
Der Fall erinnert an die "Vorgarten-Autobahn" in der Sanderau: Jetzt ließ der Eigentümer eines Mehrfamilienhauses in Heidingsfeld das Grün vor seinem Haus entfernen, um die Fläche zu asphaltieren. "Ich wollte dort Parkplätze errichten", sagt der Mann auf Anfrage der Redaktion.
Und wie im Fall in der Arndtstraße, der im Frühjahr Schlagzeilen gemacht hatte, ärgern sich auch in der Mühlenstraße Anwohnerinnen und Anwohner über die Entfernung von Hecke, Stauden und Sträuchern. Nach einem Hinweis aus der Bevölkerung hat die Bauaufsicht der Stadt das Vorhaben in der Mühlenstraße vor ein paar Wochen gestoppt.
Darf der Vorgarten zu einem Parkplatz werden?
Der Eigentümer versteht das nicht: "Für die Errichtung von Stellplätzen braucht man doch keine Genehmigung." Das stimmt laut städtischer Pressesprecherin Claudia Lother. Aber: "Der Bauherr muss trotzdem die Stellplatz- und Freiflächengestaltungssatzung beachten." Das heißt, er kann auf seinem bestehenden Vorgarten nur dann Parkplätze errichten, wenn er nachweist, dass er mehr davon braucht als bisher. Wenn das der Fall ist, "müsste er diese auf versickerungsfähigem Grund anlegen und für Grün sorgen", sagt Sprecherin Lother. Mit dem Bauherrn werde jetzt gesprochen.
Gegenüber der Redaktion sagt der Eigentümer, dass er das auf jeden Fall so plant: "Ich will einen Teil für Stellplätze und einen Teil wieder begrünen." Allerdings frage er sich auch, warum zum Beispiel die Flächen vor Nachbarhäusern komplett befestigt sind und als Parkplätze dienen. "Da gibt es gar nichts Grünes", sagt er.
Warum greift die Stadt in die Freiheit der Grundstückseigentümer ein?
Klimabürgermeister Martin Heilig (Grüne) versteht, dass der Mann sich das fragt. Es sei aber so, dass die Freiflächengestaltungssatzung erst 2021 vom Stadtrat beschlossen wurde. "In den Bestand, also alles, was es vor 2021 entstanden ist, greift diese Satzung nicht ein."
Für das, was neu geschaffen wird, gilt laut Satzung: Vorgärten vor Gebäuden müssen prinzipiell gärtnerisch angelegt werden. Teile dürfen zwar für bestimmte Nutzungen befestigt werden, aber der Rest soll möglichst mit einheimischen, standortgerechten und ausreichend hitze- und trockenheitstoleranten Pflanzen bepflanzt werden.
Warum die Stadt die Gestaltungsfreiheit von Grundstücksbesitzern durch die Verpflichtung zur Begrünung in diesem Bereich einschränkt, erklärt Heilig so: "Wir müssen dafür sorgen, möglichst viel Grün in die Stadt zu bekommen." Statt Schottergärten oder Asphaltflächen brauche es Bäume und Sträucher, die durch Verdunstung für Abkühlung sorgen. "Außerdem kann unbefestigter Boden bei Starkregen Wasser aufnehmen und dann in Hitzeperioden wieder abgeben."

In der Würzburger Innenstadt kann es laut einem Forschungsprojekt der Universität Würzburg bis zu acht Grad heißer werden als in Gerbrunn. "Im Würzburger Talkessel ist jedes bisschen mehr an Grün ein Gewinn", erklärt Heilig. Die Klimaanpassungsmaßnahme sei dringend notwendig, denn: "Es wird weiter heißer werden, darauf müssen wir uns einstellen."
Dass die bayerische Staatsregierung die Möglichkeit von Kommunen, Freiflächen mit eigenen Satzungen zu gestalten, bald abschaffen will, sieht Heilig deshalb kritisch: "Wir sind alle für Entbürokratisierung, aber den Kommunen diesen Handlungsspielraum zu nehmen, ist absurd."
Heilig, der Vorsitzender des Umweltausschusses des Bayerischen Städtetags ist, sagt: "Ich kenne keine Kommune, die sich nicht gegen dieses Vorhaben stellt". Städte- und Gemeindetag haben kürzlich in ungewöhnlich scharfer Form diese Pläne von Ministerpräsident Markus Söder zum Bürokratieabbau kritisiert und eine Klage dagegen angedroht.
Nur am Rande bemerkt.
Es gibt keinen Klimabürgermeister.
Nur einen Oberbürgermeister, 1. Bürgermeister usw.
Gruß Klaus Habermann, Estenfeld ! ! !
Menschen sind nunmal meistens nicht von Vernunft geleitet, und gerade Unionsmenschen verwechseln doch sehr häufig Natur mit Dreck und neigen zu zwanghaftem Hass auf alles, was irgendwie wächst und ohne Zutun der BayWa gedeiht.
es wird sich zeigen ob die Kommunen mit ihren Gestaltungssatzung bei sich selbst auch so konsequent sind wie beim Eigentum und den Kosten anderer.
Das wird spannend!
Und wenn der Regulierungswahn sich so fortsetzt braucht man sich nicht wundern, wenn keiner mehr Wohnraum schafft.
Und wer soll sonst Wohnraum schaffen? Kommunen, Behörden, Kirche, Betriebe und Gewerkschaften hab sich da längst zurückgezogen.