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Würzburg
Wegen Millionendefizit beim Betrieb: Stiftung Juliusspital übernimmt das Klinikum Würzburg Mitte fast komplett
Die letzten beiden Jahre musste die Stiftung Juliusspital Millionenbeträge zum Klinikbetrieb zuschießen. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Trägerschaft. Was dahintersteckt.
Die Missioklinik unter dem Dach des Klinikums Würzburg Mitte (KWM). Wegen der schlechten Krankenhausfinanzierung ist das KWM auf Millionenzuschüsse der Stiftung Juliusspital angewiesen.
Foto: Silvia Gralla | Die Missioklinik unter dem Dach des Klinikums Würzburg Mitte (KWM). Wegen der schlechten Krankenhausfinanzierung ist das KWM auf Millionenzuschüsse der Stiftung Juliusspital angewiesen.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:08 Uhr

Krankenhäuser in Deutschland geraten durch eine unzureichende Finanzierung immer stärker unter Druck. Die Zahl der Insolvenzen steigt, jährliche Millionenverluste sind aufzufangen. Auch in Unterfranken ist die Lage angespannt, es kommt zu Verschiebungen.

Nach dem angekündigten Rückzug der Erlöserschwestern aus dem Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt und der Theresienklinik in Würzburg wurde zum Januar nun das Klinikum Würzburg Mitte (KWM) praktisch komplett von der Stiftung Juliusspital als dessen Hauptgesellschafterin übernommen. Spürbare Folgen für Patientinnen und Patienten oder Personal habe dies nicht, beteuert Oberpflegamtsdirektor Walter Herberth auf Anfrage.

Stiftung Juliusspital hält nun 98 Prozent am Klinikum Würzburg Mitte

Das KWM mit seinen 2400 Beschäftigten und 675 Betten war vor sieben Jahren aus der Fusion des Juliusspital-Krankenhauses und der Missioklinik entstanden. Die Gründungsanteile von 60 Prozent (Stiftung Juliusspital), 32 Prozent (Missionsärztliches Institut, heute "MedMissio") und acht Prozent (Verein Kinderklinik am Mönchberg) hatten sich seitdem leicht verschoben. Zuletzt hielt die Stiftung Juliusspital bereits gut zwei Drittel des KWM.

Wie Herberth der Redaktion bestätigt, hat die Stiftung nun weitere Anteile übernommen und steht bei 98 Prozent, jeweils ein Prozent verbleiben noch beim MedMissio und dem Kinderklinik-Verein. Eine rein symbolische Beteiligung?

Man sei seitens der Stiftung froh, die beiden anderen Gründungsgesellschafter "an unserer Seite zu haben. Mit dieser Lösung ist gesichert, dass diese nach wie vor ihre Expertise einbringen können", bemüht sich Herberth um Wertschätzung. Klar ist aber auch: Das – fast alleinige – Sagen im Klinikum Würzburg Mitte hat nun die Stiftung Juliusspital. Oder: Wer zahlt, schafft an.

Einzig die Stiftung war zuletzt in der Lage, die seit 2022 entstehenden Millionenlöcher im KWM zu stopfen. Neun Millionen Miese waren es vor zwei Jahren, ähnlich hoch war das Defizit laut Geschäftsführung im Jahr 2023. Aktuell sieht die Lage nicht besser aus. Bis eine Krankenhausreform greift, muss die Stiftung das Klinikum über Wasser halten.

Sieht ein massives Versagen des Bundesgesundheitsministeriums bei der Finanzierung der Krankenhäuser: Walter Herberth, Oberpflegeamtsdirektor der Stiftung Juliusspital
Foto: Heiko Becker | Sieht ein massives Versagen des Bundesgesundheitsministeriums bei der Finanzierung der Krankenhäuser: Walter Herberth, Oberpflegeamtsdirektor der Stiftung Juliusspital

Die beiden anderen Gesellschafter MedMissio und Kinderklinik-Verein konnten und können finanziell kaum etwas beitragen, um die Verluste auszugleichen. Deshalb mussten sie fast alle KWM-Anteile an die Stiftung Juliusspital abtreten. Diese Anpassung sei aus "Gründen des Stiftungsrechts" erfolgt, sagt Oberpflegamtsdirektor Herberth.

Er macht "einzig und allein die desaströse Klinikpolitik des Bundesgesundheitsministeriums" für diese Entwicklung verantwortlich. Herberth spricht von einem "Skandal", weil Kliniken ihren Betrieb nicht mehr refinanzieren können und die Stiftung Juliusspital "mühsam erwirtschaftete Mittel" endgültig verliere.

Stiftung Juliusspital: Keine Auswirkungen für Patientinnen und Patienten

Spekulationen, die Stiftung habe das gemeinsame Klinikum schon länger ganz übernehmen wollen, weist Herberth zurück: "Diese Veränderung war nicht beabsichtigt." Hintergrund seien einzig die durch die Krankenhauspolitik entstandene finanzielle Not und die zwingend notwendige Unterstützung durch die Stiftung. Der medizinische Betrieb des KWM und seiner Standorte, so versichert er, sei von den Verschiebungen in der Trägergesellschaft nicht berührt. Für Patientinnen und Patienten gebe es keinerlei Auswirkungen.

Und doch wird weiter nach Synergien der beiden Standorte am Mönchberg (Missio) und in der Innenstadt (Juliusspital) gesucht, zum Beispiel bei den Notaufnahmen. Für die Chirurgie wurde sie bereits 2017 am Juliusspital zusammengeführt. Gut möglich, dass es hier zu weiteren Verlagerungen kommt. Herberth bestätigt entsprechende Überlegungen, es gebe aber aktuell keine ausformulierten Pläne. Man müsse dabei die von der Bundesregierung geplante Reform der Notfallversorgung berücksichtigen.

