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Würzburg
Wegen "Intrigen" und AfD: Daniel Halembas rechtsradikale Würzburger Burschenschaft Teutonia Prag vor Spaltung?
Einem internen Schreiben zufolge sagt sich ein Großteil der Alten Herren von der Würzburger Burschenschaft Teutonia Prag los. Was darin steht und was ein Unterzeichner sagt.
Das Grundstück der Würzburger Burschenschaft Teutonia Prag - hier bei einem Polizeieinsatz im Sommer 2020. Die Verbindung stand zuletzt wegen Ermittlungen gegen einige Mitglieder im Fokus.
Foto: Thomas Obermeier (Archivbild) | Das Grundstück der Würzburger Burschenschaft Teutonia Prag - hier bei einem Polizeieinsatz im Sommer 2020. Die Verbindung stand zuletzt wegen Ermittlungen gegen einige Mitglieder im Fokus.
Aaron Niemeyer
 und  Henry Stern
 |  aktualisiert: 08.03.2024 02:49 Uhr

Im Umfeld der rechtsradikalen Würzburger Burschenschaft Teutonia Prag gibt es Verwerfungen. Einem internen Schreiben zufolge hat sich ein Großteil der Alten Herren von der Verbindung losgesagt. "Wir halten die Fortführung des aktiven Betriebs in Würzburg aktuell für aussichtslos", heißt es darin. Veröffentlicht wurde das Schreiben am Sonntag von einer Freiburger Antifa-Webseite. Gegenüber dieser Redaktion bestätigte einer der genannten Unterzeichner die Echtheit der Stellungnahme.

Ermittler hatten im September 2023 wegen des Verdachts der Volksverhetzung und der Verwendung von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen das Anwesen der Würzburger Burschenschaft durchsucht. Dabei wurden den Ermittlern zufolge Waffen und Propagandamaterial der rechtsextremen Identitären Bewegung beschlagnahmt. Auch der AfD-Landtagsabgeordnete Daniel Halemba gehört zu den Mitgliedern der Teutonia Prag, gegen ihn wird ermittelt.

Schreiben: "Zunehmende Radikalisierung" bei Würzburger Burschenschaft

Nach Recherchen dieser Redaktion soll Halemba vor der Landtagswahl durch Stimmen von nicht stimmberechtigten Teutonia-Mitgliedern zum Direktkandidaten der AfD gekürt worden sein. Demnach waren die Personen im Verbindungshaus der Würzburger Burschenschaft Teutonia Prag gemeldet, dort allerdings für eine Stimmabgabe noch nicht lange genug wohnhaft. Mit den Stimmen soll sich Halemba gegen seine damalige Konkurrentin, die ehemalige stellvertretende Vorsitzende des AfD-Kreisverbands Unterfranken-Nord, Freia Lippold-Eggen, durchgesetzt haben.

"Alle Initiative wird der parteipolitischen Betätigung untergeordnet", heißt es nun im Schreiben der Altherrenschaft von Teutonia Prag. Alte Herren sind ehemalige Aktive einer Burschenschaft, die die Verbindung weiter finanziell unterstützen. "Im Ergebnis ist Teutonia zu einem Instrument und einer Plattform einer einzigen politischen Partei geworden. Dies geht einher mit einer zunehmenden Radikalisierung."

Den aktiven Mitgliedern der Teutonia werfen die Unterzeichner "Unehrlichkeit, mangelnde Charakterfestigkeit und ein Wegbrechen unserer Wertegemeinschaft" vor. Unter dem Schreiben sind 22 Namen aus Nürnberg, Würzburg, Regensburg und Erlangen aufgelistet. Gerichtet ist das Schreiben an die österreichischen Burschenschaften Albia Wien und Arminia Graz, mit denen die Teutonia bislang eine Art burschenschaftliche Vereinigung bildete.

Ehemaliger Alter Herr: Würzburger Teutonia hat sich AfD untergeordnet

"Ich bin vor Kurzem ausgetreten", bestätigt nun Rainer Dieterich, bis 2008 Psychologieprofessor an der Universität der Bundeswehr Hamburg. Er habe das Schreiben unterschrieben. "Die Burschenschaft hat sich gegenüber der AfD zu sehr untergeordnet." Im Gespräch mit der Redaktion will Dieterich sich "weder für noch gegen die AfD" positionieren. Aber: "Eine Burschenschaft ist niemals deckungsgleich mit einer Partei und darf diese Intrigen nicht decken."

Die Ermittlungen sind laut Dieterich nicht Grund seines Austritts. "Ich denke, juristisch passiert da nichts", sagt er. Die Vorwürfe der Volksverhetzung hält er für nicht aktuell: Bei einem Burschenschafter, der Videoaufnahmen zufolge einen Hitlergruß auf dem Gelände der Teutonia gezeigt haben soll, habe es sich um einen "Konkneipant" gehandelt. Also um ein nicht vollwertiges Verbindungsmitglied, das Dieterich zufolge nach dem Vorfall aus der Verbindung geworfen wurde.

Bayerischer Verfassungsschutz: Beobachten "nur die Aktivas der Burschenschaft" 

Das bayerische Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) beobachtet die Würzburger Teutonia seit Dezember 2023. Auf Anfrage der Redaktion wollte sich das Amt am Montag nicht zu möglichen internen Verwerfungen in der Teutonia äußern: Auf Grundlage des Überwachungsauftrages beobachte das Amt "nur die Aktivitas der Burschenschaft Teutonia Prag zu Würzburg und nicht die Burschenschaft in ihrer Gesamtheit", teilten die Verfassungsschützer am Montag mit. Eine Aussage zur Spaltung oder Auflösung der Burschenschaft sei daher nicht möglich.

 
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Kommentare
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  • Peter Koch
    Und hier der Link zum Schreiben der Alten Herren
    https://autonome-antifa.org/breve8976
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  • Hélène Moreau
    Herr Dieterich,
    der Hitlergruß ist strafbar, egal wer ihn ausführt. auch wenn es kein vollwertiges Verbindungsmitglied war. Durch Ihren Austritt ist für Sie alles geregelt. So einfach kann man es sich machen.
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