Immer wieder landen Menschen im Gefängnis, die nicht zu einer Haftstrafe, sondern zu einer Geldstrafe verurteilt worden sind. Wer die nicht bezahlt oder abarbeitet, muss ersatzweise hinter Gitter. Im August forderten über 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, das sogenannte "Erschleichen von Leistungen", worunter auch das Fahren ohne Fahrschein fällt, zu entkriminalisieren. Eine der Erstunterzeichnerinnen war Alexandra Appel vom Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität, die zuvor akademische Rätin auf Zeit an der Universität in Würzburg war und dort auch zum Thema Mobilität forschte.
Für die Wissenschaftlerin treffe die Kriminalisierung des Schwarzfahrens vor allem sozial benachteiligte Gruppen, die von Geld- und Freiheitsstrafen besonders hart getroffen werden. Mobilität ist laut Appel Voraussetzung für die gesellschaftliche Teilhabe, um Arzttermine wahrzunehmen oder soziale Kontakte zu pflegen. "Studien zeigen, dass ein Großteil der Betroffenen, die wegen Fahrens ohne Fahrschein inhaftiert werden, arbeitslos, obdachlos oder von psychischen Erkrankungen betroffen sind. Die Bestrafung verschärft somit bestehende soziale Ungleichheiten, anstatt sie abzubauen", so Appel.
Hohe finanzielle Belastung des Staates durch geringfügige Straftaten
Laut dem offenen Brief ist das "Fahren ohne Fahrschein eine der häufigsten Bagatellstraftaten". 2023 machte das "Erschleichen von Leistungen" rund drei Prozent der Gesamtkriminalität aus. Neben dem Fahren ohne Fahrschein sind häufig auch geringfügige Diebstähle von zum Beispiel Lebensmitteln Grund für Ersatzfreiheitsstrafen.
Laut dem Bayerischen Justizministerium liegen allein die Kosten, die pro Gefangenen in Bayern anfallen, bei rund 185 Euro pro Tag. Im vergangenen Jahr kamen in Bayern über 250.000 Hafttage durch die Ersatzfreiheitsstrafe zusammen. Somit kostete die Unterbringung der Menschen, die zu einer Geldstrafe verurteilt wurden über 46 Millionen Euro. In Unterfranken saßen Ende Juli 35 Menschen wegen einer Geldstrafe im Gefängnis, das entsprach etwa 4,8 Prozent der insgesamt inhaftierten Menschen.
Verschiedene Projekte sollen Ersatzfreiheitsstrafen verhindern
Bayern setze sich seit langem dafür ein, dass die Ersatzfreiheitsstrafe möglichst nicht vollstreckt werde, so das Justizministerium. Durch das Projekt "Schwitzen statt Sitzen" können Verurteilte seit dem Jahr 2005 die Ersatzfreiheitsstrafe durch gemeinnützige Arbeit abwenden. Außerdem gibt es auch Vermittlungsstellen, die den Verurteilten bei der Organisation von Ratenzahlungen unterstützen.
Durch diese Maßnahmen konnten im Jahr 2023 bayernweit 41.000 Hafttage vermieden werden, so das Justizministerium. Seit Februar hat sich zudem die Dauer der Ersatzfreiheitsstrafe halbiert, da ein Tag Ersatzfreiheitsstrafe nun der Geldstrafe von zwei Tagessätzen entspricht und nicht mehr nur einem Tagessatz.
Die "Initiative Freiheitsfond" kauft Gefangene frei
Die "Initiative Freiheitsfonds" sammelt Spenden, um bundesweit die Geldstrafe von Menschen zu bezahlen, die eine Ersatzfreiheitsstrafe wegen Fahrens ohne Fahrschein verbüßen. Nach dem Bezahlen werden die Inhaftierten sofort freigelassen. Seit 2021 hat die Initiative nach eigenen Angaben bereits über 1000 Menschen freigekauft. Darunter eine Person aus Unterfranken, die eine Strafe von 90 Tagen absitzen musste. Durch die Zahlung von 100 Euro habe man der Person zehn Hafttage ersparen können.
Wegsperren ohne Hilfe hat noch nie geholfen. Wahnsinn welchen Aufwand (200 Millionen Euro) Deutschland dafür betreibt.
https://www.tagesschau.de/inland/ersatzfreiheitsstrafen-101.html
https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/ersatzfreiheitsstrafen-100.html
Zukunft dieser
Kinder deren Mütter sowas vorleben.
Wer kein
Geld hat läuft oder fährt
Fahrrad. Armut oder zu wenig
Geld rechtfertigen Schwarzfahren keines Falles sonst macht bald keiner mehr den Finger krumm im Lande etwas zu Erwirtschaften und führt zum Selbstbedienungsladen für die Gesellschaft.
Wenn ich zu diesen Kleindelikten (die ich nicht verharmlosen möchte, bei denen man aber an die Ursachen ranmüßte) an die ganzen Steuerbetrügereien (100 Mrd. EUR Schaden in Deutschland lt. OECD-Studie) denke bekomme ich einen mächtigen Wutanfall.
könnte es sein daß Sie in der glücklichen Lage sind keine finanzellen Sorgen haben zu müssen? Das ist schön für Sie.
Das Beispiel mit dem Arztbesuch interessiert Sie nicht?
Es gibt Menschen, die an ihrer (eingeschränkten) Lebenssituation nur sehr bedingt etwas ändern können (siehe das Beispiel von Personen mit beeinträchtigem Gesundhsitszustand).
Kommen Sie bitte 'mal von ihren Wolkenkuckucksheim herunter ...
563 Euro pro Monat für Nahrung, Kultur, Verkehr, Kommunikation, Bekleidung, Gesundheitspflege, Bildung, uvw. sind verdammt wenig. Versuchen Sie mal 2 Monate mit 1000 Euro zu "überleben".
Mal abgesehen davon das das nicht stimmt - oder haben Sie für diese Behauptung eine Quelle - ist doch nicht das Problem das Bürgergeld sondern für diese Rentner die zu niedrigen Renten. Daneben gibt es auch noch Grundsicherung und Wohngeld für Rentner.
Fragen Sie mal solche Rentner, ob's denen besser geht wenn sie eine höhere Rente bekommen, oder wenn das Bürgergeld um ein paar Euro gesenkt wird.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1336998/umfrage/monatliches-nettoeinkommen-von-rentnern/
Das nächste Armutszeugnis für dieses Land ...
Eintreiben hinterzogener Steuern könnte helfen das zu ändern ...
Mit freundlichen Grüßen
Johannes Bullmann MPA