Immer mehr extrem heiße Tage und Tropennächte gibt es in Würzburg aufgrund der Klimaerwärmung bereits jetzt, und sie werden weiter zunehmen: Beim Forschungsprojekt "Klimaerlebnis" der Uni Würzburg wurden in der Spitze bis zu acht Grad Unterschied zwischen den Messstationen auf dem Marktplatz und dem freien Feld bei Gerbrunn festgestellt.
Mit den Worten "Wir sind am heißesten Platz Würzburgs" begrüßte Philipp Mähler, seit acht Jahren Klimaschutzmanager der Stadt, am Donnerstag fünfzehn vorwiegend junge Menschen zu einer Stadtklimaführung. Im Mittelpunkt stand der sogenannte Wärmeinseleffekt, der auch in mitteleuropäischen Innenstädten bereits heute immer wieder für Temperaturen sorgt, die zum Risiko für die Gesundheit werden können.
Temperatur fällt in der Nacht in der Innenstadt wesentlich langsamer ab
Die Gründe liegen auf der Hand: Eine dichte Bebauung und der hohe Grad der Versiegelung mit Materialien, die die Sonnenwärme lange speichern. Niederschlagswasser läuft zum großen Teil in die Kanalisation und kann daher kaum zur Abkühlung beitragen. Dazu kommt in Würzburg die Kessellage, die die Frischluftzufuhr erschwert. "Wir können an jedem einzelnen Tag einen ausgeprägten Effekt messen, mit unterschiedlichen Spitzen. Selbst im Winter ist es in der Stadt drei bis fünf Grad wärmer", erläuterte Christian von der Stein, der am Forschungsprojekt "Klimaerlebnis" am Lehrstuhl von Klimaforscher Heiko Paeth beteiligt war.
Das Ergebnis der Datenerhebung an acht unterschiedlichen Stellen: "Der Stadtklimaeffekt ist in Würzburg deutlich höher als es zu erwarten gewesen wäre", betont Philipp Mähler. In der Theorie liegt die Differenz in der Spitze bei gut fünf Grad zwischen Innenstadt und Umland. Der höchste Unterschied zwischen dem unteren Markt in Würzburg und dem freien Feld am Stadtrand lag bei der fünfjährigen Messreihe allerdings bei 8,2 Grad. "Und die Temperatur fällt in der Nacht in der Innenstadt auch wesentlich langsamer ab, es bleibt deutlich wärmer", so von der Stein.
Bei zunehmender Trockenheit kann sich der Kühleffekt eines Baumes um die Hälfte reduzieren
Dass dagegen mehr Grün und vor allem große Bäume mit großen Kronen helfen würden, wurde an weiteren Stationen der Führung im Ringpark und am Paradeplatz deutlich. "Bäume können die Umgebung besonders gut kühlen, wenn das Blätterdach besonders gut ausgeprägt ist und sie viel Photosynthese betreiben", erläuterte von der Stein.
Daraus folgt allerdings gleich die nächste Klimawandel-Herausforderung: "Der Baum kann nur dann kühlen, wenn er ausreichend Wasser im Boden zur Verfügung hat." Bei zunehmender Trockenheit kann sich der Kühleffekt eines Baumes um die Hälfte reduzieren. Im Bereich des Ringparks am Hauptbahnhof rund um den Pleicher See wird deswegen in den kommenden Jahren ein innovatives Bewässerungsprojekt mit Wasser aus den Bahnhofsquellen umgesetzt.
Einige Teilnehmer waren nicht zufrieden mit Maßnahmen, die von der Stadt geplant sind
Nicht wirklich zufrieden wirkten die einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Führung mit den Maßnahmen, die von der Stadt geplant sind, um die Lebensqualität in der Innenstadt auch in heißen Phasen zu erhalten. Die Stadt tue zu wenig und handele vor allem nicht schnell genug, war als Aussage in Gesprächen während der Führung mehrfach zu hören. Mähler verwies unter anderem auf den kürzlich vom Stadtrat beschlossenen Hitzeaktionsplan und auf städtische Förderprogramme, zum Beispiel für die Begrünung von Häuserfassaden und Flachdächern.
Entsiegelungsmaßnahmen und mehr Bäume sind gerade in der Innenstadt kein einfaches Thema. Immerhin drei neue Bäume wird es im Bereich zwischen Rathaus und dem Brückenkopf der Alten Mainbrücke geben, der bis Ende 2024 umgestaltet wird. Im Areal der Erlöserschwestern wurden zuletzt Flächen entsiegelt und begrünt. "Es ist im Bestand ein schwieriger Prozess. Wir arbeiten mit kleineren Maßnahmen daran, Verschattungsmöglichkeiten und grüne Inseln zu schaffen. Dazu muss man aber auch erst einmal Oberflächenstellplätze wegbekommen", sagte Philipp Mähler.
Das geht jedoch nur mit Wegfall von Parkplätzen im Straßenraum.
Leider funken einem Unvernünftige dazwischen mit der Drohung von Bürgerbegehren.
Da frage ich mich doch glatt: Wo wohnt ihr eingentlich?