Anlässlich ihrer jährlichen Pressekonferenz hat das Polizeipräsidium Unterfranken Informationen zur Videoüberwachung in Würzburg veröffentlicht. "Im Jahr 2023 ereigneten sich im Stadtgebiet Würzburg insgesamt 7128 Straftaten, die für die (...) Videoüberwachung relevant sind", heißt es dazu im Sicherheitsbericht des Präsidiums. "Davon entfielen 610 Straftaten und demnach 8,6 Prozent auf die videoüberwachten Bereiche."
Dieses Verhältnis zeige "die außerordentlich hohe Kriminalitätsbelastung am Barbarossaplatz sowie am Bahnhofsvorplatz", ist das Präsidium überzeugt. Wie viele Straftaten aufgezeichnet wurden, lässt die Polizei aber offen. "Nachdem die Videoüberwachungsanlage an den beiden Plätzen erst seit dem 20.09.2023 betrieben wird, kann noch keine belastbare Aussage zur Kriminalitätsentwicklung getroffen werden", heißt es im Bericht. Im Vorfeld war Prävention als wichtiges Ziel der Überwachung ausgegeben worden. Inwiefern die Maßnahme wirkt, muss sich also noch zeigen.
Diese 4 Einsatzerfolge in Würzburg präsentiert die Polizei
Stattdessen präsentiert die Polizei vier "exemplarische Einsatzerfolge" durch die Videoüberwachung: Demnach habe ein 24-Jähriger Ende September einer anderen Person am Würzburger Bahnhof mehrfach gegen den Kopf getreten. Die Videoaufnahmen hätten auf versuchten Totschlag schließen lassen, der Mann sei in Untersuchungshaft gekommen, so die Polizei. "Die Videoaufzeichnungen als belastbarer Sachbeweis nahmen hierbei eine bedeutende Rolle ein."
Im Oktober waren laut Polizei zwei Männer mithilfe der Videoüberwachung festgenommen worden, weil sie am Barbarossaplatz ein Restaurant verlassen hatten, ohne zu bezahlen. Im November sei eine 20-köpfige Gruppe am Barbarossaplatz bei Schubsereien beobachtet worden. Durch die Entsendung mehrerer Streifenbesatzungen sei die Lage deeskaliert worden. Im Dezember hielten die Kameras eine Meinungsverschiedenheit am Bahnhof fest. Bei einer anschließenden Kontrolle stellte sich heraus, dass gegen einen der Beteiligten ein Haftbefehl vorlag.
Eingeführt worden war die Überwachung laut Polizei aufgrund der hohen Kriminalitätsbelastung und wegen "zunehmender Unsicherheitsgefühle" an den Hotspots. Im Jahr 2021 hatte der brutale Messerangriff am Barbarossaplatz für Verunsicherung gesorgt. Im Umfeld des Barbarossaplatzes hatte sich zudem ein offener Drogenhandel entwickelt, der nach einer Razzia weitgehend zerschlagen wurde.
Hätten Kameras bei Würzburger Messerangriff aufklären können?
Im vergangenen Jahr war zudem ein junger Mann in der Nähe des Platzes erstochen worden. Der 22-jährige mutmaßliche Täter soll sich nach Zeugenaussagen aggressiv verhalten und zugestochen haben. Vor wenigen Tagen wurde die Tat angeklagt. Die Verteidiger des Mannes haben Zweifel an der bisherigen Darstellung geäußert und sprechen von angeblicher Notwehr des Täters. Ereignet hatte sich der Vorfall im nun überwachten Bereich, jedoch wurden die Kameras erst einige Tage später aktiviert.
Der Bayerische Landesbeauftragte für Datenschutz hatte keine Einwände gegen die Videoüberwachung geäußert. Datenschutz und Persönlichkeitsrechte würden nach Ansicht der Staatsregierung durch technische Vorkehrungen gewahrt. So würden etwa gastronomische Bereiche verpixelt, Eingangsbereiche von Arztpraxen seien unwiderruflich geschwärzt. Nach Angaben der Polizei würden die Kameras bei Versammlungen und Demonstrationen abgedeckt.