Mit der geplanten Sanierung des größten und ältesten Kindergartens in Ochsenfurt, dem Maria-Theresien-Heim (MTH), steht der Stadt Ochsenfurt in Zeiten steigender Inflation und angespannter Baupreise ein vier Millionen Euro schweres Großprojekt ins Haus. Gleichzeitig möchte man an anderer Stelle Platz für die steigende Nachfrage bei der Kinderbetreuung schaffen. Im Interview erläutert Bürgermeister Peter Juks (UWG), wie dies unter einen Hut zu bringen ist und wie er die Gesamtsituation der städtischen Kinderbetreuung einschätzt.
Peter Juks: Die Überschrift gilt drei Jahre später noch genauso. Sie gilt aber nicht, weil wir nichts gemacht hätten, sondern weil sich die Situation wandelt und intensiviert. Für immer mehr Kinder wird immer früher ein Betreuungsplatz angefragt. In zehn oder fünfzehn Jahren wird es so sein, dass alle Kinder in die Krippe gehen und anschließend im Kindergarten bleiben, bis sie in die Schule kommen. Wir stellen uns auf diese Situation ein. Nach den beiden zuletzt geschaffenen Kinderkrippengruppen in Goßmannsdorf gehen wir jetzt einen Erweiterungsbau in Hohestadt an, wo wir bis 2024 jeweils eine weitere neue Kinderkrippen- und Kindergartengruppe planen.
Juks: Wir müssen in dieser Hinsicht immer agieren, weil wir sonst überrollt werden. Aktuell tun wir das mit der geplanten Sanierung des Maria-Theresia-Kindergartens. Im Juli wird dafür als Übergangsmaßnahme auf dem Gelände zwischen Grund- und Mittelschule eine Containerburg installiert und im August erfolgt der Umzug, damit ab September dort der Kindergartenbetrieb starten kann. Parallel dazu soll die Erweiterungsmaßnahme in Hohestadt anlaufen und wir schaffen eine weitere Containerlösung in Kleinochsenfurt, wo wir den Turnraum auslagern und damit eine Gruppe mehr genehmigt bekommen haben.
Juks: Ausreichend ist das eben in Kombination mit der Neuschaffung von Gruppen an anderer Stelle. Beim MTH lautete unser Auftrag an den Architekten, Überlegungen anzustellen, wie wir die bestehenden sechs Gruppen erhalten können. Er sollte jedoch auch ausloten, wie man es baulich erreichen könnte, sieben oder acht Gruppen unterzubringen, also Kapazitäten zu gewinnen. Man hat die Vorschläge dann abgewogen und meine Empfehlung war es letztlich, dass man die dortige schwierige Verkehrssituation durch die Schaffung weiterer Betreuungskapazitäten nicht noch weiter verschärfen sollte. Zudem wollten wir dort städtebaulich keine Veränderung der Dachform und Konturen. Ein ganz wichtiges Anliegen der Kindergartenleitung war es zudem, dass der schöne Außenbereich mit seinen alten Bäumen nicht einer Erweiterung zum Opfer fallen sollte. Die Kombination dieser Faktoren hat uns dazu bewogen es bei den sechs Gruppen zu belassen – auch in dem Wissen, dass sich mit überschaubaren Finanzen eine siebte oder sogar achte Gruppe hätte realisieren lassen.
Juks: Genau, das wollen wir als nächstes verwirklichen und parallel dazu müssen wir uns ab nächstem Jahr überlegen, wo wir im Anschluss weitermachen. Wir haben ja sechs städtische Kindergärten und drei, die von der Kirche getragen werden. Daher sind wir mit der Kirche im Gespräch, ob und wo an einer anderen Stelle in Verbindung mit kirchlichen Flächen und Trägern ab 2027 eine Kapazitätenerweiterung möglich wäre. Gleichzeitig machen wir uns natürlich auch Gedanken, wo dies auf städtischer Fläche realisiert werden könnte.
Juks: Ja, neben Wohnraum und Schulplätzen werden auch Kindergartenplätze angefragt. Wohnungen und Schulplätze konnten wir gut vermitteln. Im Kindergartenbereich hatten wir fünf Anfragen, konnten diesen aufgrund von Platzknappheit jedoch leider nicht entsprechen. Wir als Kommune haben uns sowohl bei der Flüchtlingswelle 2015, als auch jetzt sehr offen gezeigt, die Menschen in Not zu unterstützen. Diese dramatischen Situationen haben jedoch ganz klar offengelegt, wo das Bayerisches Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz (BayKiBiG) an seine Grenzen stößt. Der Betreuungsschlüssel darf nicht verletzt werden, sonst gibt es keine Fördergelder. An Konstellationen wie den Flüchtlingswellen 2015, 2016, 2017 und jetzt auch wieder mit der Ukraine wird deutlich, dass die Richtlinien nicht flexibel genug sind. Man muss in solchen Situationen einfach Kinder aufnehmen können, auch wenn man weiß, dass man damit den Betreuungsschlüssel reißt. Ich kann auch nicht von jetzt auf gleich eine zusätzliche Erzieherin bekommen, um dem entgegenzuwirken, da haben wir bereits eine Dauerannonce in der Zeitung, weil die Branche ja sowieso schon ausgedünnt ist.
Juks: Wir sind jetzt an einem Punkt, an dem der Umzug des Kindergartens MTH im August bereits fix ist. Parallel dazu werden die Ausschreibungen rausgehen, die dann im August oder September auch vergeben werden könnten. In der jetzigen Situation muss man aber auch klar sagen, dass, wenn die eingehenden Angebote wirtschaftlich nicht darstellbar sind, eine Ausschreibung auch wieder aufgehoben werden muss. "Mondpreise" werden wir nicht akzeptieren, nur damit es mit Gewalt zwei Monate eher losgeht. Ich hoffe, dass wir adäquate Preise bekommen, um dann im Spätherbst, wie es geplant ist, mit den Abrissarbeiten anzufangen und letztlich im Frühjahr 2024 die sanierten Räumlichkeiten wieder beziehen zu können. Aufgrund der gewählten Übergangslösung mit der Containerburg, sind wir hier jedoch etwas flexibler.
Juks: Unser sportliches Ziel ist es, dass im September 2024, also zum neuen Kindergartenjahr, die Nutzung in Hohestadt für die zwei neuen Gruppen aufgenommen werden kann. Pragmatisch-realistisch gehe ich angesichts der aktuellen Situation jedoch eher von Frühjahr 2025 aus. Da muss man ab einer gewissen Bauphase dann einfach so flexibel sein zu sagen, dass der Betrieb auch mal im Februar starten kann. In Hohestadt ist die langjährige Leiterin Gabriele Lackinger jetzt in Ruhestand gegangen und ihre Nachfolgerin Belkiz Almali bleibt auch in dieser Funktion, wenn die zwei Gruppen dazukommen und ist in die Planung eingebunden. Dass wir dort spätestens im Frühjahr 2025 mit den zwei zusätzlichen Gruppen starten können, ist wichtig, da wir den Bedarf haben. Ich gehe davon aus, dass das klappt.
Juks: Wenn ich die nächsten sechs bis acht Jahre überschaue, die man als Geschäftsmann, Unternehmer und als Bürgermeister auch im Blick haben muss, sind wir da so aufgestellt, dass wir dem steigenden Bedarf sauber gerecht werden. Und das auch im Einklang mit möglichen städtebaulichen Entwicklungen, wie am oberen Dümmersberg, wofür ich mich klar positioniert habe.