"Es ist alles relativ reibungslos über die Bühne gegangen. Man kann den Hut vor den Kolleginnen und Kollegen an den Schulen ziehen", sagt Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands. Seit Montag gibt es eine Corona-Testpflicht an den bayerischen Schulen. Zweimal in der Woche müssen sich die Schülerinnen und Schüler, die im Präsenzunterricht sind, unter Aufsicht der Lehrkräfte selbst testen.
Im Vorfeld hatten Eltern und Lehrer Bedenken gegenüber dieser Vorgabe des Kultusministeriums geäußert. Groß war die Angst der Eltern, dass es für ein Kind eine Belastung sei, im Beisein aller anderen Kinder und in Abwesenheit der Eltern zu erfahren, dass es positiv getestet wurde. Doch nun zeigt sich die BLLV-Vorsitzende zufrieden mit dem Start der Tests, "auch wenn es mir lieber wäre, wenn die Kinder die Tests zu Hause mit ihren Eltern machen würden. Dann würden positiv getestete Schüler gar nicht in die Schule kommen und dort möglicherweise andere anstecken".
"Testen wird uns auf langer Strecke begleiten"
Testen gehört nach Ansicht der Lehrerverbände nicht ins Klassenzimmer. "Es gibt in Bayern eine Reihe an Beispielen, wo Kinder vor der Schule von Fachpersonal in Apotheken oder vom Roten Kreuz getestet werden", sagt Fleischmann. Das sei weniger gefährlich für alle und spare kostbare Schulzeit. "Doch Testen ist jetzt Dienstpflicht und es wird uns wohl auf langer Strecke begleiten. Wir werden lernen, mit dieser Herausforderung zurechtzukommen."
Dass die Selbsttests "das Ticket zurück zu mehr Unterricht im Klassenzimmer und damit ein wertvoller Schritt zurück zu unserem gewohnten Leben sind", sagt Daniel Otto, Pressesprecher im bayerischen Kultusministerium. "So folgen unsere Maßnahmen dem Ziel, flächendeckende Schulschließungen abzuwenden und weiter Unterrichtsangebote in Präsenzform anzubieten." Das Kultusministerium geht davon aus, dass sich die Durchführung – so wie in Österreich – rasch einspielen wird.
Die Zusage von Unterstützung ist wichtig
Auch für die Schüler ist es eine bisher unbekannte Situation, in der Schule einen Test wie die derzeit verwendeten Corona-Selbsttests durchzuführen, sagt die Würzburger Schulpsychologin Suska Kollera. "Um uns in neuen, unbekannten Situationen sicher zu fühlen, brauchen wir – Kinder wie Erwachsene – Informationen über das Geschehen, das Gefühl, dass wir die Aufgaben bewältigen können, und die Zusage, dass wir bei Bedarf Unterstützung erhalten."
Diese Unterstützung erhalten die Schüler: Die Lehrkräfte klären auf, wie die Corona-Selbsttests funktionieren, sie beantworten Fragen und sie helfen, wenn etwas nicht gleich klappt. Von Vorteil sei es, wenn Eltern schon vorab über die Situation mit ihren Kindern sprechen. "Viele Kinder blicken dem Test dann eher neugierig als unsicher entgegen", sagt die Schulpsychologin. Und manche Kinder würden auch die Scheu verlieren, wenn sie zusammen mit ihren Mitschülern mit Tupfer und Röhrchen hantieren.
Tobias Oelbaum vom bundesweiten Verein "Initiative Familien" bestätigt, "dass bei guter Begleitung durch das Lehrpersonal und einer positiven Grundeinstellung durch die Eltern die Tests für Kinder nur wenig belastend sind". Eltern, die nicht wollen, dass ihr Kind in der Schule getestet wird, könnten auf ein aktuelles, bestätigtes Testergebnis von einem Testzentrum, einem Kinderarzt oder auch einer Apotheke zurückgreifen. Die Elterninitiative hofft, dass die Testungen zu einer Ausweitung des Präsenzunterrichts führen. "Das Ziel muss ganz klar sein, dass die Testungen der letzte Baustein waren, der gefehlt hat, um Schule unabhängig von der allgemeinen Inzidenz öffnen zu können."
Doch was passiert, wenn ein Test positiv ausfällt? "Wenn die Kinder bei Eltern und Lehrkräften hier eine konstruktive und fürsorgliche Haltung erleben, können sie meist gut damit umgehen", sagt Schulpsychologin Suska Kollera. Die Erwachsenen sollten hier den Kindern vermitteln: das kann jedem passieren, es bleibt jemand bei mir, ich erhalte Antwort auf die Fragen, die mich nun beschäftigen, die Erwachsenen kümmern sich um mich. Wer Hilfe bauche oder Fragen habe, könne sich an Beratungslehrkräfte oder Schulpsychologen wenden.
Ich finde das unverantwortlich den Eltern und Großeltern gegenüber. Normalerweise gehört ab einem Inzidenzwert von 50 Distanzunterricht gemacht.
- Lothar Wieler, Präsident des RKI heute in der BPK.
B.1.1.7 hat einen Anteil von ca. 80% aller Infektionen. Die Mutante ist hoch ansteckend – und sie verzeiht einfach keine Nachlässigkeit.
Wenn sich jemand mit B.1.1.7 infiziert, dann gibt er das an den familiären Umkreis weiter. Wenn man die Corona-Fallzahlen reduzieren will, dann muss man ALLE vermeidbaren Risiken auch wirklich konsequent vermeiden. Und wenn ich mir die Berichte der Intensivmediziner so ansehe, dann sollte man genau das genau jetzt wollen.
Aber als ob es das nicht gäbe propagieren einige Menschen immer noch auf Teufel komm raus die Massenveranstaltung ‚Schule‘.
Die Tests kosten ein Schweinegeld, sie sind ungenau, sie werden nicht täglich durchgeführt – und im Endeffekt ist der Wechselunterricht kein Stück besser als der Distanzunterricht.
Und Kinder sind ja nicht blöde – die wissen auch ganz genau, welchem Risiko sie sich und ihre Familien aussetzen ...