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Würzburg
Wir über uns: Warum es die Wahrheit im Krieg so schwer hat
Redaktionen müssen wachsam sein, um Putins Propaganda nicht auf den Leim zu gehen. Chefredakteur Michael Reinhard über Desinformation im Krieg.
Putin auf allen Kanälen: Der russische Machthaber verbreitet Kriegspropaganda (hier ein Bild aus China).
Foto: Vincent Yu, dpa | Putin auf allen Kanälen: Der russische Machthaber verbreitet Kriegspropaganda (hier ein Bild aus China).
Michael Reinhard
Michael Reinhard
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:15 Uhr

Liebe Leserinnen und Leser,

unser Titelbild vom Freitag hat bei einigen von Ihnen Irritationen ausgelöst. Zeigt es tatsächlich eine verletzte Frau, die nach einem Luftangriff russischer Truppen vor einem zerstörten Wohngebäude in der ukrainischen Stadt Tschujiw steht? Oder handelt es sich in Wirklichkeit um das Opfer einer Gasexplosion aus dem Jahr 2018, was manche Leserinnen und Leser vermuteten. Sie begründeten ihre Annahme mit entsprechenden Hinweisen in sozialen Netzwerken.

Dieses Bild wurde weltweit von Zeitungen abgedruckt. Es war das Titelbild unserer Freitagsausgabe. Einige Leserinnen und Leser bezweifelten, dass das Foto aktuell ist.
Foto: Anadolu Agency, Getty Images | Dieses Bild wurde weltweit von Zeitungen abgedruckt. Es war das Titelbild unserer Freitagsausgabe. Einige Leserinnen und Leser bezweifelten, dass das Foto aktuell ist.

Das Foto, rund um den Globus abgedruckt von namhaften Zeitungen wie El Mundo (zweitgrößte spanische Tageszeitung) und Los Angeles Times (eine der auflagenstärksten Tageszeitungen in den USA), stammt von Getty Images. Die amerikanische Firma zählt zu den größten Bildagenturen weltweit. Getty versicherte uns auf Nachfrage noch einmal die Echtheit des Bildes, wie auch die Richtigkeit der Angaben von Ort, Zeit und Geschehen.

"Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit"

Das Beispiel verdeutlicht sehr gut, vor welchen Herausforderungen Medien täglich angesichts einer zunehmenden Flut von gefälschten Bildern, Desinformationen und Verschwörungserzählungen stehen. Diese werden besonders auf Kanälen wie Twitter, Facebook, Youtube und Telegram massenhaft verbreitet. Nicht immer ist auf den ersten Blick erkennbar, dass es sich dabei um Fake News handelt. Manchmal erfordert es von uns einen größeren Recherche-Aufwand, den Schwindel zu entlarven. Das gilt besonders in Zeiten eines Krieges, wie wir ihn seit Donnerstag nach dem völkerrechtswidrigen Angriff von Wladimir Putins Militär in der Ukraine erleben. Mehr als je zuvor gilt heutzutage, was der amerikanische Senator Hiram Johnson bereits 1917 feststellte: "Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit."

Denn der russische Aggressor Putin ist ein Meister der sogenannten hybriden Kriegsführung. Sie ist gekennzeichnet durch einen zerstörerischen Mix aus klassischen und verdeckten Militäreinsätzen, politischem wie wirtschaftlichem Druck, Verschleierung jedweder Art, Cyberangriffen, Propaganda und Desinformation. Der Kreml-Despot und seine Vasallen biegen sich die Realität so lange zurecht, bis sie ihren Großmacht-Phantasien dient - ohne Rücksicht auf Verluste.

Der russische Präsident Wladimir Putin belügt die Welt

Nur drei Beispiele von vielen:

1. In seiner Rede am Vorabend des Einmarsches wartete Putin mit dem Märchen auf, dass "Russland alles getan hat, um die territoriale Integrität der Ukraine zu schützen". Blanker Hohn!

2. Den Angriffskrieg gegen den souveränen Nachbarn Ukraine rechtfertigte er unter anderem mit der Behauptung, dieser diene dem "Schutz der Menschen, die seit acht Jahren Misshandlung und Genozid ausgesetzt sind".

