Auch wenn man es nicht sieht: Würzburg ist schmutzig. Und das ist jetzt amtlich. Das Landesamt für Umwelt hat die Luftschadstoffe im Stadtgebiet Würzburgs gemessen und dabei festgestellt, dass die Werte für Stickstoffdioxid zu hoch sind. Den europaweit vorgegebenen Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter konnte die Stadt 2015 und 2016 im Jahresmittel nicht einhalten.
Stattdessen wurden 42 Mikrogramm gemessen. Die Ursache ist nach den Messungen des Landesamtes klar: beinahe 80 Prozent der Stickstoffdioxidbelastung kommt durch den Verkehr.
Die Regierung von Unterfranken und die Stadtverwaltung wollen nun handeln: Im Umwelt- und Planungsausschuss präsentierte Kommunalreferent Wolfgang Kleiner die Fortschreibung des „Luftreinhalteplans“.
Fahrverbot für alte Diesel
Geht es nach der Stadtverwaltung, soll bereits zum 1. März 2018 dem Diesel der Kampf angesagt werden. Dann soll eine Umweltzone der Stufe 3 errichtet werden. Diese soll die Bereiche innerhalb der Stadtringe, Teile von Grombühl und den Stadtring Nord umfassen – Gebiete, in denen die Stickstoffdioxidbelastung am höchsten ist.
Damit auch Fahrzeuge ohne Plakette die Stadt umfahren können, soll der Stadtring Süd aber nicht betroffen sein. Betroffene Fahrzeuge aus dem Westen müssten die Innenstadt umfahren, zum Beispiel über die Mergentheimer Straße – und würden den Verkehr dort verstärken.
Nur noch mit grüner Plakette
Eine Umweltzone der Stufe 3 erlaubt nur noch PKW mit grüner Plakette. Diesel-Fahrzeuge müssen die Abgasnorm Euro 4 erfüllen, oder Euro 3 samt Partikelfilter. Die Stadt verspricht sich eine direkte Senkung der Stickstoffdioxidbelastung von vier Prozent im Bereich der Zone. Hinzu kommt noch eine Verbesserung im ganzen Stadtbereich.
Nach Kleiners Angaben wären von einem Fahrverbot etwa zehn Prozent der Diesel-PKW, 36 Prozent der schweren Nutzfahrzeuge und 56 Prozent der leichten Nutzfahrzeuge betroffen. Ausnahmen gibt es zum Beispiel für Oldtimer, Zweiräder oder Fahrzeuge zur lebensnotwendigen Versorgung.
Anwohner und Gewerbetreibende sollen bei nichtumrüstbaren Fahrzeugen eine Ausnahmeregelung für ein Jahr erhalten. Auch soziale Härtefälle sind für Sonderrechte im Gespräch.
Beschluss wohl erst im Sommer
Umstritten dürften auch die Einführung neuer Tempo-30-Zonen aufgenommen werden. Noch in diesem Jahr sollen nach dem vorläufigen Aktionsplan folgende Bereiche betroffen sein: Ludwigstraße, Bahnhofstraße – Textorstraße – Theaterstraße (Haugerpfarrgasse bis Ludwigstraße), Grombühlstraße (Senefelderstraße bis Auverastraße), Sanderglacisstraße (Ludwigskai bis Sanderstraße), Haugerring und Röntgenring (Neutorstraße bis Klinikstraße), Gerberstraße, Rottendorfer Straße (Dürerstraße bis Konradstraße) und die Schweinfurter Straße (Urlaubstraße bis Greinbergknoten). Da verspricht sich die Stadt nicht nur eine Verbesserung beim Lärm, sondern auch bei der Luftqualität.
Weitere Standbeine im Luftreinhalteplan sind zum Beispiel die Erweiterung des Straßenbahnnetzes durch die Linie 6 zum Hubland und die Ausweitung der Linien 1 und 5, Modernisierung des ÖPNV sowie die Förderung des Radverkehrs und alternativer Mobilitätskonzepte.
Die Stadt muss handeln
Aufgrund der Gesetzeslage ist die Stadt verpflichtet, die Grenzwerte der Stickstoffdioxide möglichst schnell wieder einzuhalten. Das vorgestellte Konzept war nur eine erste Lesung. Daher werden noch zahlreiche Änderungen sowie Diskussionen mit den Bürgern erwartet. Der Stadtrat befasst sich damit am Donnerstag. Ein Beschluss dürfte nicht vor der politischen Sommerpause folgen.
Neben Feinstaub gilt Stickstoffdioxid in Ballungsräumen als besonders schädlich. Es kann zu Atemwegserkrankungen führen und das Risiko bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.
Vielleicht sollte man das existierende Durchfahrtverbot für LKW mal über längere Zeit kontrollieren und dann die Belastung messen? Stadtring Nord wird ebenso als Stauumfahrung und km-Einsparung benutzt. Auch hier einfach mal einen Kennzeichenabgleich bei LKWs zwischen Grombühlstrasse und Hettstädter Steige bei gleichzeitiger Dokumentation des zur Messzeit aktuellen Autobahnverkehrs durchführen? Das würde dann zumindest mal in Richtung Ursachenforschung gehen und nicht wieder mal ein "pauschales Draufhauen" auf den Individualverkehr darstellen.
