Das Hotelgewerbe in Mainfranken leidet noch immer schwer unter den Folgen der Corona-Pandemie. Ein kleiner Lichtblick sind jetzt die Sommerferien. Schon im Juni war der Umsatz laut dem Statistischen Landesamt immerhin 11,9 Prozent höher als im Juni 2020. Und der Tourismusverband Fränkisches Weinland stuft die aktuelle Buchungslage als "gut bis sehr gut" ein. Allerdings sei davon auszugehen, dass es bis zur "alten touristischen Normalität" noch lange dauern wird.
Skeptisch ist Petra Goger: "Ich glaube nicht, dass es je wieder so wird, wie es mal war." Die Inhaberin des Hotel Goger in Augsfeld (Lkr. Haßberge) hat 105 Betten - und viele frei: "Wir leben von den Fremden, die fehlen uns kräftig." Daran ändere auch die Ferienzeit wenig. Vor der Pandemie hätten die Teilnehmer von Busreisen einen großen Teil ihrer Übernachtungsgäste aus. Viele Veranstalter würden aber nach wie vor keine Fahrten anbieten, sagt Goger: "Und wenn, dann sitzen heute 15 Leute in einem Bus, in dem früher 50 saßen". Wie hoch die Auslastung ihres Hotels in diesem Sommer sein wird, kann die Wirtin momentan nur schätzen: "Gleich schlecht wie letztes Jahr."
Extremer Einbruch bei Übernachtungen von Touristen
In der ersten Jahreshälfte 2021 waren jedenfalls nur rund 18 Prozent der angebotenen Betten in Mainfranken ausgelastet, teilt die IHK Würzburg-Schweinfurt mit. "Vor allem die touristischen Übernachtungen fehlen", sagt Christian Seynstahl, IHK-Referent für Regionalentwicklung. "Allein in Würzburg brach die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus dem Inland im Vergleich zu 2019 um 75 Prozent ein, bei Besuchern aus dem Ausland sogar um 90 Prozent."
Die Tourismusbranche sei seit gut eineinhalb Jahren im Ausnahmezustand. Entsprechend schlecht beurteilen die Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage: Sie berichten der IHK zufolge durchweg von massiven Umsatzrückgängen und einer unzureichenden Auslastung. Auch beim Blick voraus sind die Hoteliers und Wirte pessimistisch: Trotz des Trends zum Urlaub im Inland rechnet lediglich gut ein Viertel der Betriebe damit, dass die Geschäfte in den kommenden Monaten besser laufen.
Langfristig weniger Geschäftsreisende erwartet
Was in der Statistik nüchtern klingt, hat für die Hoteliers und ihre Beschäftigten drastische Folgen: "Wir kämpfen ums Überleben, ums Weiterleben", sagt Petra Goger. Jetzt stiegen die Inzidenzwerte wieder, niemand wisse, wie es weitergeht. Sicher ist für die Augsfelder Gastwirtin nur, dass die Übernachtungen von Geschäftsleuten langfristig auf einem niedrigen Niveau bleiben werden: "Da sagen sich Firmen: Das hat mit Videokonferenzen funktioniert. Warum soll ich eine Übernachtung bezahlen?"
Die Einbußen durch ausbleibende Geschäftsleute und fehlende Urlauber spürt nicht nur die Hotellerie, sagt Wolfgang Fieber von der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw): "Touristen gehen auch essen, kaufen ein, nutzen den Nahverkehr oder besuchen Sehenswürdigkeiten. All dies hat auch nicht stattgefunden". Der Vorstandsvorsitzende des vbw-Bezirks Unterfranken sieht in den Folgen der Pandemie aber auch eine Chance: "Viele Menschen haben wegen der eingeschränkten Reisemöglichkeiten wieder erlebt, wie schön Deutschland und insbesondere unser Unterfranken ist." Es gelte, diese Zielgruppe langfristig zu binden.
Das scheint in Volkach (Lkr. Kitzingen) gelungen sein. "Urlauber aus Deutschland haben die Mainschleife auf dem Zettel", sagt Tourismus-Chef Marco Maiberger. Angesichts der Rahmenbedingungen ist er zufrieden mit der Anzahl der Übernachtungen in der ersten Jahreshälfte: "Wir sind mit zwei blauen Augen davongekommen." An Gästen aus dem Ausland mangle es noch, aber viele deutsche Touristen würden ihren Haupturlaub in Volkach und Umgebung verbringen - anders als vor Corona. Das zeige sich in der zunehmenden Durchschnittslänge der Aufenthalte.
In diesem Sommer kein zu großer Andrang und kein "Overtourism"
Der Ausnahmezustand des vergangenen Sommers, als ein Ansturm auf den Volkacher Altmain, rücksichtslose Badegäste, achtlos weggeworfener Müll und überfüllte Parkplätze Anwohnerinnen und Anwohner auf den Plan gerufen hatten, scheint sich in diesem Jahr nicht zu wiederholen, bestätigt der Tourismus-Chef. Zum einen seien die heißen Tage in diesem Sommer bislang selten gewesen, zum anderen könne man die Besucherströme nun besser lenken. Auch dem Tourismusverband Fränkisches Weinland sind in den Naherholungsgebieten der Region keine größeren Probleme durch Ausflügler und Tagesgäste bekannt. Der "Overtourism" sei "offensichtlich nur eine zeitlich begrenzte Erscheinung" gewesen.
Die Stellplätze für Wohnmobile an der Volkacher Mainschleife sind Maiberger zufolge übrigens derzeit gut ausgelastet, wenngleich deutlich weniger als im Corona-Boomjahr 2020. Die aktuellen Zahlen würden sich auf dem Niveau von 2019 bewegen. Auch beim Tourismusverband Franken heißt es, Ferienwohnungen, Ferienhäuser und Campingplätze seien aktuell gut gebucht.