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Würzburg
Wie Martin Heilig Bayerns erster grüner OB werden will
Mehr Grün, mehr bezahlbaren Wohnraum und mehr soziale Teilhabe: Mit welchen Themen Grünen-Kandidat Martin Heilig im OB-Wahlkampf punkten will.
OB-Kandidat Martin Heilig – hier an der Kürnach in Lengfeld – möchte ins Würzburger Rathaus einziehen.
Foto: Thomas Obermeier | OB-Kandidat Martin Heilig – hier an der Kürnach in Lengfeld – möchte ins Würzburger Rathaus einziehen.
Katja Glatzer
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:10 Uhr

Direkt von der Fachoberschule kommt Martin Heilig zum Treffpunkt am Würzburger Rathaus. Nach Lengfeld soll die Reise gehen – so will es das Los. Natürlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Also ab zum Mainfranken-Theater. Denn dies ist die nächst gelegene Station, um mit der Buslinie 20, die vom Busbahnhof über die Aumühle fährt, in den Stadtteil Lengfeld zu gelangen.

Auf dem Weg zur Haltestelle grüßt Heilig nach rechts und nach links, der Oberbürgermeister-Kandidat von Bündnis 90/Die Grünen scheint wohl bekannt. "Die Zeit ist reif für einen grünen OB", hatte bei seiner Nominierung die ehemalige Grünen-Kreisvorsitzende Christa Grötsch gesagt. Ob das stimmt?     

Einstieg in den 20-er Bus nach Lengfeld: OB-Kandidat Martin Heilig und Reporterin Katja Glatzer.  
Foto: Thomas Obermeier | Einstieg in den 20-er Bus nach Lengfeld: OB-Kandidat Martin Heilig und Reporterin Katja Glatzer.  

Etwa 25 Minuten dauert die Fahrt, auf der Heilig erklärt, warum viele Menschen lieber mit der Bahn fahren als mit dem Bus. Pünktlichkeit und Schnelligkeit sind da die Stichworte. Auch Gründe dafür, warum er die Straßenbahn-Linie 6 Richtung Hubland schnell vorantreiben will. "Die Linie 6 hat für mich absolute Priorität, auch für eine Straßenbahnlinie 7 nach Versbach und Lengfeld will ich mich einsetzen", sagt er bestimmt.

Extra Busspuren, das Zwei-Euro-Ticket, das in Stadt und Landkreis für eine einfache Fahrt bis zu 90 Minuten gelten soll, erweiterte Fahrtzeiten von Bus und Bahn und Barrierefreiheit. Und natürlich ausgebaute und sichere Radwege. Das sind seine Visionen für die Verkehrswende. All das eingebettet in ein Gesamtkonzept für städtische Verkehrspolitik, "das bisher leider fehlt".

Den Fokus setzen hat Heilig gelernt 

Heilig wirkt klar und strukturiert, angriffslustig, aber nicht unfair. "Einen fairen Wahlkampf zu führen ist mir wichtig", sagt der Fachoberschullehrer und Vater von fünf Söhnen im Alter zwischen zwei und 21 Jahren. Sich zu fokussieren, das hat der OB-Kandidat schon in früher Jugend als Leistungssportler beim Akademischen Ruderclub Würzburg (ARCW) gelernt, er schaffte es bis zum Deutschen-Junioren-Vizemeister im Ruderachter und war mehrfach Bayerischer Meister.

Einhergehend mit der Verkehrswende steht der Klimaschutz für den 44-Jährigen ganz oben. Er will mehr Grün in der Stadt, mehr Wasser in Form von plätschernden Brunnen. Das habe der Bürgerentscheid zum Kardinal-Faulhaber-Platz gezeigt, "dass sich die Würzburger eine Stadt mit sauberer Luft wünschen, in der man sich gerne aufhält". 

Wie Martin Heilig von der Politik entspannt, erfahren Sie in diesem Video:

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Die energetische Sanierung und die Installation von Solaranlagen auf den Dächern städtischer Gebäude ist ihm ein Anliegen. Konkret spricht Heilig den Neubau des Schwimmbads Nautiland an, "hier wäre die Installation einer Photovoltaik-Anlage in meinen Augen ein Muss gewesen". Ob sich das ändern lässt? Nur soviel: "In meinem 100-Tages-Plan – sollte ich gewählt werden – kommt das Thema vor."  

Wohnpotenzial in Lengfeld

Angekommen im dörflich geprägten Ortskern von Lengfeld fällt auf, dass eine belebte Dorfmitte fehlt, auch Leerstand ist hier ein Thema. Leider habe der Altort an Bedeutung verloren, auch durch die Konkurrenz des an der B19 liegenden Fachmarktzentrums, so Heilig.

