
Immer mehr Schulabgänger in Deutschland drängen an die Hochschulen. Das spürt auch die Würzburger Julius-Maximilians-Universität (JMU): Von rund 14 000 Studierenden zur Jahrtausendwende hat sich die Zahl bis 2017 auf mehr als 28 000 verdoppelt. Interne Prognosen gehen von einem weiteren Anstieg auf rund 33 000 Studierende (ohne Medizin) im Jahr 2030 aus. Entsprechend groß ist der Raumbedarf. Es muss permanent saniert und neu gebaut werden.
Ausbau der Uni auf den ehemaligen Leighton Barracks
So war es für die JMU ein Glücksfall, dass der Freistaat nach dem Abzug der US-Armee ein 39 Hektar großes Stück der früheren Leighton Barracks gekauft hat. Seit 2009 wird dieses Gelände in direkter Nachbarschaft zum diesjährigen Landesgartenschaugelände in den Uni-Campus Nord umgewandelt. Flächenmäßig hat sich die Universität am Würzburger Hubland praktisch verdoppelt.
Seit Ende 2013 verbindet eine Fußgängerbrücke über die viel befahrene Straße die beiden Campus-Teile Hubland Süd und Nord. Was aber wird aus den traditionellen Uni-Standorten in der Würzburger Innenstadt? Angesichts der Millioneninvestitionen für den Flächenankauf fordert das Münchner Ministerium von der Unileitung, zersplitterte Einrichtungen auf dem verdoppelten Campus zusammenzuziehen und damit Synergien zu schaffen.
Historische Standorte in der Innenstadt sollen bleiben
Wie das gehen kann, findet sich in einem Masterplan, der seit kurzem vorliegt und Perspektiven bis zum Jahr 2050 aufzeigt. Danach hält die Universität – trotz aller Expansion am Hubland – zumindest an fünf zentralen historischen Standorten in der Innenstadt fest: die Alte Universität (Jura), die Neue Universität (Wirtschaftswissenschaften), der Wittelsbacherplatz (Erziehungswissenschaften), der Südflügel der Residenz (Martin-von-Wagner-Museum) und die Gebäude am Röntgenring für verschiedene Nutzungen.
„Die Universität will sich nicht aus der Stadt zurückziehen“, sagt Kanzler Uwe Klug im Gespräch. Gleichwohl wolle man Anmietungen zurückfahren – wie das Telekom-Gebäude am Paradeplatz für die Theologen – und einzelne Gebäude aufgeben. Das betrifft zum Beispiel das aus den 60er Jahren stammende Sportzentrum in der Mergentheimer Straße. Es ist baulich in einem schlechten Zustand.
Sportzentrum künftig zusammen am Hubland Süd
Ziel der Unileitung ist ein Neubau im Bereich des Sportzentrums am Hubland Süd. Durch die Zusammenführung der Anlagen soll das Angebot für den Unisport erweitert werden. Auch das Botanische Institut (Julius-von-Sachs-Institut) soll perspektivisch vom jetzigen Standort am Dallenberg auf das Erweiterungsgelände am Hubland Süd umgesiedelt werden, um mehr Nähe zu verwandten Einrichtungen wie dem Biozentrum zu schaffen.

Ansonsten ist der alte Hubland-Campus weitgehend ausgereizt, Neubauten werden überwiegend auf dem neuen Nord-Campus geplant. Dort soll in den kommenden Jahren immer stärker das Herz der Universität schlagen. So wurden bereits zentrale Einrichtungen aus der Innenstadt dorthin verlagert: Der Student Service Point, die Studierendenkanzlei, das Prüfungsamt, die Studienberatung, das International Office – für sie wurden ehemalige US-Kasernengebäude saniert und umgebaut.
Signal: Auch die Unileitung soll auf den Campus Nord ziehen
Auch die Universitätsleitung und die Zentralverwaltung – derzeit noch innerstädtisch am Sanderring angesiedelt– sollen mittelfristig auf den Campus Nord umziehen. Dabei sind etliche der früheren US-Kasernen-Häuser so marode, dass statt einer Sanierung nur noch der Abriss infrage kommt.
An ihre Stelle treten dann weitere Neubauten, die im Masterplan bis zu den Jahren 2030 und 2050 skizziert sind – so das Zentrum für Philologie und Digitalität, das neue Geisteswissenschaftliche Zentrum oder ein großer Verfügungsbau: Er kommt als Ausweichquartier ins Spiel, wenn die Neue Universität am Sanderring umgebaut und saniert wird. Der Termin dafür ist noch offen.
Naher Baubeginn für zwei Forschungseinrichtungen
Dagegen soll noch in diesem Jahr mit zwei Forschungsbauten am Hubland Süd begonnen werden: dem Institut für topologische Isolatoren (ITI) und dem Zentrum für nachhaltige Chemie und Katalyse mit Bor (ICB) als Erweiterungsgebäude der neugebauten Anorganischen Chemie.
Ebenfalls an den Campus Nord verlagert werden Einrichtungen in den historischen Uni-Gebäuden am Röntgenring. Verschiedene Fakultäten, etwa die Psychologie, sind hier noch kleinteilig untergebracht. Wenn sie mittelfristig ans Hubland gezogen sind, soll der Röntgenring fächerübergreifend genutzt werden, zum Beispiel für Fort- und Weiterbildungen.
Forchel: Neue Lernmethoden brauchen mehr Platz
Es ist also jede Menge in Bewegung an der ältesten Universität Bayerns mit dem Erstgründungsjahr 1402. Erweitert werden muss nicht nur wegen steigender Studierendenzahlen. „Die Institute wachsen, die Lernmethoden ändern sich – auch deshalb ist heute mehr Platz nötig“, sagt Uni-Präsident Professor Alfred Forchel.
Für die Zusammenführung am Hubland und nötige Neubauten braucht es weiterhin massive Investitionen des Freistaats. Für sie wolle er werben, so der Präsident im Gespräch. Dass durch den Aufbau einer medizinischen Fakultät samt Uniklinikum in Augsburg und der Gründung einer neuen staatlichen Universität in Nürnberg das Geld für andere Hochschulen wie Würzburg fehlen könnten, glaubt Forchel nicht. Er vertraut der Zusicherung aus dem Ministerium, dass der Freistaat für die Neugründungen zusätzliche Mittel aufbringt.
Auch Sanierungen verschlingen viele Millionen Euro
Und die Würzburger Uni benötigt nicht nur Millionensummen für Neubauten, sondern auch für Sanierungen – rund 50 Millionen Euro allein für die Mensa samt Tiefgarage. Auch die Uni-Bibliothek ist in absehbarer Zeit fällig. Kanzler Uwe Klug kann da nur eine Losung ausgeben: „Wir brauchen einen langen Atem.“