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Würzburg
Nötiger Schüler-Schnelltest: Lösung für missbrauchtes Kind gesucht
Die Mutter eines Achtjährigen, für den Berührungen im Gesicht eine Qual sind, wehrt sich gegen den erzwungenen Pflicht-Test. Jetzt erhielt die Schule Auskunft vom Ministerium.
Solche Schnelltests sollen künftig auch Schüler benutzen. Im Fall eines missbrauchten Buben aus Würzburg wird noch eine Lösung gesucht.
Foto: Fabian Sommer/dpa | Solche Schnelltests sollen künftig auch Schüler benutzen. Im Fall eines missbrauchten Buben aus Würzburg wird noch eine Lösung gesucht.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:01 Uhr

Der erste geforderte Corona-Schnelltest für den Schulbesuch nach den Osterferien - für den achtjährigen Marco eine Qual. Man habe den Kopf ihres Sohnes am Freitag zu zweit festhalten müssen, um ihn testen zu können, berichtet Marcos Mutter. Der Achtjährige ist eines der Opfer des wegen Missbrauchs verurteilen Würzburger Logopäden. Und er leidet bis heute.  

Gezappelt und geschrieen

Ihr Sohn habe sich gegen die unerwünschte Berührung im Gesicht zappelnd und schreiend gewehrt, berichtet die Mutter. Sie befürchtet, dass die Fortschritte, die ihr Sohn bei der Bewältigung des schweren Missbrauchs gemacht habe, auf Spiel gesetzt werden. Doch sie habe keine Wahl gehabt, sagt die Würzburgerin. Vorerst werde Marco durch Weisung des Kultusministeriums zu den Tests gezwungen, wenn er in die Schule will. Diese Möglichkeit will ihm die Mutter unbedingt erhalten.

Das Kultusministerium hatte angeordnet, dass nach Ostern nur die Kinder zurück in die Schule dürfen, die "einen aktuellen negativen Covid-19-Test haben, der durch medizinisch geschultes Personal durchgeführt wird". Damit nicht genug: Das Kultusministerium fordert in einem nächsten Schritt zweimal pro Woche Selbsttests auf Corona auch von behinderten Kindern – auch von denjenigen, die sich in Würzburg der wegen Kindesmissbrauchs verurteilte Logopäde bewusst als Opfer ausgesucht hatte: "Das setzt voraus, dass Ihr Kind in der Lage ist, diesen Test selbst durchzuführen", heißt es in der Mail an die Eltern.

Konkret heißt das in Marcos Fall: Der seelisch zutiefst verletzte behinderte Junge soll das machen, wovor sich ein missbrauchtes Kind fürchtet. Der Achtjährige hat die Berührungen durch den pädophilen Therapeuten in schlimmster Erinnerung und zeigt sein Missfallen durch ablehnendes Verhalten. "Selbst ich habe drei Jahre gebraucht nach dem Missbrauch, bis ich meinem Sohn wieder den Mund abwischen durfte, nach dem Essen", schildert seine Mutter.

Ringen um eine Lösung - die Schule ist im Dilemma 

In ihrer Not bat sie die Schule um Hilfe: "Wie soll man so ein Kind testen, das kaum Gesichtsberührung zulässt?"  Das Jugendamt der Stadt Würzburg bemühte sich laut Marcos Mutter noch am Freitag um eine schnelle unbürokratische Lösung. Seine Großmutter hatte sogar in der Staatskanzlei in München angerufen, um auf das Problem aufmerksam zu machen.

Inzwischen hat Schulleiter Christoph Schwind Hinweise aus dem Kultusministerium erhalten. Die Selbsttests "sind so konzipiert, dass sie einfach, schmerzfrei durchführbar sind, da sie nicht tief in die Nase eingeführt werden müssen", versichert Schwind. Ein Mitarbeiter der ambulanten Dienste mit Ausbildung zum Krankenpfleger dürfe beim Testen helfen - wenn die Eltern das erlauben.  Das gleiche gelte für persönliche Schulbegleiter. Die Lehrer der Christophorus-Schule hätten zur Hilfestellung Bildmaterial erstellt."Parallel dazu versuchen wir gerade externe Anbieter zu gewinnen, die medizinisches Personal zur Verfügung stellen," um Schnelltests oder Selbsttests mit bestimmten Schülern durchzuführen, so der Schulleiter.

Tests mit nach Hause nehmen?