Vor dem ehemaligen Feuerwehr-Gerätehaus im Altort Lengfeld. Hier soll nach Isek-Planungen ein attraktiver Dorfplatz entstehen.   
Foto: Thomas Obermeier | Vor dem ehemaligen Feuerwehr-Gerätehaus im Altort Lengfeld. Hier soll nach Isek-Planungen ein attraktiver Dorfplatz entstehen.   

Aber Lengfeld birgt Potenzial – da ist sich der OB-Kandidat der Grünen sicher. Denn als Wohnstandort hat der Stadtteil an Bedeutung gewonnen, insbesondere bei jungen Familien mit Kindern. Das zeigt sich auch durch die Neubaugebiete am Siedlungsrand. "Allerdings merken wir auch hier, dass Wohnen immer teurer wird. Dem müssen wir entgegen wirken", so Heilig. Er will sich für mehr bezahlbaren und barrierefreien Wohnraum in Würzburg einsetzen, auch durch mehr sozialen Wohnungsbau.  

Hier waren Martin Heilig und die Main-Post-Reporterin in Lengfeld unterwegs:  

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Was das Zentrum im Altort Lengfeld angeht: Angedacht sei dort nach Planungen des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts (Isek), das Feuerwehrgerätehaus abzureißen und einen "attraktiven Dorfplatz" entstehen zu lassen. Weiter findet Heilig die Anbindung an eine Straßenbahn unerlässlich, auch um erhöhtes Verkehrsaufkommen einzudämmen. Und: Er stellt sich gegen die unnötige Versiegelung von Flächen, sein Negativ-Beispiel in Lengfeld ist der Kreisel an der Ecke Werner-von-Siemens-Straße/Pilziggrundstraße. 

Der Kreisel an der Ecke Werner-von-Siemens-Straße/Pilziggrundstraße: Ein verwirrendes Kreiselkonzept und eine unnötige Versiegelung von Flächen, findet der OB-Kandidat. 
Foto: Thomas Obermeier | Der Kreisel an der Ecke Werner-von-Siemens-Straße/Pilziggrundstraße: Ein verwirrendes Kreiselkonzept und eine unnötige Versiegelung von Flächen, findet der OB-Kandidat. 

Heilig will Bürgerbeteiligung stärken 

Auf seine Chance ins Würzburger Rathaus einzuziehen angesprochen, antwortet er schnell und souverän:"50:50." Nach den guten Ergebnissen auf Landes- und Bundesebene halte er alles für möglich. "Es würde mich glücklich machen, der erste grüne Oberbürgermeister Bayerns zu werden." Die Kritik von außen, dass er keine Stadtratserfahrung hat, prallt an ihm ab.

Martin Heiligs Ziele kompakt.
Foto: Katja Glatzer | Martin Heiligs Ziele kompakt.

Sein jahrzehntelanges Engagement für die Grünen – auch als Bezirksvorsitzender, Vorsitzender der Würzburger Grünen und als Kandidat für die Bundestagswahl 2017 – zeichneten ihn aus. "Ich war schon immer engagiert, ob in Bürgerinitiativen, bei der Volkshochschule oder im Elternbeirat."              

Als neuer Oberbürgermeister wäre ihm mehr Bürgerbeteiligung bei der Stadtgestaltung wichtig. Als Beispiel nennt er Trendumfragen via Internet, bei denen die Bürger unkompliziert ihre Meinung zu Projekten äußern können."Vielleicht wäre somit das ein oder andere Bürgerbegehren hinfällig." 

Mehr Betreuungsangebote für Kinder – eines von vielen Themen im Wahlkampf.  
Foto: Thomas Obermeier | Mehr Betreuungsangebote für Kinder – eines von vielen Themen im Wahlkampf.  

Als Vater von fünf Kindern, der auch eineinhalb Jahre Elternzeit gemacht hat, möchte Heilig die Betreuungsangebote für Kinder erweitern – sowohl für Kleinkinder als auch für Schulkinder im Bereich Hort- und Mittagsbetreuung. 

Würzburger Vereine unterstützen

Und was ist mit der Jugend? "Wir sollten uns – was das Thema Posthalle angeht – jetzt um Alternativen kümmern, sonst stehen wir ganz schnell ohne ein Veranstaltungszentrum da." Ein Ersatz für die Posthalle stehe ganz oben auf seiner Liste, so der Fachoberschullehrer.

Ebenso brennt seine Leidenschaft für den Sport und "ich möchte die Würzburger Vereine unterstützen, ihr Angebot für Kinder und Jugendliche auszubauen". Aber auch der Spitzensport ist wichtig: Heilig ist dafür, dass das Stadion der Würzburger Kickers am Dallenberg bleibt und auch zweitligatauglich wird. 

