Applaus für den neuen Weihbischof des Bistums Würzburg: Mehrmals klatschen am Donnerstag die Menschen im Kiliansdom gegen Ende des gut zweieinhalb Stunden dauernden Pontifikalamts. Paul Reder hält nach seiner Weihe eine Ansprache an die rund 1500 Mitfeiernden.
Applaus gibt es auch für Paul Reders Vorgänger Ulrich Boom. Er konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht mitfeiern. Reder ist sich sicher: Boom hat am heimischen Bildschirm seine Hand ausgestreckt und ihm die Hand aufgelegt. Das gehört zum liturgischen Ablauf der Bischofsweihe.
Lachend applaudieren die Menschen, als Paul Reder einem kleinen Mädchen für ihr Geschenk dankt. Rosalie heißt es. Sie gab ihm, als er sich als Pfarrer in den Kindergärten seines letzten Einsatzortes verabschiedete, ein Pferd. Sie hat es ausgeschnitten und bemalt. Reder hält das bunte Papier hoch. Rosalie habe ihm erklärt, Bischof Martin sei mit dem Pferd zum Bettler geritten. Deshalb brauche ein Bischof ein Pferd.
Zwei Schwestern sind eigens für die Weihe aus Abenberg angereist
Der neue Weihbischof und Titularbischof von Petina, der vor seiner Ernennung Teampfarrer im Pastoralen Raum Schweinfurter Mainbogen mit Sitz in Heidenfeld im Landkreis Schweinfurt war, erwähnt nicht, ob er bald, wie der heilige Martin, hoch zu Ross in die Pfarrgemeinden der Diözese kommt. Was ihn jedoch als Bischof kennzeichnet, sind die Insignien: Ring, Brustkreuz, Mitra, Stab.
Auch die beiden Franziska-Streitel-Schwestern Meinrada und Eberharda lachen und klatschen bei seiner Ansprache. Sie sitzen im Seitenschiff, kennen Paul Reder aus der Zeit, als sie in Mellrichstadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) tätig waren. Heute leben die Schwestern in ihrem Kloster in Abenberg südlich von Nürnberg.
Liebevolle Erinnerungen hätten sie an ihn. Als der Neugeweihte, begleitet von seinen beiden assistierenden Priestern, Domdekan Generalvikar Jürgen Vorndran und Pater Velangini Thumma, und ausgestattet mit allen Insignien segnend durch den Dom geht, strahlen ihre Augen.
Überreicht hat ihm diese Zeichen seines Amtes zuvor der Würzburger Bischof Franz Jung. Er ist der Hauptkonsekrator. Für den Ritus der Weihe stehen ihm als Konkonsekratoren der emeritierte Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann sowie der Erzbischof von Bamberg, Herwig Gössl, zur Seite.
Vor der Weihe wird die päpstliche Ernennungsurkunde verlesen
Zuletzt feierten die Gläubigen im Bistum Würzburg am 10. Juni 2018 die Weihe von Franz Jung im Kiliansdom. Sogar die Sonne scheint wie damals, erleuchtet den Altarraum. Bei dieser Feier an Christi Himmelfahrt bittet Domdekan Generalvikar Jürgen Vorndran Bischof Franz Jung um die Weihe von Paul Reder und verliest die päpstliche Ernennungskunde, ausgestellt am 25. März.
Anhand von neun Fragen legt Reder das Weiheversprechen ab. Während der Allerheiligenlitanei, ein großes Bittgebet, liegt er als Zeichen der Demut auf dem Boden. Zuerst legen ihm die drei Konsekratoren, dann alle weiteren zwölf Bischöfe die Hände auf den Kopf, unter anderem der emeritierte Bamberger Erzbischof Ludwig Schick. Er drückt ihm als besondere Geste auch kurz die Schulter.
Würzburgs Bischof Franz Jung freut sich über den neuen Weihbischof
Es folgen das Weihegebet, bei dem das Evangeliar über den Kopf Reders gehalten wird und die Salbung des Hauptes. Erst dann erhält Reder die Insignien, die auf seinen Wunsch Ministranten aus Heidenfeld herbeitragen. Zum Abschluss wird der Neugeweihte von allen Bischöfen umarmt. "Ich freue mich, Dich, lieber Weihbischof Paul, an meiner Seite zu wissen bei der geistlichen Erneuerung unseres Bistums", sagt Bischof Franz Jung.
Fanfaren ertönen. Es sind feierliche Momente, zu der auch die musikalische Gestaltung gehört. Auch sie würdigte Paul Reder dann am Ende in seiner Ansprache. Er hat selbst lange im Domchor gesungen.
Der neue Weihbischof dankt seiner Familie und seinen Freunden
Die Herzen der Menschen erreicht der neue Weihbischof, als er seiner Familie und seinen Freunden für ihre Zuneigung dankt. Es sei nur ein Satz, "aber für mich eine Welt".
Paul Reder stellt in seiner Ansage auch einen Bezug zu Christi Himmelfahrt her. Das liegt nahe an diesem Tag. Er spricht vom Abschied Jesu von dieser Welt, von der Versuchung zuvor, die eigene Unverzichtbarkeit auf Erden zu demonstrieren. Diese begleite auch die Kirche auf ihrem Weg durch die Zeit – und "in den Zeiten, wo sich der Verlust an Relevanz nicht nur statistisch fassen lässt, sondern auch von uns selbst erlebt wird", macht Reder auf die aktuelle Situation aufmerksam. "Pochen wir auf die eigene Unverzichtbarkeit oder sind wir bereit, die Entbehrlichkeit in den Augen vieler Menschen als Berufung und Sendung von Gott her zu verstehen?"
Reder kommt nicht laut daher, aber verbindlich, freundlich. "Er war immer so menschlich", erinnert sich Schwester Meinrada. Auf dem Kiliansplatz, wo nach der Weihe gefeiert wird, wartet sie mit Schwester Eberharda, dass sich der neue Weihbischof dazugesellt. Eine kurze, herzliche Begegnung ist in dem Trubel möglich. Mit diesem unverhofften Glücksmoment machen sie die Schwestern auf den Heimweg.