Das Thermometer kratzt an der 35-Grad-Marke, als am frühen Sonntagnachmittag im Volkacher Ortsteil Astheim (Lkr. Kitzingen) Unmut laut wird. Im dürftigen Schatten stehen 90 Teilnehmer der Demo "Astheim macht dicht" um eine Eiche herum. "Uns stinkt's einfach gewaltig", beginnt Thomas Leipold die Kundgebung.
Was den Winzer und die Einwohner bei dieser Affenhitze vor die Tür treibt, ist der Main vor der Haustür. Genauer gesagt: die Touristen und vor allem Tagesausflügler, die es scharenweise an, ins und auf das Wasser zieht. Es sind nicht nur zu viele Menschen, meinen Leipold und Jochen Flammersberger, der zweite Organisator der Demo. Das Hauptproblem seien die Unvernünftigen unter diesen, die ihre Autos rücksichtslos in Astheim parken, in Naturschutzgebieten entlang des Wassers herumtrampeln und ihren Müll zurücklassen, von zerbrochenen Flaschen bis hin zum platten Gummiboot, wie Leipold aufzählt.
Demo-Organisator fordert Respekt
"Die neue Maxime muss lauten: Weniger ist mehr", sagt Flammersberger und erntet Applaus. Der Tourismus an der Mainschleife dürfe keinen Rekorden an Besucherzahlen mehr nachjagen, fordert er eine Kehrtwende. Er sieht "hausgemachte Probleme" und ruft zu Respekt auf – dem Main und der Natur gegenüber und den Menschen, die entlang des Altmains wohnen, nicht nur in Astheim, sondern auch flussabwärts, in Nordheim und Sommerach.
Doch ist es mit dem Herunterfahren der touristischen Werbung allein getan? Volkachs Bürgermeister Heiko Bäuerlein, der zwischen den Demonstranten steht, hat seine Zweifel. Die Werbung ziele immer auf die Region Mainschleife, "nicht aktiv auf den Altmain", sagt er. Und überhaupt dürften die Touristen, die mehrere Tage an der Mainschleife verbringen, nicht die Probleme verursachen, um die es den Demonstranten in erster Linie geht.
Die Probleme sind auch nicht neu, sagt Anwohner Marc Hanselmann. Seit drei, vier Jahren spitze sich die Lage zu, meint er, unter anderem seitdem der Altmain im Internet als heißer Tipp für feucht-fröhliche Ausflüge, etwa Junggesellenabschiede, gehandelt wird. So tragen auch die meisten der in Astheim parkenden Autos WÜ- oder SW-Kennzeichen oder weitere aus der Region.
Es wird weiter demonstriert
Klar ist den Teilnehmern: Von heute auf morgen sind die Probleme nicht zu lösen. Deshalb möchte Organisator Leipold nicht locker lassen und kündigt für die folgenden fünf Sonntage weitere Demos an. "Wir lassen nicht locker."
Erste Erfolge gebe es. Die Altmain-Kommunen hatten vergangene Woche ein Krisengespräch. In Astheim wurden innerhalb von Tagen zwei Interimsparkplätze für Ausflügler eingerichtet, die den Verkehr im Ort bereits reduzierten. Und Wildparkern am Main hat die Verkehrsüberwachung am Samstag rund 70 Strafzettel verpasst, bestätigt der Bürgermeister. "Wir wollen den Main nicht zusperren", sagt er. Doch die Freude der einen dürfe nicht auf Kosten der anderen erfolgen.
Doch wie fühlen sich diejenigen, die in der laufenden Debatte Zielscheibe des Unmuts sind? "Wir kennen das Problem", gestehen zwei Mädels und drei Jungs Mitte 20, die Sonntagmittag bei Nordheim an einer Sandbank Pause machen. Sie kommen selbst von der Mainschleife. Dennoch möchten auch sie mit ihren Schlauchbooten auf dem Altmain fahren - obwohl sie froh wären, wenn dort weniger los wäre. Für ihren Abfall haben sie ein extra Boot dabei.
Störender Plastikmüll und laute Musik
Ein paar Meter entfernt picknicken zwei Paare aus der Nähe von Neustadt an der Aisch. Sie kommen mehrmals im Jahr hierher, doch so voll wie jetzt sei es früher am Altmain nicht gewesen, berichten sie. Sie stören der Plastikmüll und laute Musik.
Unangenehm sind die vielen Kanus, Schlauchboote und Gummitiere, die mainabwärts treiben für Fährmann Harald Kächelein, der am Sonntag die Fähre zwischen Escherndorf und Nordheim steuert. Nachmittags ist er extra mit einem zweiten Kollegen an Bord: Einer passt nur auf, was auf dem Wasser geschieht und einer kassiert.
Im Vorfeld hatten Beobachter spekuliert, ob neben den Astheimer Protestlern am Sonntag auch weitere Bewohner von Orten am Altmain auf die Straße gehen würden. Das war aber nicht der Fall. "Alles ruhig, außer in Astheim gab es keine entsprechenden Demos", sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums Würzburg am späten Sonntagnachmittag auf Nachfrage.
Allerdings zogen die Mainauen zahlreicher unterfränkischer Städte am Wochenende wieder viele Besucher an. Am Mainufer in Aschaffenburg hielten sich in der Nacht auf Sonntag rund 300 junge Leute auf. Dies führte zu einem größeren Polizeieinsatz, zu dem Kräfte der Bereitschaftspolizei, der Kriminalpolizeiinspektion und der Verkehrspolizei zusammengezogen wurden. Die Beamten entdeckten mehrere alkoholisierte Jugendliche, die zum Teil ihren Eltern übergeben wurden. Mehrere Jugendliche versuchten, die Kontrollen zu stören; deshalb erteilten die Beamten Platzverweise.
Auch die Würzburger Mainauen waren am Wochenende gut gefüllt, zu größeren Problemen führte dies Beobachtern zufolge aber nicht.
zu Mementomori, lebensnotwendige Landwirtschaft die überproduziert und klagt wenn die Erlöse sinken. Mal drüber nachgedacht, dass pro Tag in Deutschland zehntausend Tonnen Lebensmittel weggeworfen werden, net billig sonden nachhaltig produzieren.