Leerstehende Läden in der Ochsenfurter Altstadt? Die gibt es, unbestreitbar. Aber es gibt auch zahlreiche Geschäfte, die sich mit viel Ideenreichtum und Engagement um ihre Kunden bemühen. Zwei davon, die "Kräuterstube" und "Verstrickt und zugenäht" in der Hauptstraße, zeichnete der bayerische Handelsverband HBE für ihre jeweiligen Konzepte nun mit dem Siegel "Top-Geschäft" aus. Was heißt das und was haben die beiden Inhaberinnen davon?
Sowohl Renate Drach, Inhaberin der Kräuterstube, als auch Monika Klein, die das Handarbeitsgeschäft "Verstrickt und zugenäht" betreibt, hatten sich beim HBE um die Zertifizierung beworben. Den Aufkleber für das Schaufenster sowie die Urkunde erhalten Ladenbesitzer aber nicht ohne entsprechenden Leistungsnachweis. Sie müssen darlegen können, dass in ihrem Geschäft die Kundenorientierung an erster Stelle steht, das Warenangebot ansprechend präsentiert und eine kompetente Beratung geboten wird. Auf ein schönes Ambiente wird ebenfalls Wert gelegt.
Fragebögen für die Kunden
Ob diese Voraussetzungen erfüllt werden, lässt der HBE durch eine Kundenbefragung ermitteln, die ein von ihm beauftragtes Unternehmen ausführt. Unter anderem werden die Kunden gefragt, warum sie in diesen Geschäften einkaufen und was ihnen dort besonders gut gefällt. In den beiden nun ausgezeichneten Ochsenfurter Geschäften hätten die Kunden die Fragebögen fleißig ausgefüllt, sagt Inge Bormann vom HBE. Sie war noch einmal nach Ochsenfurt gekommen, um die Urkunden und Aufkleber zu überreichen.
Allerdings hatte sie zuvor den beiden Geschäften bereits einen Besuch abgestattet, um sich selbst ein Bild vom Einkaufserlebnis dort zu machen. In der Kräuterstube hat sie vor allem das Warenangebot überzeugt, und die Beratung, die Renate Drach dazu anbietet. "Sie ist nämlich auch Biologin", verrät Inge Bormann. Und als solche wisse sie beispielsweise über die Wirkung der von ihr angebotenen Tees und Kräuter bestens bescheid.
Das Siegel gilt drei Jahre lang
Im Handarbeitsgeschäft "Verstrickt und zugenäht" sind Inge Bormann das Netzwerktalent und das Problemlösungsvermögen von Monika Klein besonders angenehm aufgefallen. Sie besorgt auf Kundenwunsch auch ausgefallene Dinge und leistet praktische Hilfestellung, beispielsweise beim gemeinsamen Stricken in ihrem Geschäft. Die Auszeichnung zeigt ihr, dass ihre Kunden ihr Angebot gut finden. "Für mich bedeutet das Wertschätzung", sagt sie und ergänzt lachend: "Ich bin eben doch systemrelevant."
Dass mit dem Siegel wohl nicht zwangsläufig eine unmittelbare Steigerung der Einnahmen einhergehen wird, ist weder für Monika Klein noch für Renate Drach der entscheidende Punkt. Aber es ist eben, zumindest für Touristen, ein sofort sichtbarer Hinweis. Ihre Stammkunden wüssten ohnedies, was sie bei ihr erwarten könnten, sagt Renate Drach. Die Gültigkeit des Siegels ist zunächst auf drei Jahre befristet. Danach kann es "aufgefrischt" werden.