In Sachen Schadstoffbelastung hat Oberbürgermeister Christian Schuchardt keinen leichten Job. Denn einerseits fordern viele Bürger, dass die Luft besser wird. Aber andererseits wollen wenige deswegen auf ihr Auto verzichten. Im Interview erklärt der OB, wie die Verkehrswende in Würzburg gelingen soll.
Christian Schuchardt: Unabhängig vom Ausgang des aktuellen Gerichtsverfahrens bin ich nicht gelassen, weil es um die Menschen geht, die in Grombühl oder an anderer Stelle in der Stadt wohnen und sich um ihre Gesundheit sorgen. Ihnen geht es nicht darum, ob der Grenzwert bei 30, 40 oder 50 liegt. Sondern sie wollen verständlicherweise die bestmögliche Luftqualität. Darum kümmern wir uns intensiv und werden weiterhin alles der Stadt Mögliche unternehmen.
Schuchardt: Ich gehe davon aus, dass die Deutsche Umwelthilfe sich nicht durchsetzen kann, weil das Dieselfahrverbot nicht verhältnismäßig wäre. Aber vor Gericht ist man auf hoher See.
Schuchardt: Eine Entlastung dort würde aber durch den Verdrängungsverkehr zu einer Verschlechterung im übrigen Stadtgebiet führen. Das wäre kontraproduktiv. Dazu kommt die Kontrollierbarkeit. Wir sehen diese Problematik gerade in Stuttgart, wo das gesamte Stadtgebiet für Euro-4 Dieselfahrzeuge gesperrt ist, was aber kaum kontrolliert werden kann. Außerdem finde ich es fraglich, ob man Dieselbesitzer dafür bestrafen darf, dass sie – vielleicht sogar im Glauben, sie tun der Umwelt etwas Gutes – das aus heutiger Sicht falsche Auto gekauft haben.
Schuchardt: Bei beiden Arten von Fahrverboten, grüner Zone für alle Antriebssysteme oder streckenbezogene Sperrung für Dieselfahrzeuge, handelt es sich um eine ultima ratio als letztes Instrument der Luftreinhaltung. Mit Hilfe der Umweltzone könnten alte Fahrzeuge – gleich ob Diesel oder Benziner – ausgesperrt werden und so erreicht werden, dass nur neue, umweltfreundliche in die Stadt einfahren. Aber die Luftqualität hat sich verbessert, so dass die Regierung von Unterfranken keine rechtliche Grundlage gesehen hat, das Instrument einzusetzen.
Schuchardt: Es gibt in Würzburg eine Messstation des Bayerischen Landesamtes für Umwelt am Stadtring Süd, die kontinuierlich und sehr genau die Belastung der Luft mit Stickstoffdioxid erfasst. Der gemessene Jahresmittelwert ist dort von rund 45 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft in den Nullerjahren auf 38 Mikrogramm im Jahr 2017 und 33 Mikrogramm 2018 gefallen. Dies zeigt, dass es eine deutliche Entlastung gibt. Für den Luftreinhalteplan der Regierung und damit für die Einführung einer Umweltzone ist die Messstation am Stadtring Süd relevant.
Schuchardt: Durch die verschiedenen Methoden zur Erhebung der Luftbelastung wissen wir, dass die Grenzwerte in Würzburg nahezu flächendeckend unterschritten sind. Es gibt ein paar wenige kritische Abschnitte an der Nordtangente und am Abschnitt Bahnhof-Textor-Theaterstraße. Dort wird mit Passivsammlern gemessen, die etwas ungenauer sind als die ortsfeste Messung am Stadtring Süd. Sie liefern aber eine Orientierung. Es ist unsere Aufgabe, die Belastung auch an diesen beiden Abschnitten schnellstmöglich zu senken. Hier sind wir auf dem guten Weg.
Schuchardt: Der Einbau von Filtern in unsere Busflotte wird die Emissionen vor Ort bereits im zweiten Quartal 2019 enorm senken. Ansonsten haben wir eine Fülle von Einzelmaßnahmen beschlossen, die in der Summe die Luftqualität verbessern wird. Das geht vom Ausbau der Radwege, über die Verbesserung des ÖPNV-Tarifsystems bis zum Bau von Park & Ride-Plätzen.
Schuchardt: Im Oktober hat der Stadtrat im Ausschuss für Planung, Umwelt und Mobilität beschlossen, dass acht Standorte untersucht und auf ihre Umsetzbarkeit geprüft werden. Diese Ergebnisse werden dann wieder dem Stadtrat vorgestellt.
Schuchdart: Die Stadt Würzburg wird sich grundsätzlich rechtstreu verhalten. Wenn es zu Dieselfahrverboten durch das Gericht und dann auf Anweisung der Regierung kommen sollte und wir in der Verantwortung stehen, würden wir diese auch umsetzen.