Kessellage wurde schon angesprochen, Inversionswetterlage hatten wir in den letzten Monaten auch ziemlich oft, weswegen der Feinstaub nicht entweichen konnte. Und zu wenig Regen.
Und, das mag die Fans der Umweltzone stark enttäuschen: Stuttgart hat eine Umweltzone. Und seit Sommer immer wieder Feinstaubalarm. Der hat es sogar zu internationaler Berühmtheit gebracht als Clarkson, Hammond und May für Grand Tour dort Station gemacht haben
Der Feinstab und die Giftstoffe entweichen auch nicht einfach so aus der Stadt und sind dann „weg“, sie werden nur verteilt. Wo sollen sie auch sonst hin? Immer daran denken: wir sitzen alle im selben Boot. Es geht nichts raus und geht nichts weg. Und auch hier ein Zitat, diesmal von Fredl Fesl: „Am 31. Geht die Welt unter!“. „Mir egal, ich bin da im Urlaub.“
Stattdessen wurden 42 Mikrogramm gemessen. "
Und wenn der festgesetzte Wert bei 45 Mikrogramm liegen würde, dann wäre Würzburg wieder eine saubere Stadt............
Alles nur "eine riesige Luftblase"
Natürlich hätte der Mittlere Ring seinerzeit weiter auf die Höhen kommen sollen - was m.W. auch ernsthaft diskutiert wurde -, aber damals hatte man noch (berechtigte!?) Angst, dass dann weniger Menschen in die Stadt kämen.
Stellen Sie sich mal eine halbe Stunde in eine geschlossene Garage mit einem Auto mit laufendem Motor. Gerne auch eines mit Abgasnorm Euro 3 samt Partikelfilter, Euro 4, 5 und 6, die ja weiterhin nach Wü rein fahren drürfen. Viel Spass!
Ist ja alles nicht so wild, das bischen Abgas und Feinstaub.
Jedes Auto ist eine Giftschleuder. Wenn dann noch gesetzliche Abgasvorschriften um das zig fache überschritten werden, siehe Dieselskandal, dann ist es nur legitim, wenn Städte da einen Riegel vorschieben, zu Wohle der Menschen.
Und wenn man die Stadtringe Nord und Süd, allen voran aber den Stadtring Süd mit in die Umweltzone einbeziehen würde, dann könnte man somit (hoffentlich) auch den überflüssigen Durchgangsverkehr aus der Stadt verbannen.
Und um den öffentlichen Nahverkehr zu fördern, sollte man vielleicht einmal darüber nachdenken, eine Art Regio S-Bahn zu installieren, damit noch mehr Pendler auf diese Art der Fortbewegung umsteigen.
In großen Teilen von Tirol mit Innsbruck als Zentrum gibt es eine solche S-Bahn, mit der man von Kufstein ohne Umsteigen bis zum Brenner fahren kann. Und Innsbruck ist Einwohnermäßig so groß wie Würzburg.
Vom Ausbau des Straßenbahnnetzes rede ich jetzt erst gar nicht.
Und vielleicht ist auch der Pisamover eine Option für Würbzurg, zumindestens in den Außenbezirken und auch als Zubringer gedacht.
Auch wenn ich eine Umweltzone für Würzburg sehr begrüße, frage ich mich, warum diese "nur" die Innenstadt gelten soll und nicht für das gesamte Stadtgebiet, zumindestens aber für die Gebiete, die im Maintal liegen, also in der "Kessellage".
Gerade die Stadtringe Nor und Süd sind dermaßen durch den Verkehr, zu dem ein sehr hoher Anteil Durchgangsverkehr ist, überdurchschnittlich belastet, dass gerade dort eine Umweltzone sinnvoll, um überflüssigen (Durchgangsverkehr) aus der Stadt rauszuhalten. Diese Belastung gilt auch für die Achse Höchberger Straße und Wörthstraße.
Zwar befindet sich in München die Umweltzone innerhalb des Mittleren Rings, in Stuttgart dagegen, Stuttgart ist von der Topographie mit Würzburg vergleichbar, ist das gesamte (!!) Stadtgebiet Umweltzone, auch in den Außenbezirken, die auf der Höhe liegen und von der Kessellage betroffen sind.
Sie verwechseln da was. Demokratie ist in erster Linie Vielfalt (Meinung, Glauben, etc.) und eben nicht Gleichheit, trotzdem müssen die Grundrechte bei all der Individualität beachtet und auch vom Staat durchgesetzt werden.
Art. 2 Abs. 2 Grundgesetz garantiert dem Bürger "... das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. ..."
Das Grundgesetz wiegt schwerer als dieses eigentlich nicht vorhandene aber immer wieder eingeforderte angebliche Recht auf individuelle Mobilität.
Die Freiheit des einen endet da, wo die des anderen beginnt.
Wie sieht es aus an den städtischen Anlegestellen für Kreuzfahrtschiffen mit Schiffsdiesel, ist angedacht, dort nur noch Schiffe anlegen zu lassen, die Umweltnormen erfüllen.
Das sind Fragen, die ich mir gewünscht hätte, dass sie von der MP gestellt worden wären.