Die Schule dürfe in begründeten Einzelfällen die Selbsttests auch zuhause durchführen lassen. Man riskiere aber, dass sie dann nicht vorschriftsmäßig und regelmäßig durchgeführt werden, so Schwind. In seltenen Fällen könnten Schüler laut Ministerium auch von der Testpflicht völlig befreit werden.

Dies stellt die Schule aber zum Beispiel vor die Frage: "Wie können wir sicherstellen, dass nicht zu viele Befreiungen beantragt werden und damit die Sicherheit der Kinder und Mitarbeiter gefährdet ist?" Sein Ziel sei es, mit Selbsttests möglichst allen Schülern ansteckungsfreien Schulunterricht in Präsenz zu ermöglichen, so der Schulleiter.

 
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  • A. R.
    Ich kommt grad Ko*****!
    Hier geht es um ein schwer missbrauchtes Kind!*********auf den Test!
    Diese Kind musste schon so viel ertragen... und wird nun auch noch zum Testen „gezwungen“!
    Ich bin nicht gegen die Testpflicht für Schüler - aber ein wenig mehr Fingerspitzengefühl sollte man in diesem Fall schon haben
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  • C. M.
    Dieser Kommentar trägt nicht zur Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
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  • N. K.
    Es gibt Spucktests, da muss keiner im Gesicht rumfummeln
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  • J. N.
    Und wie soll man einem behinderten Kind, dem man über Jahre hinweg Aggressionsausbrüche wie Spucken, Kratzen und Schlagen mühsam abgewöhnt hat, erklären, dass es das in diesem Fall tun darf/soll?

    Ich bitte zu bedenken: diesen Kindern kann man nichts erklären oder mit gutem Zureden etwas bewirken. Es sind besondere Kinder.
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  • P. K.
    Man könnte ja auch mal eine Ausnahme machen wenn ein vereidigter Gutachter feststellt, dass das sein muss.
    Ansonsten aber nicht weil dann gäbe es bald nur noch Ausnahmen.
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  • R. E.
    Wo bleibt da das Fingerspitzengefühl? Wo bleibt die Menschlichkeit? Hauptsache Durch-Regieren! Und die Verantwortung wird immer wieder weggeschoben! UND: viele finden es auch noch gut.
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  • J. L.
    Ich glaub es echt nicht! Hat einer der Kommentierenden eigentlich den Artikel gelesen? Wie hart muss es ein Kind denn noch treffen????? Da gibt es Monster an Menschen, die Kinder Missbrauchen – und die kommentierenden die genau an der gleichen Stelle weitermachen wollen! Dramatisch, dass meine Lieblingspfeiffe im KM wieder einmal versagt. Für den Jungen hätte man Lösungen finden können. Gurgeltest. Test zu Hause mit eidesstattlicher Erklärung etc pp.

    Aber so: eine durch Herrn Piazolo verordnete Grausamkeit an einem Kind das nicht nur gehandicapt sondern darüberhinaus aus schändlichste gequält wurde. Und eine Mutter die schützen möchte und vom Staat im Stich gelassen wird. Soviel wie ich gerade x053n könnte kann ich gar nicht essen … es kommen einem die Tränen.