3. Immer wieder verbreitete die russische Propaganda-Maschine in den vergangenen Wochen den Vorwurf, russische Soldaten seien vom ukrainischen Militär angegriffen worden. Bei Analysen der angeblichen Beweisvideos hat sich jedoch gezeigt, dass diese deutlich älter waren als angegeben.

Wir Journalistinnen und Journalisten befinden uns vor diesem Hintergrund in einem Dilemma. Während seriöse Quellen im Krieg so rar sind wie Nächstenliebe, versuchen die Kriegsparteien die Öffentlichkeit via Medien zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Denn aus Sicherheitsgründen haben Medienschaffende kaum Gelegenheit, sich in umkämpften Gebieten frei zu bewegen und zu recherchieren. Deshalb sind Nachrichtenagenturen wie die DPA, die auch unsere Redaktion mit Inhalten versorgt, oft darauf angewiesen, was die Kriegsgegner an Informationen übermitteln.

Wichtig ist uns, jetzt mehr denn je auf eine präzise Sprache zu achten

Ich kann Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, aber versichern, dass wir mit großer Sorgfalt und umfassender Vorsicht alle Nachrichten aus dem Kriegsgebiet bewerten. Gleichzeitig achten wir sehr genau darauf, dass wir uns nicht zu Propaganda-Gehilfen einer Konfliktpartei machen lassen. Sollte es so sein, dass Informationen nur von einer Seite vorliegen, werden wir dies in der Berichterstattung erwähnen.

Wichtig ist uns darüber hinaus, mehr denn je auf eine präzise Sprache zu achten, um nicht propagandistischen Verschleierungen und Verharmlosungen auf den Leim zu gehen. Uns ist bewusst: Wer beispielsweise den Angriff auf die Ukraine als "Militäroperation" bagatellisiert, macht sich zum Handlanger des Kremls - wenn auch ungewollt. Wir stellen uns dieser Aufgabe achtsam, unabhängig und kritisch.

 
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  • C. L.
    In Zeiten wie diesen erkennt man den objektiv berichtenden Journalisten...
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  • R. Z.
    In diesem Fall unterstreicht die Bebilderung die Überschrift - die Aussagen dazu finden sich im Text.

    Mit freundlichen Grüßen

    Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management
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  • M. D.
    Sie sind da offenbar einer ganz großen Sache auf der Spur....!

    Angriffskrieg Putins eine Medien-Verschwörung, so ungefähr?
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  • F. H.
    Sie erwarten einfach zu viel: In Würzburg fahren ja auch Polizeiwagen aus Niedersachsen und Nordrhein-Westphalen herum, wenn man die Bebilderung der Artikel genau betrachtet. Im Zweifelsfall wird sicherheitshalber „Symbolbild“ dazugeschrieben. Zumindest bin ich froh, dass es noch keinen Bericht über Annalena Baerbock mit einem Foto, das Heidi Klum zeigt, mit der Bildunterschrift „Symbolbild: Frau“ gab.
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  • U. S.
    Die Wahrheit hat es nicht nur in Kriegszeiten schwer....
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  • T. N.
    Ich glaube gar nichts mehr, besonders wenn es von deutschen Politikern ausgesprochen wird.
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  • S. S.
    @Blum das einzige was man den Politikern immer glauben kann ist, wenns mal wieder heißt, Gürtel enger schnallen. Da wurden wir bisher noch nie belogen!
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  • R. W.
    Wie wußte schon Karl Valentin: "Das Problem an der Wahrheit ist, dass sie manchesmal nicht so genau stimmt!"
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  • R. W.
    Also in Schweinfurt an der FHWS studieren viele Ukrainer. Von da hört man schon auch, sozusagen aus erster Hand, dass Kiew ein Hotspot von Neonazis ist. Natürlich kann es auch sein, dass diese Studenten lügen, von Rußland infiltiert wurden, nachweisen lassen sich deren Aussagen nicht. Sie machen zumindest einen glaubhaften Eindruck.
    Es scheint aber auch wahrscheinlich zu sein, dass die Wahrheit wie so oft irgendwo in der Mitte liegt.
    ich war auf jeden Fall höchst erstaunt, weil mir - nur durch seriöse deutsche Medien informiert - dieser Umstand nicht bekannt war.
    Selbst gründlichste Recherche garantiert nicht "die Wahrheit". Es ist deshalb höchst anmaßend für sich nur "die Wahrheit" in Anspruch zu nehmen und anderen nur "die Lüge" zu unterstellen!
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  • L. W.
    @ semistar

    Man hört auch, dass Sachsen ein Hotspot von Neonazis ist.

