
Fast sechs Wochen nach dem Start der Weinlese ziehen Frankens Weinexperten eine erste Bilanz. Deutlich weniger Ertrag bei gleichbleibender Qualität, lautet das Fazit. Besonders gut sei der Silvaner mit den Spätfrösten klargekommen, so Artur Steinmann, Präsident des fränkischen Weinbauverbands. Er sei eben eine robuste Rebsorte für eine robuste Region.
Wie wird der Jahrgang 2024?
Der frühe Austrieb Anfang April und der anhaltende Frost am 22. und 23. April führten 2024 zu großen Ausfällen, in einigen Weinbergen gab es einen Totalausfall, so Ralf Schwarz, Kellerberater beim Bezirk Unterfranken. "Ganz gut ist es nicht", beschreibt Artur Steinmann das Weinjahr 2024. Dennoch sei er von Menge und Qualität positiv überrascht, sagt Steinmann, selbst seit 42 Jahren Winzer. Vor allem sei das Weinjahr sehr differenziert zu betrachten. Es habe Ausfälle gegeben, die an die Existenz von Betrieben gehen könnten, aber auch gute Qualitäten in überraschend großer Menge.
Wie hat das Wetter den Jahrgang geprägt?
Nach dem Spätfrost habe das Wetter gute Bedingungen für die Entwicklung des Weines geschaffen, so Christoph Ruck vom Weinbauring Franken. Der warme August und der stabile September hätten dafür gesorgt, dass selbst bei Frostschäden der zweite Austrieb teilweise gut habe gedeihen können. Die große Feuchtigkeit habe den Reben genützt, aber auch Pilzkrankheiten wie die Peronospera (Falscher Mehltau) begünstigt. Der warme August und der stabile September hätten dann nahezu optimale Bedingungen für den Wein geschaffen, so Kellerberater Schwarz.

Wie war der Jahrgang für die Winzer?
Vor allem arbeitsintensiv. Nach dem Frost hätten viele Rebstöcke einen zweiten Austrieb gebildet. Dadurch sei es zu unterschiedlichen Erntezeiten im gleichen Weinberg gekommen, so Matthias Mend von der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau. Die Feuchtigkeit hätte einen arbeitsintensiven Pflanzenschutz eingefordert. Viel Arbeit bei geringeren Erträgen, so Schwarz. Zum Ausgleich sei das Lesefenster vom 2. September bis 6. Oktober dieses Jahr sehr groß gewesen, was den Winzern etwas Stress genommen habe.
Wie ertragreich war der Jahrgang 2024?
Mit 57 Hektoliter Ertrag pro Hektar (hl/ha) Weinberg ist der Ertrag weit unter dem Schnitt der vergangenen zehn Jahre (69,6 hl/ha - siehe Grafik), so Matthias Mend. Dennoch sei im Schnitt genügend Wein da. Öchslegrad und Säure würden auf dem Niveau der Vorjahre liegen.

Wie wird der Jahrgang für den Weintrinker?
Die Weine des Jahrgangs 2024 seien noch nicht vollständig vergoren, würden aber auf einen guten Jahrgang deuten, so Ralf Schwarz. Wieder einmal sei der Silvaner gut mit den Frösten klargekommen und habe wieder gut ausgetrieben. Silvaner und Riesling würden bei einem moderaten Alkoholgehalt einen präsenten und komplexen Eindruck machen, so Schwarz. Das schwierige Weinjahr 2024 belohne mit Weinen, die sich sehr aromatisch entwickelten, so Christoph Ruck vom Weinbauring Franken. Insgesamt könne der Weinjahrgang 2024 an den Jahrgang 2023 anknüpfen, so Mend und ergänzt: "Gerade bei den hohen Qualitäten, also den ersten Lagen und großen Gewächsen kann es einige sehr hochklassige Weine geben."
Wird der Wein teurer?
Aufgrund der geringeren Menge und der Mehrarbeit müssten die Preise eigentlich steigen, so Artur Steinmann. Dies könne man aktuell am Markt aber schwer durchsetzen, sind sich Mend und Steinmann einig. Der Leiter des staatlichen Hofkellers, Thilo Heuft, sieht das ein bisschen anders: "Wir werden in bestimmten Segmenten die Preise anheben müssen, um weiter wirtschaftlich arbeiten zu können", sagt er. Und er sei sicher, dass dies auch andere Betriebe so sehen würden.