Schuchardt: Wir sind ja in dem Prozess nur als Beigeladene beteiligt. Die Klage richtet sich an den Freistaat Bayern beziehungsweise die Regierung von Unterfranken, die die Hoheit über die Luftreinhaltung der Stadt hat. Maßnahmen, um den Stickoxidausstoß zu senken, haben wir im Rahmen des Luftreinhalte- und des Green City Plans angestoßen. Neue Ideen könnten wir jederzeit aufnehmen.
Schuchardt: Es geht nicht um eine Verteufelung des Autos. Es wird immer Leute geben, die darauf angewiesen sind, sei es aus körperlichen Gründen, weil es Einkäufe zu transportieren gilt oder weil sie in Landkreisgemeinden mit schlechter ÖPNV-Anbindung wohnen. Es sollten mehr Würzburger, bei denen der Bus vor der Haustür hält, in diesen einsteigen und ihr Auto stehen lassen. Das gilt auch für Stadträte auf der Keesburg, wo der Bus mehrfach in der Stunde hält oder auch für mich persönlich, wobei ich lieber Rad fahre.
Am Sanderglacis probieren wir gerade aus, das komplett freie Parken am Ringpark durch Vier-Stunden-Parkscheibe und Bewohnerfrei-Parken zu ersetzen. Damit verknappen wir dort zwar das Angebot an zeitlich unbegrenzten Parkplätzen, gewinnen aber Parkplätze für Leute, die in der Stadt einkaufen oder zum Arzt gehen wollen. Das reduziert das Parksuchverhalten in der Innenstadt und ist auch gut für den Einzelhandel. Wenn das gut läuft, werden wir das entlang des Ringes bis zum Quellenbachparkhaus ausweiten.
Schuchardt: Alle Menschen wünschen sich Mobilität. Denn darauf, dass wir weiterhin bequem Arbeit, Sport oder Freunde erreichen können, will ja keiner verzichten. Und die Menschen wünschen sich, dass diese Mobilität möglichst sauber ist. Wir als Kommune können die Rahmenbedingungen dazu schaffen, indem wir zum Beispiel den ÖPNV verbessern. Dann aber liegt es am einzelnen, sich selbst etwas einzuschränken und das nicht nur von anderen zu fordern. Frei nach Kästner – und das gilt für jeden: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.
Schchuardt: Man muss bedenken, dass die Situation in Stuttgart eine besondere ist. Dort gilt das Fahrverbot für die gesamte Stadt, inklusive Autobahnzubringer. Das trifft Dieselbesitzer viel härter, als wenn es nur einige Steckenabschnitte sind, wie es zum Beispiel in Hamburg der Fall ist oder in Würzburg der Fall wäre. Generell gilt, man muss die Bürger durch Beteiligung sowie Informations- und Überzeugungsarbeit mitnehmen.
Man kann zu Alt-OB Weber stehen wie man will, hier hat er einfach recht. Es gibt immer weniger miteinander, es wird nur noch schwarz-weiß gedacht, Radfahrer und ÖPNV sind gut, Autos sind schlecht. Die aufgepinselten Radwege verstärken dies durch Trennung. Die freien Parkplätze werden immer weniger. Es werden Anwohnerparkplätze in einer Zahl verkauft, die es nicht gibt. Ich bin oft beruflich in Stadt und Umland unterwegs. Ich habe nicht die Zeit, bei den eng getakteten Kundenterminen auf Busse zu warten und dann ggf. noch ewig von der Haltestelle zum Kunden und wieder zurück zu laufen. Diese verschwendete Zeit zahlt mir niemand. Beim Autofahren kann ich Kundengespräche per Telefon (Freisprechen) führen, im Bus nicht. Da sind ein paar Knöllchen wg. Falschparkens billiger, vor allem kommt dieses Parkgeld ja wieder der Stadt zugute.
Also Leute: Bitte miteinander, nicht gegeneinander, dann funktioniert es auch wieder.
die grenzenlose Verkehrsfreiheit für sich und ihr Auto wollen muss der Wert dieser Freiheit künftig eben mehr Geld wert sein.
Eine lebenswerte Stadt ist nicht die Auto-gerechte Stadt, sondern eine Stadt in der Fußgänger und Fahrradfahrer Vorrang haben. Mit intelligenten P+R -Systemen und vernünftigen Preisen im ÖPNV können Städte diese Ausrichtung unterstützen.
das beobachte ich als "Anwohner zB in den ST Versbach, Lengfeld, oder die Zellerau.
Dort gibt es immer noch etliche Möglichkeiten=Parkplätze, die ganztags kostenlos beparkt werden können. Wer steht da und lässt Anwohnern in der Stadt KEINE Chance? Es sind Landkreisbewohner..... die das gute Busnetz nutzen und sich die Parkgebühren sparen. Park- und Ride-plätze gehören an den Stadtrand aufs Lkrs.-Gebiet. Da ist rund um die Stadt noch viel Platz vorhanden. Sonst sind die WÜer Bürger die "gearschten. Denn diese haben schon lange begriffen, dass man mit den Bus ins Stadtgebiet besser vorankommt. Und der ...... von der Keesburg begreift es auch noch.