    Gibt es denn daraus abgeleitet eine Begründung, dass eine ausländische Armee Sachsen angreift?

    Putin hat doch, selbst wenn Ihre Informationen der Wahrheit entsprechen, das Völkerrecht gebrochen in dem er in ein fremdes Land militärisch eingedrungen ist.

    Das Problem mit den Neonazis, muss, wenn Ihre Informationen zutreffen, die demokratisch legitimierte Regierung der Ukraine lösen, niemand anders.
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  • R. W.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • S. S.
    Ja solange man die Berichterstattung an externe abgibt besteht immer die Gefahr auf die propaganda einer Seite auf dem Leim zu gehen.
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  • M. D.
    ...."Wichtig ist uns darüber hinaus, mehr denn je auf eine präzise Sprache zu achten, um nicht propagandistischen Verschleierungen und Verharmlosungen auf den Leim zu gehen."....

    Dies ist nicht nur bei Kriegsberichterstattung "wichtig".

    Solange ich mich mit der Mainpost befasse, ist es ein Ärgernis, wie hier zum Teil von Autoren die Sprache und Wortwahl gezielt je nach Bedarf zur Dramatisierung oder Verharmlosung genutzt wird, einseitig gewichtet wird.

    Menschen werden zum Teil wenig subtil "eingeordnet", oft in der gesamten Person positiv oder negativ dargestellt - als ob das die Realität wäre.

    Da fängt Verschleierung an.....
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  • J. S.
    Ist es möglich dass das Opfer der Mainpost die Wahrheit ist?
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  • G. K.
    Sorry, aber wer sich an der Echtheit eines Bildes hochzieht, der lenkt damit – gewollt oder ungewollt – vom Wesentlichen ab.

    Bilder sind in den seltensten Fällen selbst Nachrichten. In der Regel dienen sie dazu, den Inhalt der Nachrichten zu veranschaulichen, zu verdeutlichen, zu symbolisieren.

    Solange der Text des zugehörigen Artikels inhaltlich korrekt ist, spielt die Echtheit des Fotos darüber keine entscheidende Rolle. Und es wäre einfach nur falsch, aus der fehlenden Authentizität des Bildes den Schluss zu ziehen, dass die damit in Verbindung stehende Information ebenso falsch sein muss. Das lassen die Gesetze der Logik nicht zu.

    Ein gutes Beispiel dafür ist die Mondlandung. Für die Berichterstattung über die Mondlandung hat die Nasa auch einige Bilder genutzt, die auf der Erde aufgenommen und/oder manipuliert waren. Diese Bilder waren nicht authentisch – aber daraus den Schluss zu ziehen, es hätte nie eine bemannte Mondmission gegeben, wäre völliger Quatsch.
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  • C. L.
    Zum Glück lassen sich alle Ideologien im Netz finden.
    Daraus sucht man die Mitte und hat man dann die Wahrheit?
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  • P. M.
    Eines hat die Main Post geschafft. Die Coronazahlen sind nach vielen Monaten von der Titelseite verschwunden. Ersetzt durch ein übergroßes Bild einer verletzten Frau. Super gemacht.
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  • D. E.
    Das hat der Krieg in der Ukraine auf die Titelseite geschafft. Und nicht nur bei der Main-Post
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  • M. F.
    Ich wäre dafür alle Russen aus der Europäischen Union nach Russland auszuweisen. Dann sind sie wieder bei ihrem Putin. Außerdem finde ich das grundsätzlich alle Flüge, Schiffs und Zugverbindungen nach und aus Russland in die Europäische Union dauerhaft unterbrochen werden müssten. Und für russische Staatsangehörige keine Visa mehr für die Europäische Union mehr ausgestelltwerden dürfen. Außerdem sollte in der EU sämtlicher russischer Besitz und Vermögen eingezogen und den jeweiligen EU Staaten zugesprochen werden.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Wie schaffen es solche Kommentare durch die Pürung? Man staunt. Was können "alle Russen", die im Westen leben (sicher meinen Sie auch Russen mit deutschem Pass) dass Putin den Ruf von Russland auf Jahrzehnte ruiniert hat?
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