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GLOSSE
Wo der Würzburger OB auf jeden Fall einen Stich macht
In unserer Rubrik "Würzburger Wahrheiten" beschäftigen wir uns mit dem wichtigsten Ritual zum Kiliani-Volksfest und mit aufschlussreichen Kampfansagen von OB-Kandidaten.
Da wird Oberbürgermeister Christian Schuchardt traditionsgemäß zum Haudrauf: bei der Eröffnung des Kiliani-Festes. Hier ein Bild von 2017. 
Foto: Thomas Obermeier | Da wird Oberbürgermeister Christian Schuchardt traditionsgemäß zum Haudrauf: bei der Eröffnung des Kiliani-Festes. Hier ein Bild von 2017. 
Holger Welsch
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:51 Uhr

In diesen unruhigen Zeiten, in denen die Kinder freitags nicht mehr in die Schule können, weil sie für den Klimaschutz protestieren müssen, nachdem die Studenten offenbar keine Lust mehr auf politischen Straßenkampf haben und in denen uns bald dutzendweise E-Scooter über die Füßeoder den Haufen fahren, freuen wir uns wahrhaft, wenn einmal etwas bleibt wie früher: Am Freitag sticht OB Christian Schuchardt das erste Fass Kiliani-Festbier an.

Ein Traditionsjob, bei dem wieder die Frage im Raum steht, wie viele Schläge Schuchardt dazu wohl braucht. Im vergangenen Jahr waren es vier, 2017 schaffte es der OB beim ersten Schlag und nächstes Jahr reicht es ihm wohl, überhaupt anzapfen zu dürfen. Denn das ist Aufgabe des Stadtchefs, weshalb Schuchardt erst mal bei der OB-Wahl im März einen Stich machen muss. 

Wo der Würzburger OB auf jeden Fall einen Stich macht

So ein mit Gedöns begleiteter Bieranstich in Vorwahlkampfzeiten ist da eine gute Gelegenheit, dem Wähler Schlagkraft zu demonstrieren. Die Botschaft: Wer es hinkriegt, ein Bierfass ordentlich anzustechen, der haut auch in der Stadtpolitik nicht daneben. Soll aber nicht unbedingt heißen: Wer Oberbürgermeister ist oder werden will, muss einen Schlag haben.  

Und das wollen mittlerweile einige - also Oberbürgermeister oder -meisterin werden, versteht sich. So hat die SPD jetzt mit Kerstin Westphal erfreulicherweise eine Männerrunde unter den OB-Anwärtern verhindert, wobei sie die Weltoffenheit der Würzburger Wähler auf eine harte Probe stellt: Westphal kommt aus Schweinfurt. Ihr Wahlkampf-Motto lautet allerdings nicht "Von Schweinfurt lernen, heißt siegen lernen", sondern viel origineller: "Gestalten statt verwalten".

OB Schuchardt will vor allem seinen Job behalten, was aber nicht sein offizielles Motto ist. Das lautet "Einfach machen", womit er es sich ganz schön einfach macht. Denn "Einfach machen!" hatten einst schon die Kickers als Kampfansage. Dass sie damit aus der Zweiten Liga abgestiegen sind, verraten wir dem OB lieber nicht. Grünen-Kandidat Martin Heilig will übrigens "Anpacken." - und das überraschenderweise "Für Würzburg." 

Noch mehr Vorschläge als OB-Kandidaten-Mottos gibt's indessen zum Wahlkampfthema Löwenbrücke, für deren Umgestaltung plötzlich auch CSU-Bürgermeister Adolf Bauer eine Alternative aus dem Hut gezaubert hat. Diese ist witzigerweise eine ganz andere als die seiner CSU-Fraktionsspitze. Wenn er altersbedingt nicht ausgeschlossen wäre, könnte man meinen,  auch Bauer wolle OB werden. Das Zeug dazu hätte er. Zumindest sind Bieranstiche für ihn kein fremdes Terrain. Echt wahr!              

 
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