 
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  • Walter Seubert
    Wo ist der bundesweit anerkannte Tropenmediziner aus dem Missio mittlerweile beschäftigt? Soviel zum Thema Standort und Verlust von Expertise.
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  • Matthias Kemmer
    Herr Seubert, Sie wissen aber schon, dass der bekannte Experte immer noch als Repräsentant eines Miteigentümers in der Gesellschafterversammlung des KWM sitzt? Also weiter mitverantwortlich ist für das sinkende Schiff ist, das er grade verlassen hat.
    Da geht nicht nur Expertise und ein Alleinstellungsmerkmal von Bord, da stellt sich auch die Frage, was da noch gestaltet werden soll, wenn er in dieser Position bleibt.
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  • Matthias Kemmer
    Ich befürchte, dass doch recht bald das Ende der "Missio" kommen wird. Sie war ja jetzt schon nur noch ein "Standort". Schade aber vor allem wird es um die Kinderklinik sein. Das wird ein schwerer Verlust für viele!
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  • Klaus Fiederling
    gut, dass das Juliusspital in Würzburg so schnell reagiert hat, und das Krankenhaus der Erlöserschwestern übernimmt. Superlative für Schweinfurt. Danke Juliusspital!
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  • Walter Seubert
    Abwarten Herr Fiederling
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  • Ralf Eberhardt
    Beängstigend, was hier passiert. Ja, natürlich hat das für Patientinnen und Patienten keine Folgen, vorausgesetzt, sie sind es (geworden) im Sinne in einer der beiden Häuser aufgenommen. Dann werden diese in den beiden Teilen des KMW sicherlich weiterhin sehr gut behandelt. Aber es wird weitere strukturelle Veränderungen geben müssen, denn die Krankenhausreform vom Bund ist wohl eher auf eine Konzentration als den Ausbau von Standorten und Kliniken gerichtet.
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  • Klaus Fiederling
    @ralph Eberhardt:

    sehe auch ein anderes Problem: selbst in Krankenhäusern haben wir ja eine 2-Klassen-Gesellschaft, Privatpatienten werden immer noch bevorzugt gegenüber Kassenpatienten, was ich nicht richtig finde. Kranke sollten ohne Unterschied gleich behandelt werden.
    Unser ganzes Gesundheitssystem ist so marode, ging schon an bei einem gewissen Herrn Spahn, jetzt bei Herrn Dr. Lauterbach nicht besser geworden, obwohl der letztere ja aus der Ärzteschaft kommt. Es müsste schon mehr für die Belange der Patienten getan werden.
    Ärzte und Pflegekräfte tun natürlich alles zum Wohl der Patienten, habe ich gerade erst
    wieder bei meinem Vater mitbekommen,der ein neues Knie bekommen hat. Aber diese "2 Klassen-gesellschaft" müsste zum Wohl aller Patienten abgeschafft werden. Jeder zahlt ja auch dafür. Oder liege ich da falsch?
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  • Dietmar Eberth
    Ziel der Partei ist „eine solidarisch finanzierte Bürgerversicherung [GKV]“, in der jeder unabhängig vom Ein­kommen die Versorgung bekommen soll, die notwendig sei. In die Finanzierung einbezogen werden sollen demnach alle Bürger – auch Beamte, Selbständige, Unternehmer und Abgeordnete. Neben Löh­nen und Gehältern wollen die Partei auch Beiträge auf Kapitaleinkommen erheben.

    Aus welchem Parteiprogramm mag das wohl sein?
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  • Peter Schwagerus
    In diesem Zusammenhang müsste auch die beitragsfrei Mitversicherung der Ehepartner und Kinder in eine beitragspflichtige umgewandelt werden, so wie es in der privaten Krankenversicherung der Fall ist. Auf diese Weise könnten immense Einnahmen erzielt werden für Leistungen, die ohnehin schon von diesem Geld bezahlt werden. Verursacher-Prinzip. Dann müsste man eigentlich die Privatversicherten gar nicht mehr einbeziehen, denn die bezahlen bislang schon für "ihre" bezogenen Leistungen, ohne dabei die gesetzliche Krankenversicherung zu belasten. Im Gegenteil, sie bezahlen mit ihren gegenüber gesetzlich Versicherten bis zu dreifach höheren Arztrechnungen auch dafür, dass die Praxis oder das Krankenhaus noch ausreichend finanziert werden. Falls dieses Standbein (Privatpatienten mit ihren hohen Beiträgen - ohne Belastung der gesetzlichen Krankenkassen) angeschafft und in die gesetzliche Krankenversicherung integriert wird, ist der jetzige Versorgungsstand nicht mehr zu halten.
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  • Dietmar Eberth
    Das ist der falsche Weg. Sie wollen aus der GKV eine PKV machen. Das will Keiner und auch keine Partei will das. Das führt nur einseitig zu einer Mehrbelastung von Familien. Kommen Sie aus der Versicherungswirtschaft? 😏

    "Das Solidarprinzip der GKV: Die Gesunden zahlen für die Kranken, die Jungen für die Alten, die Alleinstehenden für die Familien und die Einkommensstarken für die Einkommensschwachen. Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung entrichten Beiträge nach ihrer individuellen Leistungsfähigkeit, während sich ihr Leistungsanspruch – unabhängig von der Höhe der gezahlten Beiträge – allein nach ihrem individuellen Bedarf richtet. Dies ist der Kern des Solidarprinzips in der GKV."
    https://www.bpb.de/themen/gesundheit/gesundheitspolitik/252233/das-solidarprinzip-in-der-gesetzlichen-krankenversicherung/
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  • Silke Müller
    SPD
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  • Dietmar Eberth
    und Grüne
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