Viel Minus, aber auch neue Kundschaft: Die Corona-Pandemie hat dem Tourismus in Bayern zum Teil massiv zugesetzt. Vor allem die Zahl der Gäste ging schlagartig in den Keller. Daran konnte auch die Tatsache nichts ändern, dass heuer eher Urlaub im eigenen Land statt Fernreisen gefragt ist.
Wie das Landesamt für Statistik am Mittwoch in Fürth mitteilte, kamen von Januar bis August 14,5 Millionen Urlaubsgäste im Freistaat an, das ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Minus von 47 Prozent. Bei den Übernachtungen beträgt es 39 Prozent.
Franken kommt stellenweise glimpflich davon. So verzeichnet Unterfranken seit Jahresbeginn einen Rückgang bei den Gästen von 45 und bei den Übernachtungen von 39 Prozent. Besser steht Oberfranken da mit minus 42 und minus 38 Prozent. Am meisten getroffen hat es Mittelfranken, wo es 50 Prozent weniger Gäste und 45 Prozent weniger Übernachtungen gegeben hat.
Auch interessant ist der Blick auf die Urlaubsregionen. Demnach mussten zum Beispiel das fränkische Weinland, die Fränkische Schweiz, die Haßberge, die Rhön und das Fichtelgebirge jeweils mit 40 bis 49 Prozent weniger Gästen klarkommen. Das Fränkische Seenland hingegen hat "nur" ein Minus von 31 Prozent zu verkraften.
Sprecher Jörg Hentschel vom Tourismusverband Franken in Nürnberg führt das auf die Tatsache zurück, dass Camping-Urlaub zuletzt populär geworden ist. Das Gebiet rund um den Altmühl- und Brombachsee ist von jeher ein beliebtes Ziel von Camping-Gästen.
Diese neue Popularität hat auch Marco Maiberger beobachtet, der Tourismus-Chef in Volkach (Lkr. Kitzingen). Ab Pfingsten seien die Anfragen auf den drei Campingplätzen in der Weinregion "regelrecht explodiert".
Positiv ist für Maiberger mit Blick auf die vergangenen Corona-Monate auch, dass "wir eine jüngere Zielgruppe erschlossen haben". Sei bis dato die Generation 50 plus in Volkachs Gästelisten an erster Stelle gewesen, seien jetzt ungewöhnlich viele Urlauber im Alter um die 30 Jahre gekommen. Urlauber, die Wein und Radeln nun für sich entdeckt hätten. Und die bereit gewesen seien, in den Hotels auch mal einen höheren Preis zu zahlen.
Wegen der unklaren Reise-Situation in den zurückliegenden Wochen ist es laut Verbandssprecher Hentschel zu "vielen kurzfristigen Buchungen" gekommen. Zu spüren gewesen sei auch, dass Haushalte wegen der Zunahme bei der Kurzarbeit den Gürtel enger schnallen mussten und deshalb ganz oder teilweise auf Urlaub verzichteten.
Ein noch größeres Loch riss Corona nach Darstellung Hentschels die Tatsache, dass Messen und ähnliche Veranstaltungen reihenweise ausgefallen sind. Das sei insbesondere im Großraum Nürnberg zu spüren. Dem Landesamt für Statistik zufolge ging dort seit Jahresbeginn die Zahl der Gäste um bis zu 57 Prozent zurück. Auch der klassische Städtetourismus etwa in Würzburg oder Bamberg habe stark nachgelassen.
Betrachtet man in der Statistik vom Mittwoch allein den klassischen Urlaubsmonat August, dann steht fest: Corona hat auch ihn verhagelt. Allerdings gibt es große Unterschiede: So brach im Vergleich zum August 2019 beispielsweise in der Rhön, den Haßbergen, im fränkischen Weinland und im Steigerwald die Zahl der Übernachtungen um bis zu 18 Prozent ein. Im Altmühltal (1,6 Prozent) oder in der Fränkischen Schweiz (6,9) gab es hingegen ein leichtes Plus.