Beim Spaziergang an der Kürnach entlang, "die hier gleich für Naherholung sorgt", geht Heilig auf die Begradigung von Flüssen ein und sagt, warum er Fan von Renaturierung ist. Für den Erhalt der Artenvielfalt sei ein natürlicher Flusslauf besser, und er helfe beim Hochwasserschutz, "in Zeiten, wo das Wetter mehr und mehr verrückt spielt". 

Falls Heilig sein großes Ziel, Würzburgs Oberbürgermeister zu werden, nicht erreicht, wäre die Enttäuschung schon groß, gibt er zu. Zugute käme ihm: "Vom Sport bin ich Niederlagen gewöhnt. Da heißt es aufstehen, sammeln und weitermachen."  

Martin Heilig
Der Kandidat der Bündnis 90/Grünen wurde 1975 in Wurzburg geboren und lebte unter anderem in Versbach, im Frauenland und in Grombühl. In seiner Jugend war er Leistungssportler beim Akademischen Ruderclub Würzburg und Gruppenleiter in einem christlichen Jugendverband. Er war Mitinitiator der „Grünen Jugend“ in Wurzburg. 
Heilig ist Lehrer an der Fachoberschule in Marktheidenfeld. Seit 2014 ist Heilig Vorsitzender des Grünen-Kreisverbandes Würzburg-Stadt, seit 2016 Bezirksvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Heilig ist verheiratet und hat fünf Söhne. Seine Wahlkampfthemen präsentiert er auch in dem Podcast "Anpacken mit Martin Heilig“
Warum Martin Heilig in Lengfeld war? In der Würzburger Redaktion hat das Los entschieden, welchen Stadtteil die sieben OB-Kandidaten besuchen, um dort über ihre Pläne für die Stadt zu sprechen. Startpunkt ist immer das Rathaus, denn dort möchten die Kandidaten hin. Von dort aus fahren der Politiker und ein Reporter gemeinsam mit öffentlichen Verkehrsmitteln los.

Welche Ziele Martin Heilig hat, sehen Sie in diesem Video: 

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Hier lesen Sie die Porträts der anderen OB-Kandidaten:

 
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  • W. B.
    Was bitte soll an dem Kreisel verwirrend sein? Wo ist da eine überdurchschnittliche Flächenversiegelung?
    Die Baypass-Lösung ist super und der Verkehr läuft umweltschonend!
    Kein Wort über die katastrophalen Straßenzustände in der Nürberger Straße und der Werner-von-Siemens-Straße! Interessant wäre, wo soll denn mal die Staßenbahn fahren? Welche Planungen sind angedacht? Gott bewahre!
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  • H. S.
    @nilpferd: Jeder Bericht oder Artikel ist unbestritten nur Wahlwerbung. Es spielt keine Rolle, was im Artikel steht. Wichtig ist nur, dass etwas geschrieben wird, dass Bilder dabei sind. Das geht ins Gehirn der Leser*in, das sich dann in der Wahlkabine erinnert: den kenne ich, den kreuze ich an.
    Artikel in der SA-Ausgabe werden mehr beachtet, haben mehr Leser, werden am SA und SO gelesen. Die Wochentagsausgaben werden weniger beachtet.
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  • R. B.
    Ist der Bericht noch Journalismus oder schon Werbung ?
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  • K. K.
    Herr Heilig......

    Ihre ausgebreiteten Arme am Kreisel "Pilzigrund / WvS. Str. können Sie einziehen. Der
    Kreisel ist auf Grund der vorgegebenen Enge, nach meiner Hundertefach "erfahrenen" Nutzung, eine gute Lösung und deutliche Verbesserung ggü. den vorherigen Zustand. Konzentriertes Fahren und Beherrschung der Verkehrsregeln natürlich vorausgesetzt.
    Noch nie sah ich seitdem an dieser Stelle einen >Unfall und ganz selten einen kurzen Stau. Zeigen Sie doch lieber auf, wie die von Ihnen angedachte Straba, von der Stadt aus, nach Lengfeld oder Versbach - angedacht - geführt werden soll. Über derartige
    Anschlüsse haben schon viele geredet. Machen Sie es; Bauen Sie - Grün ist doch Leben.... "
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  • M. R.
    Au, Au, Au...

    ...wenn das mal keinen Plagiatsprozess gibt, die Ideen sind schon an anderer Stelle bestens besetzt...
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  • R. R.
    Alles außer grün und afd
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Nachdem die katholische Kirche jetzt auch in Würzburg fast abgeschrieben ist, würde ein Martin Heilig ganz gut zu der Domstadt passen und irgendwie doch noch auf christliche Wurzel hinzuweisen.
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  • R. D.
    Herr bewahre uns!
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