Die Errettung des Bösen" und "Mögliche und unmögliche Bilder".
In der ersten setzt sich Müller mit der Gründung der städtischen Kunstsammlung in der NS-Zeit auseinander. In der zweiten geht er der Frage nach, ob Kunst adäquate Antworten auf Untaten wie den Holocaust finden kann. Er konfrontiert die toxischen Hinterlassenschaften der NS-Propaganda mit Werken etwa der einst als "entartet" verfemten Emy Roeder und ergänzt die Schau mit eigenen Arbeiten und solchen von Andy Warhol, Elsa Sahal oder Fabio Mauri. Dabei bleiben zwei Erkenntnisse: Das Böse ist in uns allen, und es ist wichtig, dass wir es, so es zutage tritt, auch klar als solches benennen und es nicht versachlichen – deshalb der Titel "Die Errettung des Bösen" (bis 19. März).
3. Museum Georg Schäfer, Schweinfurt: Wie der Horrorfilm erfunden wurde
Wussten Sie, dass der Horrorfilm nicht in Hollywood erfunden wurde, sondern von den Künstlern des deutschen Expressionismus? Das Schweinfurter Museum Georg Schäfer zeigt in seiner Ausstellung "Expressionismus in Kunst und Film" (bis 19. Februar), wie in den 1920er Jahren in völlig neues Genre entstand.
Die Schau zeigt rund 100 originale Gemälde und Grafiken von bekannten Künstlerinnen und Künstlern wie Paula Modersohn-Becker, Erich Heckel, Max Pechstein, Otto Dix, August Macke, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Mueller oder Emil Nolde.
Und an mehreren Stellen Filme in größeren und kleineren Ausschnitten, deren Macher sich in der Frühzeit des Mediums direkt bei der plakativen und oft überzeichneten Bildsprache des Expressionismus bedienten. Eingebaute Minikinos und zusätzliche Monitore in den Sälen ermöglichen ein faszinierendes Mit- und Nebeneinander zwischen gemaltem und bewegtem Bild. Die meisten Titel sind heute legendär: "Das Cabinet des Dr. Caligari" (1920), "Nosferatu, eine Symphonie des Grauens" (1921), "Dr. Mabuse" (1922) oder "Metropolis" (1927).
4. Kunsthalle Schweinfurt: Zwei denkbar gegensätzliche Künstler treffen aufeinander
Mit den Werken des Bildhauers und Objektkünstlers Hubertus Hess und des Malers Peter Kampehl treffen in der großen Halle der Kunsthalle Schweinfurt zwei zunächst unvergleichbar erscheinende künstlerische Welten aufeinander. Hubertus Hess, der unerschrockene Sammler, der skurrile, Arrangements liebt, und Peter Kampehl, der Maler, der akribisch und tausendfach Punkt um Punkt aneinandersetzt, bis daraus verblüffend räumliche Kompositionen entstehen.
In der Ausstellung mit dem alles andere als selbsterklärenden Titel "Was macht der Vogel mit der Linie?" begegnen einander also denkbar konträre Welten und treten in eine Art Wechselwirkung. Hier ausgestopfte Enten, die auf hölzernen Leiterkonstruktionen den Raum überblicken, oder alte schmiedeeiserne Zaunelemente, die zart wie Spitzendeckchen wirken (Hess), dort Linien- und Punktflächen, die in ihrer akkuraten Konsequenz beim Betrachter fast unausweichlich gegenständliche Assoziationen auslösen. Der Vogel, wenn auch ausgestopft, scheint also durchaus etwas zu machen mit der Linie (bis 19. Februar).
5. Neues Museum: Christian Schad in Aschaffenburg
Ende Juni hat in Aschaffenburg mit viereinhalbjähriger Verspätung das Christian-Schad-Museum eröffnet. Schad, geboren 1894, zählt zu den bedeutendsten Künstlern der Moderne. Sein Leben reflektiert die Kunstbewegungen des 20. Jahrhunderts – von Dada über Expressionismus, Neue Sachlichkeit bis zum Magischen Realismus der Nachkriegszeit. Auf drei Etagen werden Werke aus allen Schaffensperioden des Künstlers gezeigt, der bis zu seinem Tod 1982 in Aschaffenburg lebte.
Das Christian Schad Museum ist eines von acht Museen in Aschaffenburg. Es liegt auf der Museumsmeile zwischen Schloss Johannisburg und Stiftsbasilika. Dass es das Museum gibt, ist der Witwe des Künstlers, Bettina Schad, zu verdanken. Sie gründete zwei Jahre vor ihrem Tod im Jahr 2000 eine Stiftung und vermachte der Stadt Aschaffenburg den gesamten Nachlass des Künstlers – knapp 3200 Werke.