Krankenhäuser in Deutschland geraten durch eine unzureichende Finanzierung immer stärker unter Druck. Die Zahl der Insolvenzen steigt, jährliche Millionenverluste sind aufzufangen. Auch in Unterfranken ist die Lage angespannt, es kommt zu Verschiebungen.
Nach dem angekündigten Rückzug der Erlöserschwestern aus dem Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt und der Theresienklinik in Würzburg wurde zum Januar nun das Klinikum Würzburg Mitte (KWM) praktisch komplett von der Stiftung Juliusspital als dessen Hauptgesellschafterin übernommen. Spürbare Folgen für Patientinnen und Patienten oder Personal habe dies nicht, beteuert Oberpflegamtsdirektor Walter Herberth auf Anfrage.
Stiftung Juliusspital hält nun 98 Prozent am Klinikum Würzburg Mitte
Das KWM mit seinen 2400 Beschäftigten und 675 Betten war vor sieben Jahren aus der Fusion des Juliusspital-Krankenhauses und der Missioklinik entstanden. Die Gründungsanteile von 60 Prozent (Stiftung Juliusspital), 32 Prozent (Missionsärztliches Institut, heute "MedMissio") und acht Prozent (Verein Kinderklinik am Mönchberg) hatten sich seitdem leicht verschoben. Zuletzt hielt die Stiftung Juliusspital bereits gut zwei Drittel des KWM.
Wie Herberth der Redaktion bestätigt, hat die Stiftung nun weitere Anteile übernommen und steht bei 98 Prozent, jeweils ein Prozent verbleiben noch beim MedMissio und dem Kinderklinik-Verein. Eine rein symbolische Beteiligung?
Man sei seitens der Stiftung froh, die beiden anderen Gründungsgesellschafter "an unserer Seite zu haben. Mit dieser Lösung ist gesichert, dass diese nach wie vor ihre Expertise einbringen können", bemüht sich Herberth um Wertschätzung. Klar ist aber auch: Das – fast alleinige – Sagen im Klinikum Würzburg Mitte hat nun die Stiftung Juliusspital. Oder: Wer zahlt, schafft an.
Einzig die Stiftung war zuletzt in der Lage, die seit 2022 entstehenden Millionenlöcher im KWM zu stopfen. Neun Millionen Miese waren es vor zwei Jahren, ähnlich hoch war das Defizit laut Geschäftsführung im Jahr 2023. Aktuell sieht die Lage nicht besser aus. Bis eine Krankenhausreform greift, muss die Stiftung das Klinikum über Wasser halten.
Die beiden anderen Gesellschafter MedMissio und Kinderklinik-Verein konnten und können finanziell kaum etwas beitragen, um die Verluste auszugleichen. Deshalb mussten sie fast alle KWM-Anteile an die Stiftung Juliusspital abtreten. Diese Anpassung sei aus "Gründen des Stiftungsrechts" erfolgt, sagt Oberpflegamtsdirektor Herberth.
Er macht "einzig und allein die desaströse Klinikpolitik des Bundesgesundheitsministeriums" für diese Entwicklung verantwortlich. Herberth spricht von einem "Skandal", weil Kliniken ihren Betrieb nicht mehr refinanzieren können und die Stiftung Juliusspital "mühsam erwirtschaftete Mittel" endgültig verliere.
Stiftung Juliusspital: Keine Auswirkungen für Patientinnen und Patienten
Spekulationen, die Stiftung habe das gemeinsame Klinikum schon länger ganz übernehmen wollen, weist Herberth zurück: "Diese Veränderung war nicht beabsichtigt." Hintergrund seien einzig die durch die Krankenhauspolitik entstandene finanzielle Not und die zwingend notwendige Unterstützung durch die Stiftung. Der medizinische Betrieb des KWM und seiner Standorte, so versichert er, sei von den Verschiebungen in der Trägergesellschaft nicht berührt. Für Patientinnen und Patienten gebe es keinerlei Auswirkungen.
Und doch wird weiter nach Synergien der beiden Standorte am Mönchberg (Missio) und in der Innenstadt (Juliusspital) gesucht, zum Beispiel bei den Notaufnahmen. Für die Chirurgie wurde sie bereits 2017 am Juliusspital zusammengeführt. Gut möglich, dass es hier zu weiteren Verlagerungen kommt. Herberth bestätigt entsprechende Überlegungen, es gebe aber aktuell keine ausformulierten Pläne. Man müsse dabei die von der Bundesregierung geplante Reform der Notfallversorgung berücksichtigen.
Da geht nicht nur Expertise und ein Alleinstellungsmerkmal von Bord, da stellt sich auch die Frage, was da noch gestaltet werden soll, wenn er in dieser Position bleibt.
sehe auch ein anderes Problem: selbst in Krankenhäusern haben wir ja eine 2-Klassen-Gesellschaft, Privatpatienten werden immer noch bevorzugt gegenüber Kassenpatienten, was ich nicht richtig finde. Kranke sollten ohne Unterschied gleich behandelt werden.
Unser ganzes Gesundheitssystem ist so marode, ging schon an bei einem gewissen Herrn Spahn, jetzt bei Herrn Dr. Lauterbach nicht besser geworden, obwohl der letztere ja aus der Ärzteschaft kommt. Es müsste schon mehr für die Belange der Patienten getan werden.
Ärzte und Pflegekräfte tun natürlich alles zum Wohl der Patienten, habe ich gerade erst
wieder bei meinem Vater mitbekommen,der ein neues Knie bekommen hat. Aber diese "2 Klassen-gesellschaft" müsste zum Wohl aller Patienten abgeschafft werden. Jeder zahlt ja auch dafür. Oder liege ich da falsch?
Aus welchem Parteiprogramm mag das wohl sein?
"Das Solidarprinzip der GKV: Die Gesunden zahlen für die Kranken, die Jungen für die Alten, die Alleinstehenden für die Familien und die Einkommensstarken für die Einkommensschwachen. Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung entrichten Beiträge nach ihrer individuellen Leistungsfähigkeit, während sich ihr Leistungsanspruch – unabhängig von der Höhe der gezahlten Beiträge – allein nach ihrem individuellen Bedarf richtet. Dies ist der Kern des Solidarprinzips in der GKV."
https://www.bpb.de/themen/gesundheit/gesundheitspolitik/252233/das-solidarprinzip-in-der-gesetzlichen-krankenversicherung/