
Eine Veränderung steht im Ochsenfurter Stadtrat an. Stadträtin Renate Lindner, die bisher zur Fraktion der UWG gehörte, wechselt zur CSU. Diesem Schritt sei ein langer Entscheidungsprozess vorausgegangen, sagt sie im Gespräch mit der Redaktion. Dass Lindner und Bürgermeister Peter Juks, ebenfalls UWG, schon seit einiger Zeit nicht mehr das allerbeste Verhältnis zueinander haben, ist kaum zu übersehen. Das aber möchte Renate Lindner nicht kommentieren und schon gar nicht als Grund für ihren Fraktionswechsel verstanden wissen.
Vielmehr sei es der Umgang mit verschiedenen Themen gewesen, der ihr bei der UWG zuletzt nicht mehr gefallen und sie schließlich dazu bewogen habe, der Fraktion den Rücken zu kehren. Lindners Herz schlägt ganz besonders für kulturelle Themen. Die aber scheinen ihr bei manchen Kollegen in der UWG "nicht so angesagt". Zu wenig inhaltliche Auseinandersetzung gab es für ihren Geschmack beispielsweise bei der Neugestaltung des Osterbrunnens an der Furt oder das mögliche Engagement der Stadt beim Bratwurstfest.
Die Arbeitsweise der CSU-Fraktion gefällt Renate Lindner
Ebenso wie beim geplanten Neubaugebiet am Oberen Dümmersberg, das die 72-jährige Renate Lindner als ganz wichtiges Projekt für die Stadt bezeichnet. Im Juli soll es darüber einen Bürgerentscheid geben. Die CSU habe darüber mit anderen diskutiert, nach einem Kompromiss gesucht, sagt Lindner. "So sieht für mich Politik aus." Sollte bei der UWG Ähnliches stattgefunden haben, so habe sie davon zumindest nichts mitbekommen.
Die Stadträtin fragte sich, wie in anderen Fraktionen gearbeitet wird, und "hospitierte" daher bei der CSU, wo sie an einer Fraktionssitzung teilnehmen durfte. Wie dort über Themen diskutiert wurde, gefiel ihr. "Wir nehmen sie gerne auf", sagt CSU-Fraktionssprecher Wolfgang Karl gegenüber der Redaktion.
Der Wechsel fällt nicht leicht
Renate Lindner sagt von sich, sie sei schon immer politisch engagiert gewesen. Vor Jahrzehnten war sie einmal SPD-Mitglied gewesen. Dem Ochsenfurter Stadtrat gehört sie nun in der zweiten Wahlperiode an. Der UWG hatte sie sich angeschlossen, weil sie ausschließlich für Ochsenfurt arbeiten und nicht irgendwelchen Parteibeschlüssen verpflichtet sein wollte. "Es war die Unabhängigkeit, die mich zur UWG brachte", erzählt sie. In der Fraktion fühlte sie sich lange sehr wohl, schloss Freundschaften. Auch deshalb war der Wechsel für sie kein leichter Schritt.
Warum hat sie, das ehemalige SPD-Mitglied, sich nun ausgerechnet der CSU-Fraktion angeschlossen? "Die SPD von heute ist nicht mehr die SPD von damals", sagt sie. Und ganz ohne Fraktion im Stadtrat zu wirken, kommt für sie nicht in Betracht. Renate Lindner braucht bei ihrer Auseinandersetzung mit Stadtratsthemen den inhaltlichen Austausch mit anderen. "Die Gespräche und Sitzungen sind wichtig, um auch mal einen anderen Blickwinkel zu sehen." Dennoch wird Lindner - zumindest aktuell - nicht CSU-Mitglied.
Verwaltung prüft Auswirkungen auf die Ausschüsse
Der Stadtverwaltung hat sie ihre Entscheidung bereits mitgeteilt. Dort muss nun Fachbereichsleiter Gerhard Englert prüfen, welche Folgen der Fraktionswechsel nach sich zieht. Etwa, ob sich an der Besetzung der Ausschüsse etwas ändert. Renate Lindner gehört bislang dem Hauptausschuss und der Hellmut-Opas-Stiftung an. Mit ihrem Wechsel gibt es im Ochsenfurter Stadtrat künftig neun Mitglieder der CSU-Fraktion gegenüber sieben bei der UWG, zuzüglich Bürgermeister Peter Juks. Zuvor hatten beiden Fraktionen acht Stadträte angehört.
Juks, der 2007 seinerseits von der SPD zur UWG übergewechselt war, bedauert das Ausscheiden von Renate Lindner, da sie über zahlreiche Fähigkeiten verfüge und für die Stadt viel bewerkstelligt habe. Er sagt aber auch: "Es ist immer ein Geben und Nehmen." Sie habe, seit sie dem Stadtrat angehört, etliche ihr wichtige Projekte unter anderem auch mit seiner Unterstützung verwirklichen können. Sie müsse auf der anderen Seite aber auch akzeptieren, wenn einmal etwas nicht umgesetzt werden könne. Juks hält das nicht stattgefundene Brückenfest, für das sich Renate Lindner sehr eingesetzt hatte, für den Punkt, ab dem sich die Beziehung zwischen ihr und dem Bürgermeister merklich abgekühlt habe.
UWG verstimmt über Teilnahme an Fraktionssitzung
Für die UWG-Fraktion äußert sich in Absprache mit Fraktionssprecher Christof Braterschofsky Gerold Hohe. Dass Renate Lindner die UWG verlassen habe, sei schade, sagt Hohe, denn sie sei immer sehr aktiv und vor allem im kulturellen Bereich engagiert gewesen. Ganz kann Hohe ihre Beweggründe nicht nachvollziehen. "Sie fühlte sich wohl nicht gut informiert und zu wenig unterstützt." Das sei sicher zum Teil auch der Corona-Situation geschuldet gewesen, infolge derer Lindner nicht immer zu allen Sitzungen habe kommen können.
Deutlich verstimmt sei man in seiner Fraktion darüber gewesen, dass Renate Lindner statt an der UWG-Fraktionssitzung an der zeitgleich stattgefundenen Sitzung der CSU teilgenommen habe, sagt Hohe. Dass seine Fraktion stets Peter Juks unterstütze und seine Vorschläge nur abnicke, sei übrigens nicht richtig, so Hohe weiter. Auch dies habe Renate Lindner in der Vergangenheit kritisiert. "Es ist halt nun mal so, dass nicht immer alles geht und man nicht immer einer Meinung ist", sagt Hohe abschließend.