Noch Mitte Februar sah es so aus, als könnte es 2022 keine Fränkische Weinkönigin geben: Denn beim Fränkischen Weinbauverband waren zunächst keine geeigneten Bewerbungen eingegangen. Als Eva Brockmann aus Haibach (Lkr. Aschaffenburg), Linda Keller aus Ramsthal (Lkr. Bad Kissingen) und Emmi Wendemuth aus Albertshofen (Lkr. Kitzingen) davon hörten, beschlossen die jungen Frauen spontan, selbst zu kandidieren.
Welcher von ihnen die amtierende Fränkische Weinkönigin Carolin Meyer aus Castell (Lkr. Kitzingen) nach drei Jahren im Amt die Krone aufsetzen darf, entscheidet sich bei der Wahl am Freitag, 27. Mai, im Vogel Convention Center (VCC) in Würzburg. Nachfolgend werden die drei Kandidatinnen vorgestellt.
1. Eva Brockmann für Großwallstadt (Lkr. Miltenberg)
Als Eva Brockmann aus Haibach (Lkr. Aschaffenburg) 2017 ihre Ausbildung zur Winzerin begann, lernte sie auf der Berufsschule die damals amtierende Weinkönigin Klara Zehnder aus Randersacker (Lkr. Würzburg) kennen. Seitdem habe sie das Amt einmal selbst ausüben wollen, sagt die 23-Jährige. Aktuell studiert Brockmann Önologie und Weinwirtschaft an der Hochschule Geisenheim in Hessen.
Eigentlich habe sie erst nach ihrem Studium nach der "fränkischen Krone" greifen wollen. Als sie dann aber in der Zeitung gelesen habe, dass es mangels geeigneter Bewerberinnen ein Jahr lang gar keine Fränkische Weinkönigin geben könnte, habe sie beschlossen, schon jetzt anzutreten. Denn die Tradition sollte nicht unterbrochen werden.
Zum Weinbau ist Eva Brockmann vor sieben Jahren durch einen Zufall gekommen. "Damals habe ich für mein Fachabitur einen Praktikumsplatz gesucht." Da sie gerne im Freien arbeite und ihre Mutter Landschaftsgärtnerin ist, habe ihr Vater vorgeschlagen, das Praktikum bei einem Winzerbetrieb zu absolvieren. Brockmanns Wahl fiel auf das "Weingut Giegerich" in Großwallstadt (Lkr. Miltenberg), dem sie bis heute verbunden geblieben ist. Für Großwallstadt tritt die 23-Jährige jetzt auch als Kandidatin an.
Inzwischen hat Eva Brockmann ihre Ausbildung zur Winzerin im "Zehnthof Luckert" in Sulzfeld (Lkr. Kitzingen) abgeschlossen und steht kurz vor dem Ende ihres Studiums. Ihr gefalle an ihrem Beruf vor allem die Arbeit im Weinberg, sagt sie. Je mehr Liebe und Arbeit man dort hineinstecke, desto weniger Aufwand habe man später im Keller. Auch in ihrer Freizeit probiere sie gerne abends mit Freunden unterschiedliche Weine aus. Daneben seien Wandern und Yoga für sie der ideale Ausgleich zu ihrem Studium.
Der vielfältige Silvaner und der Spätburgunder aus Churfranken sind Eva Brockmanns Lieblingsweine. Sollte sie am Freitag die Krone holen, wäre sie die erste Weinkönigin seit 1974, die einen Weinort aus dem Landkreis Miltenberg vertritt. Bislang stellte die Region Churfranken erst zweimal die Fränkische Weinkönig, dafür 1958 mit Rosemarie Stolzenberger aus Klingenberg auch gleich noch die Deutsche Weinkönigin.
2. Linda Keller aus Ramsthal (Lkr. Bad Kissingen)
Seit über zehn Jahren gab es keine fränkische Regentin mehr aus dem Landkreis Bad Kissingen. Linda Keller aus Ramsthal will das jetzt ändern. Großgeworden ist die 23-Jährige auf dem elterlichen Weingut "Weinbau Keller". Nach ihrem Schulabschluss hatte sie sich aber zunächst gegen eine Laufbahn als Winzerin entschieden und eine Ausbildung zur Zahntechnikerin absolviert. Der Berufswechsel erfolgte aber wenig später - denn Linda Keller half immer öfter im elterlichen Weingut mit. "Außerdem hat mich interessiert, wie das Endprodukt Wein entsteht", sagt sie.
