
Vor drei Jahren ist Tierschutzhündin "Hummel" bei Sophie Köhler eingezogen. Aus einer kroatischen Pflegestelle kam der damals offiziell fünf Monate alte Terrier-Mix nach Würzburg. "Ich habe mit einem verstörten Hund gerechnet, der sich erstmal versteckt", sagt die 24-Jährige über ihre erste Begegnung. Ihre "Hummi" sei aber gleich neugierig die Wohnung abgelaufen. Ihr Blick habe direkt gesagt: "Darf ich jetzt bleiben, oder was?"
Von Anfang habe die Hündin keine Angst vorm Rausgehen mitten in der Stadt gehabt. Anders als Sophie Köhler es erwartet habe – und anders als es ihr selbst damals ging. "Ich hatte eine depressive Phase", sagt sie rückblickend. "Es fiel mir schwer rauszugehen und ich hatte Panikattacken."
Mit Hündin und jahrelanger Therapie aus der Depression
Auch weil man mit Hund gezwungen ist, mehrmals am Tag rauszugehen, habe sie sich damals aktiv für einen Hund entschieden. Sie brauche keinen Zucht-Hund, der eine bestimmte Aufgabe erfüllen muss, sondern sehe den Hund als Alltagsbegleiter und Gefährte. Deswegen habe sie sich für einen Tierschutzhund entschieden. "Dort warten so viele Hunde auf ein tolles Zuhause." Bedenken habe sie kaum gehabt. "Ich bin ein sehr verantwortungsbewusster Mensch und kann meine Fähigkeiten gut einschätzen", sagt Köhler. "Ich wusste, ich schaffe das."
Sei sie damals panisch geworden, habe das ihre junge Hündin sofort gemerkt. "Sie hat das gespürt, sich an mich geschmiegt, meine Hände abgeleckt und mir gezeigt: Ich bin für dich da." Obwohl Köhler eigentlich glaubte, Hummel von der Straße zu retten, sei es fast schon andersherum gewesen, sagt sie. "Sie hat 1000 Mal mehr für mich getan." Ihre depressive Phase habe sie inzwischen überwunden – dank jahrelanger Therapie.
Der lange Weg, bis der Würzburgerin eine Hündin aus dem Tierschutz vermittelt wird
Die Entscheidung für einen Hund und der Prozess bis zur Vermittlung, habe mehrere Monate gedauert, sagt Köhler. Vermittelt wurde die Adoption vom Verein "Fellkinder in Not" aus Margetshöchheim. Denen habe die Kommunikationsdesign-Studentin ihre Lebensumstände bei einem Kontrollbesuch zu Hause detailliert geschildert: Zwei-Zimmer-Wohnung im dritten Stock, Innenstadt, kein Partner, ein Mitbewohner. Mit ihrer Fakultät habe sie außerdem abgesprochen, dass sie einen Hund mit in die Seminare nehmen dürfe.

Die genauen Lebensumstände vor der Auswahl eines Hundes ehrlich zu schildern, war für die Würzburgerin sehr wichtig. Zu oft würden Tierschutzhunde in Tierheimen landen, weil die Ansprüche der Hunde nicht passen. Köhler sagt, sie habe deswegen darum gebeten, dass der Verein ihr Hunde vorschlägt, die zu ihren Umständen passten. Gleich für die erste Hündin, ihre "Hummi", habe sie sich entschieden. 320 Euro habe die Adoption letztlich gekostet.
Allergie führt zu Problemen mit dem Fressen beim Tierschutzhund in Würzburg
Hunde aus dem Tierschutz, von der Straße oder großen Tierheimen bringen häufig Auffälligkeiten und Probleme mit sich. Köhler berichtet, dass es auch mit Hummel nicht immer leicht sei. "Wir hatten richtig lange Probleme mit dem Futter." Hummel habe irgendwann fast komplett aufgehört zu fressen. "Ich habe alles Mögliche probiert, aber nichts hat geholfen", sagt Köhler. "Auch für mich war das total schlimm."
Erst eine tierärztliche Ernährungsberatung habe die Wende gebracht. Über eine Ausschlussdiät habe sie herausgefunden, dass ihre Hündin offensichtlich eine Geflügel-Allergie hat. Deswegen habe die Hündin Fressen automatisch mit Bauchschmerzen verbunden. Inzwischen habe sie deswegen das Futter auf gekochtes Frischfleisch, Obst, Gemüse, leichtverdauliche Kohlehydrate und Zusätze wie Öle umgestellt. Seitdem sei das kein Problem mehr. Und: "Mir macht es total Spaß, für sie zu kochen."
Häufige Probleme bei Hunden aus dem Tierschutz: Angst und Alleinebleiben
Im Gegensatz zu vielen Hunden aus dem Tierschutz sei Hummel kaum ängstlich. "Sie kann auch gut mit anderen Hunden, bellt nicht", sagt die Studentin. Nur könne sie manchmal eifersüchtig auf andere Hunde werden – besonders in Innenräumen und wenn Futter im Spiel ist. "Sie hat sich an ihr Prinzessinnenleben gewöhnt."
Ebenfalls eine häufige Schwierigkeit bei Tierschutzhunden: alleine bleiben. Auch für Hummel sei das ein Problem, sagt Köhler. "Sie macht zwar nichts kaputt, aber sie wird unruhig." Das hätten die beiden aber monatelang intensiv trainiert. Inzwischen habe sie eine kleine Kamera mit Lautsprecher in der Wohnung. "Mit einer App sehe ich live, wie sie vor der Tür sitzt und kann sie auf die Decke schicken."
Würzburgerin fährt mit dem Hund im Rucksack Fahrrad
Weil ihrer Hündin das Alleinbleiben schwerfalle, nehme Köhler sie fast überallhin mit hin – gern auf dem Rad. Weil der Terrier-Mix zu schwer für einen Korb sei, fahre Hummel angeschnallt und gesichert im Rucksack mit. Und um einer Augenentzündung durch den Fahrtwind vorzubeugen, trage sie dabei eine kleine Schutzbrille.
Sophie Köhler würde sich immer wieder für einen Hund aus dem Tierschutz entscheiden. "Ich bin so froh, dass ich das damals gemacht habe – obwohl es auch ein Risiko war", sagt sie. Rückblickend würde sie ihn zwar erstmal probeweise zur Pflege vor der endgültigen Adoption aufnehmen. Aber an ihrer Entscheidung für ihre Hündin hat sie keine Zweifel: "Hummel ist der beste Hund der Welt", ist sie überzeugt, "aber das sagt ja jeder über seinen Hund."
Viel Glück und Erfolg weiterhin für Euch beide👍🍀👍🍀