
Ob mit traditioneller Blasmusik, munterem Swing oder Chorkonzerten – die Veranstaltungsreihe "Musik an der Furt" soll Samstagvormittag Leben in die Ochsenfurter Altstadt bringen. Und das Konzept geht auf. Von im Schnitt etwa 200 Zuschauerinnen und Zuschauern spricht Organisatorin Renate Lindner. Doch nicht alle profitieren vom Erfolg der Konzertreihe. "Wenn ich Pech habe, schaue ich zwei Stunden lang Leute von hinten an", sagt Renate Drach. Seit 2018 betreibt sie die Kräuterstube, einen kleinen Laden direkt gegenüber der Furt und verkauft dort etwa Gewürze und Tees, Honig und Sirup.
Der Samstag sei für sie immer ein wichtiger Verkaufstag gewesen, auf den ein Drittel bis die Hälfte ihres Umsatzes entfalle, sagt Drach. Die Stunden am Vormittag seien ihre Hauptgeschäftszeit. Doch die Konzertreihe, wenige Meter von ihrem Laden entfernt, mache ihr an diesem Wochentag regelmäßig Probleme, sagt die Geschäftsfrau. Der Grund: Das Publikum von "Musik an der Furt" halte sich häufig direkt vor ihrem Schaufenster und dem Eingangsbereich der Kräuterstube auf. Der Blick auf ihre Auslagen werde verdeckt.
Kräuterstube profitiert von "Musik an der Furt" nicht
"Gerade Touristen nehmen meinen Laden so viel weniger war", schildert Drach das Problem. Im Vergleich zu Samstagen ohne Musik vor der Kräuterstube falle das deutlich auf. "Die Argumentation, viele Menschen in der Stadt bedeutet auch mehr Umsatz für die Geschäfte, stimmt zumindest für die Kräuterstube nicht." Und komme doch jemand in ihr Geschäft, sei es so laut, dass es anstrengend werde, mit den Kundinnen und Kunden zu sprechen, sagt Drach. "Dabei steht eine gute Beratung bei mir im Vordergrund."
Auch wenn es ihr nicht leicht falle, ziehe sie deshalb nun Konsequenzen: "Schweren Herzens habe ich beschlossen, bis Ende Juli samstags nicht mehr zu öffnen", sagt sie. Eine Ausnahme wolle sie an Regentagen machen, wenn ein weniger großes Publikum bei "Musik an der Furt" zu erwarten ist.
Kein leichter Schritt für Renate Drach. Schließlich sei nicht immer gleich viel los vor ihrem Laden und so das Problem auch nicht an jedem Samstag gegeben. Doch eine Anfahrt von einfach mehr als 20 Kilometern lohne sich für sie nicht, wenn dann kaum jemand in ihren Laden käme, sagt sie.
Organisatorin Renate Lindner spricht von ausschließlich positivem Feedback
Renate Lindner, die "Musik an der Furt" 2016 ins Leben gerufen hat und bis heute organisiert, kann Drachs Probleme nur bedingt nachvollziehen. "Sie ist die einzige, die sich beschwert", sagt die CSU-Stadträtin. "Das Feedback ist von allen sehr positiv."
Und auch der Versuch, Menschen in die Stadt zu holen, funktionierte gut, sagt sie. "Wir haben viele Gruppen aus dem Gau, die dann auch Freunde und Familie mit in die Stadt bringen." Ihren Erfahrungen nach profitieren davon auch Gastronomie und Geschäfte in der Altstadt.

Ist Renate Drachs Problem also ein Einzelfall? Unwahrscheinlich ist das nicht. Denn abgesehen vom benachbarten Kaufhaus Juks befindet sich kein Laden so unmittelbar im Umfeld der Veranstaltung wie die Kräuterstube. "Uns stört die Musik nicht", sagt dessen Senior-Chefin Maria Juks. Mal sei in ihrem Geschäft mehr los an einem Samstag, mal weniger. Das gleiche sich aus, ist sie sich sicher. "Aber wir haben auch ein anderes Sortiment als Frau Drach."
Verlegung auf die Mittagszeit ist für Lindner keine Option
Grundsätzlich habe auch sie nichts gegen die Veranstaltungreihe und freue sich, wenn andere davon profitieren, betont die Inhaberin der Kräuterstube. "Ich möchte nur auch in Ruhe mein Geschäft führen." Etwa eine Verlegung der Veranstaltung, die derzeit um 10.30 Uhr beginnt, auf die Mittagszeit würde ihr entgegenkommen, sagt sie. Allerdings sei eine Anfrage diesbezüglich ins Leere gelaufen.
Seinen Anfang habe die Reihe "Musik an der Furt" gerade deshalb gefunden, weil die Stadt früher an Samstagvormittagen in der Regel leer gewesen sein, sagt wiederum Renate Lindner. Deshalb halte sie es nicht für zielführend, die Zeit jetzt nach hinten zu verlegen. Auch darüber hinaus sehe sie momentan keinen Weg, Drachs Problem zu lösen. "Ich wüsste nicht, welche Maßnahmen wir ergreifen könnten", sagt Lindner.
Es gibt auch Anwohner, die im Sommer am Samstag früh flüchten. Es tönt schon mächtig, aber schön.
Mit der Lautstärke müsste man sich dann noch arrangieren. Ich kann das Problem jedenfalls gut nachvollziehen.
BTW: die Ladeninhaberin hat sich, anders als die CSU-Stadträtin behauptet, mitnichten beschwert. Sie hat die ziemlich nüchterne Feststellung getroffen, dass das Event ihr - nachweislich - eher schadet als nützt.
Aber Kolateralschäden waren den Christlichen schon immer eher gleichgültig...
Ihre Antwort ist eine Ohrfeige für jedes kleinstädtische selbständige Unternehmen.
So manche arbeiten(?) halt von 9 - 15 an einem wohltemperierten Schreibtisch ...
Ich verstehe nicht den Zusammenhang von Büroarbeiten zu meiner Aussage. Ich denke ein kleines Unternehmen - Geschäft muss am Ende des Monats ausrechnen wieviel Umsatz der Monat beschert hat. Wenn sie dann soviel Verlust hat - kann es entweder durch die anderen Monate ausgeglichen werden - oder es bringt sie in finanzielle Engpässe. In dem Artikel steht ja auch, das sie an den Samstagen mit gutem Wetter wenn Musik ist nicht aufmacht - zwecks Fahrtkosten.
Der kleine Unternehmer ist denen wurscht!