Seit dem Abschluss ihrer Winzerausbildung in Volkach auf "Schloss Hallburg" im September 2021 arbeitet die 23-Jährige als Weinbauerin im Weingut Zehntkeller in Iphofen (beides Lkr. Kitzingen). In der Berufsschule lernte Keller auch ihren aktuellen Lebensgefährten kennen. 2020 erfüllten sich die beiden mit dem Weingut Krauß in Abtswind (Lkr. Kitzingen) den Traum vom eigenen Weingut.
Die Idee für ihre Bewerbung als Fränkische Weinkönigin sei ihr sehr spontan gekommen, erzählt Keller. "Jedes Mädchen träumt irgendwann mal davon, wenn man so aufwächst wie ich." Wegen der geringen Vorbereitungszeit habe sie im ersten Bewerbungszeitraum aber noch gezögert. "Franken ohne Weinkönigin - das geht gar nicht!", antwortet Keller auf Nachfrage, warum sie sich schließlich doch zu diesem Schritt entschlossen habe.
Überzeugen will die 23-Jährige vor allem mit ihrem Fachwissen. Wichtig ist ihr aber auch, authentisch zu bleiben: "Dadurch, dass ich schon an mehreren Orten in Unterfranken gearbeitet habe, weiß ich einfach, wie das Lebensgefühl hier ist, wie die Leute zueinander sind. Ich glaube, ich kann das gut transportieren." Als Weinkönigin wolle sie den Menschen zeigen, wie viel Arbeit hinter einem guten Wein steckt - und besonders junge Leute für den Job begeistern. "Winzer sein, ist schon anstrengend. Man steht bei jedem Wetter draußen, aber es lohnt sich", sagt sie. Vater Rainer Keller ist sich sicher: "Linda wird die Leute vor allem durch ihr positives, offenes Auftreten von sich überzeugen."
3. Emmi Wendemuth aus Albertshofen (Lkr. Kitzingen)
Auch Emmi Wendemuth aus Albertshofen will Carolin Mayer beerben und dafür sorgen, dass die Krone im Landkreis Kitzingen bleibt. Und das, obwohl die 21-Jährige aus keiner Winzerfamilie stammt, kein Weingut im Hintergrund hat. Doch das schrecke sie nicht ab, sagt sie. Sie wolle stattdessen mit anderen Eigenschaften punkten.
Seit April 2019 ist Wendemuth Albertshöfer Weinprinzessin. "Dabei hatte ich die erste richtige Begegnung mit Wein, Weinbau und Winzern", erinnert sie sich. Inzwischen ist die 21-Jährige mit viel Wissen rund um das Thema ausgestattet. Ihre Erkenntnis: Die jungen Winzerinnen und Winzer, die sehr viel ausprobierten, seien auf die Hilfe der älteren angewiesen. Diese Zusammenarbeit der Generationen begeistert Wendemuth am Weinbau.
Die 21-Jährige arbeitet als Erzieherin mit jungen Menschen. Neben ihrem Beruf spielt sie Gitarre und im Spielmannszug der Feuerwehr auch Querflöte. Zudem reise sie gerne durch die Welt und tanze in der Prinzengarde des Faschingsvereins "Höpper-Elfer" in Albertshofen. Dort betreut Wendemuth zudem die Kindergarde. "Mit neun Jahren habe ich meine erste Büttenrede gehalten", erinnert sie sich.
Auch auf größeren Bühnen fühlt sich die 21-Jährige offenbar wohl: Nicht schüchtern stand sie etwa 2015 im Alter von gerade mal 14 Jahren bei der BR-Sendung "Wehe, wenn wir losgelassen" mit dem fränkischen Narrennachwuchs in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) mit einer Büttenrede auf der Bühne.
Wenngleich Wendemuth nicht aus einer Winzerfamilie stammt – ihre Familie ist aus Thüringen nach Franken gekommen –, die Liebe zum Frankenwein ist groß. Ihr falle es nicht schwer, auch andere dafür zu begeistern. "Auf die Menschen zugehen", lautet ihre Devise. Ihr Lieblingswein? Besonders der Silvaner beeindrucke sie, schmecke jeder Silvaner-Wein aus der Region doch anders – und sei deshalb so facettenreich wie Franken selbst.
Mitarbeit: Gerhard Krämer, Milena Meder