Kein Bratwurstfest an Pfingsten. Schon wieder nicht. Bei Rosi Brauner klingt der Frust deutlich mit, als sie am Telefon vom Ringen des Ochsenfurter Volkstrachtenvereins um die Durchführung des beliebten Festes erzählt. Gerne hätten es die Trachtler nach zwei Coronajahren heuer wieder ausgerichtet, sagt die Vorsitzende. Doch es gebe zu viele Unwägbarkeiten und organisatorische Schwierigkeiten, weshalb sich der Vorstand nun entschlossen hat, das Fest erneut ausfallen zu lassen. Für 2023 jedoch sind die Aussichten besser.
"Die Leute sind süchtig nach Feiern", sagt Rosi Brauner im Hinblick auf die coronabedingte Durststrecke ohne Feste, Veranstaltungen, Gemeinschaft. Aber für ihren Verein sei das Bratwurstfest diesmal einfach nicht zu stemmen. "Bis März hatte alles noch zu", erklärt die Vorsitzende. Niemand wusste genau, wann es wieder losgehen würde, was dann noch an Einschränkungen gelten würde und welche Akteure überhaupt wieder mitmachen würden. In normalen Jahren, sagt Brauner, beginne sie gleich nach dem Fest schon mit der Planung für das nächste Jahr. Sie fragt Musikgruppen an, kümmert sich ums Festzelt, spricht mit dem Schausteller und den Ochsenfurter Brauereien.
Preiseanstiege bereiten dem Vorstand Sorgen
In den wenigen Wochen, die der Verein bis Pfingsten jetzt theoretisch noch zur Verfügung hätte, sei all das nicht zu bewältigen, bedauert die Vorsitzende. Dazu kommen die rasanten Preisanstiege in fast allen Bereichen, die dem Vorstand Sorgen bereiten. "Wir waren immer ein Fest mit familienfreundlichen Preisen", sagt Brauner. "Da kann ich doch jetzt nicht zehn Euro für die Maß Bier verlangen. Oder drei Euro für ein Käsebrötchen!"
Ein weiteres Problem: Die gesamte Arbeit stemmt ein ehrenamtliches Team, vorwiegend aus Mitgliedern des Volkstrachtenvereins. Etwa 80 Personen werden benötigt, damit alles rund läuft. Und es ist nicht so, dass sich die Helferinnen und Helfer in dieser Zeit langweilen würden. Rund acht Tage lang sind sie mit dem Zeltaufbau beschäftigt, während des viertägigen Festes stehen sie bis zu 14 Stunden täglich in den Verkaufsständen. An die 10.000 Besucherinnen und Besucher, die bewirtet werden wollen, kommen üblicherweise. Ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter seien aber während der zwei Coronajahre auch nicht jünger geworden, sagt Rosi Brauner. Unter den Einschränkungen haben auch beim Volkstrachtenverein das Vereinsleben und die Nachwuchsarbeit gelitten.
Der Verein hätte sich Unterstützung von der Stadt gewünscht
Immerhin haben die Mitglieder ihrem Verein die Treue gehalten; es sind noch immer rund 200. Dem Wohlergehen der Ehrenamtlichen, die beim Bratwurstfest helfen, ist der Verein natürlich verpflichtet. Deshalb hätte auch über die Frage entschieden werden müssen, wie die Leute vor der noch immer andauernden Infektionsgefahr geschützt werden sollen. Rosi Brauner nennt ein Beispiel: "Masken in den Ständen - ja oder nein? Soll das jeder selbst entscheiden können?"
Sie lässt durchblicken, dass mit Unterstützung der Stadt die Organisation des Bratwurstfestes in diesem Jahr möglicherweise hingehauen hätte. Aber niemand habe Hilfe angeboten - zumindest nicht rechtzeitig. Erst in der Kulturbeiratssitzung sei das Thema angesprochen worden. Dass sie, anders als bisher, dazu diesmal nicht eingeladen worden sei, könnte ein Stück weit ein Eigentor gewesen sein, gibt Rosi Brauner zu. Auf der Homepage des Vereins sei versehentlich eine falsche E-Mail-Adresse hinterlegt. "Früher hat es doch aber auch immer geklappt mit der Einladung", ärgert sich Brauner. In der Sitzung, sagt sie, hätte sie zu dem Thema sicher einiges sagen können.
Andere Vereine signalisieren Bereitschaft zur Hilfe
Die zweite Bürgermeisterin Rosa Behon äußert sich in Vertretung von Peter Juks gegenüber der Redaktion zu der Frage, ob nun die Stadt auf den Verein hätte zugehen müssen oder umgekehrt. "Es war einfach ein großes Kommunikationsproblem", sagt Behon und verweist darauf, dass ihres Wissens die Stadt schon den Kontakt gesucht habe. In diesem Jahr lasse sich das Bratwurstfest zwar nicht mehr auf die Beine stellen, aber für die Zukunft könne es durchaus sinnvoll sein, zu klären, ob und inwieweit die Stadt dem Verein dabei zur Seite stehen kann.
Unterstützung für das Bratwurstfest signalisiert auch Julia Moutschka, Geschäftsführerin des Stadtmarketingvereins, für die Zukunft. In der Sitzung des Kulturbeirates hätten außerdem etliche andere Ochsenfurter Vereine angekündigt, dem Volkstrachtenverein unter die Arme greifen zu wollen, falls das gewünscht sei. "Die Leute dürsten danach, dieses Fest wieder erleben zu dürfen", sagt Moutschka, die wie die Tourist-Info ständig Anfragen bekommt, wie es heuer mit der Veranstaltung aussehe.
Ein Ausschuss soll ein Konzept erstellen
Im kommenden Jahr soll es in Ochsenfurt auf jeden Fall wieder ein Bratwurstfest geben. "Wir wollen nicht, dass es einschläft", sagt Rosi Brauner. Deshalb wurde innerhalb des Vereins ein Ausschuss gebildet, der dazu ein Konzept erarbeitet. Die Musik, freut sich die Vorsitzende, habe fürs kommende Jahr auch schon angefragt. Dann ist übrigens auch wieder der alle zwei Jahre stattfindende Pfingstritt an der Reihe.