    (Und dann gibt es auch noch Querdenker die meinen Ihnen würde mit irgendetwas unrecht getan. Schämt Euch!)
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  • J. N.
    Danke für diesen Kommentar!
    Ich denke auch, wenn es für jemanden Ausnahmen bzw eine Befreiung von der Testpflicht geben sollte, dann für dieses Kind!!!
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  • J. S.
    "In zehn bis 15 Minuten war in den Klassen alles vorbei" Die Bilanz der Schulleiter ist überwiegende positiv. Quelle: sueddeutsche.de
    "Der Großteil der Schüler und Eltern habe die Vorgabe akzeptiert, sagt die Schulleiterin; auch wenn vereinzelt Eltern die Selbsttests "unverhältnismäßig" fanden. Wenn Eltern einen Selbsttest ihrer Kinder in der Schule verweigern, sind die Vorgaben klar: Entweder legt das Kind einen negativen PCR-Test vor, der nicht älter als 48 Stunden sein darf, oder es muss in den Distanzunterricht."
    "Dass auch die ganz Kleinen keine Scheu vor einem Nasenabstrich haben, berichtet Birgit Streidl, die Rektorin der Grundschule Ost in Garching. "In zehn bis 15 Minuten war in den Klassen alles vorbei." Ohne eine einzige Träne übrigens, dafür mit entspannten Buben und Mädchen." Fazit: "Geht doch!" Wieder viel Lärm um nichts. Auf Kosten der Schülerinnen und Schüler. Der Artikel ist lesenswert. Hüben wie drüben!
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  • A. N.
    "In zehn bis 15 Minuten war in den Klassen alles vorbei." Das kann allerdings nicht so ganz stimmen, denn allein auf das Ergebnis nachdem die Probe in die Testkassette geträufelt wurde, muss man ja 15 min. warten.
    30 min. wird man schon einplanen müssen denke ich bis alles ausgeteilt, die Lösung in die Pipette geträufelt, der Abstrich genommen, in der Testlösung aufgelöst, das ganze in die Testkassette geträufelt und dann 15 min. auf das Ablesen des Ergebnisses gewartet ist.
    Wenn Übung da ist und 10 min. vor Unterrichtsbeginn begonnen wird, dann hält sich der Unterrichtsausfall ja in Grenzen. Über die Aussagekraft dieser Testungen kann man dennoch streiten.
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  • J. S.
    Eine vielleicht merkwürdige Frage. Wie sieht´s aus mit Besuchen beim Zahnarzt? Wie in einem Gedränge von Menschen um einen herum?
    Die Oma ist auch noch im Spiel. Was sagt der Vater? Der Schüler kann das doch ohne fremde Hilfe machen, genau so wie seine Mitschüler. Eigenständig. Wo ist das Problem.
    Die Gefahr ausgegrenzt zu werden ist sehr groß. Sich selbst ins Aus setzen! Wäre es da nicht geboten, sich ärztliche Hilfe zu holen? Warum nicht? "Poor Boy!"
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  • A. N.
    Erding, mir scheint, Sie hatten noch nicht so viel mit Menschen mit Beeinträchtigungen geistig und/oder seelischer Art zu tun. Zahnarztbesuche? Nicht selten nur unter Vollnarkose möglich, wo eine Mitarbeit nicht verlässlich ist. Und nein - das hat nichts mit mangelnder Erziehung zu tun.
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  • J. N.
    Stimmt genau. Mein Sohn z.B. (auch behindert und durch eine große Operation im Babyalter traumatisiert) hat sich bis ins Pubertätsalter auch gegen alles mit Händen und Füßen gewehrt. Zahnbehandlungen etc. nur mit Vollnarkose möglich, und um ihm die überhaupt verabreichen zu können (oder auch zum Impfen, Blutabnehmen usw.), saßen Arzt und Schwestern zu dritt auf ihm, und er kämpfte immer noch.
    Ich als Mutter hatte selbst nie eine Chance gegen ihn - er entwickelte in diesen Situationen Bärenkräfte, und am Ende hab ich immer nur noch Rotz und Wasser geheult, weil mir das Kind so leid tat.

    Wer das nie erlebt hat, sollte hier wirklich keine klugen Sprüche klopfen
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  • A. L.
    Was hier für einen Corona-Schnelltest bei dem Jungen von den Behörden verlangt wird, ist zutiefst menschenverachtend und zeigt einmal mehr die völlige Verbohrtheit und Unfähigkeit der Behörden im Umgang mit der Bewältigung dieser Krise.

    Es ist eine Unverschämtheit, der Mutter zu unterstellen, dass diese den Test womöglich nicht korrekt auch zuhause durchführen könne.

    Haben die Behörden wirklich keine anderen Sorgen?
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  • A. S.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Wieso nimmt man bei den Kindern überhaupt diese Testform. In Österreich wird für Kinder der Lolipopp oder Spucktest verwendet und er wird sehr positiv aufgenommen. Dies sollte doch hier auch möglich sein und zumindest hier als Ausnahme zugelassen werden. Der Lollipop Test * ist CE-zertifiziert und offiziell durch das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen in Österreich zugelassen. Da müsste doch eine Möglichkeit bestehen dies hier anzuwenden.
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  • M. B.
    Leider gibt es auch Kinder mit geistigen Einschränkungen, die keinen Lolli in den Mund nehmen würden. Da wird die Nachfrage z.B. nach einem Bonbon, Salzstängchen, Lutscher usw. rigoros abgelehnt. Von daher auch nicht immer eine Lösung.
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  • H. H.
    Bei allen Kindern, do macht Stadt Hof bereits
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