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Frickenhausen
Preiserhöhung um 70 Prozent: Kindergarten-Eltern werfen der Gemeinde Frickenhausen "fehlenden Respekt" vor
Seit Januar ist die Betreuung im Kindergarten Mainzwerge deutlich teurer als zuvor. Eltern kritisieren die Gemeinde aber vor allem aus einem anderen Grund.
Für die Betreuung im Kindergarten Mainzwerge in Frickenhausen müssen Eltern seit einigen Monaten mehr bezahlen. Die Einrichtung gehört jetzt zu den teuersten im Landkreis Würzburg.
Foto: Anna-Lena Behnke | Für die Betreuung im Kindergarten Mainzwerge in Frickenhausen müssen Eltern seit einigen Monaten mehr bezahlen. Die Einrichtung gehört jetzt zu den teuersten im Landkreis Würzburg.
Anna-Lena Behnke
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:18 Uhr

Wer sein Kind im Kindergarten Mainzwerge in Frickenhausen betreuen lassen will, muss seit Januar deutlich tiefer in die Tasche greifen. Die Gebühren sind je nach Buchungszeit zwischen 70 und 80 Prozent in der Einrichtung gestiegen. Für viele Eltern ist dieser Preissprung nicht nachvollziehbar.

An sich sei die Preiserhöhung nicht überraschend gekommen, sagt Benjamin Rösch, Vorsitzender des Kindergarten-Elternbeirats. Doch über die Höhe seien viele Eltern dann doch erschrocken. "1000 Euro mehr im Jahr kann Eltern schon vor große Probleme stellen", sagt Rösch. Deshalb hätte sich der Elternbeirat eine Anhebung der Preise in mehreren Schritten gewünscht – oder zumindest eine nachvollziehbare Begründung für die höheren Gebühren.

Die AWO schlug eine "moderate Gebührenanhebung" vor

Doch die haben die betroffenen Eltern aus seiner Sicht nie bekommen. "Wir fühlen uns von der Gemeinde nicht ernst genommen", sagt Rösch, der selbst zwei Kinder in der Frickenhäuser Einrichtung betreuen lässt. Die Eltern wurden laut Rösch im Oktober vergangenen Jahres über die höheren Gebühren ab Januar informiert. Grundlage war ein Beschluss des Gemeinderats von Ende September. Eine Sprecherin der Arbeiterwohlfahrt Unterfranken (AWO), Träger der Einrichtung, hatte dem Gremium zuvor eine "moderate Gebührenanhebung" von 10 bis 15 Euro pro Monat vorgeschlagen. Am Ende wurde auf Wunsch der Gemeinde dennoch eine deutlich stärkere Anpassung der Preise beschlossen.

Im landkreisweiten Vergleich gehört der Kindergarten Mainzwerge damit zu den teuersten Einrichtungen. Der durchschnittliche Preis für drei bis vier Stunden Betreuung täglich liegt im Landkreis Würzburg nach Zahlen des Landratsamts (Stand 1. Januar 2023) bei etwa 117 Euro im Monat. In Frickenhausen müssen Eltern dafür 170 Euro zahlen. Im vergangenen Jahr waren es noch 100 Euro. Von 115 Kindergärten insgesamt erheben nur drei genauso hohe Gebühren oder sind teurer als der Kindergarten Mainzwerge, wie die Daten des Landratsamts zeigen. Zum Teil ist in anderen Einrichtungen eine Mahlzeit im Preis mit inbegriffen – in Frickenhausen ist das nicht der Fall.

Komplett alleine zahlen müssen die Eltern den Beitrag allerdings nicht. Denn der Freistaat Bayern übernimmt pauschal 100 Euro der Betreuungskosten pro Kindergartenkind im Monat. Für einige Eltern sei der Restbetrag dennoch eine finanzielle Belastung, sagt Benjamin Rösch.

Hohe Energiepreise und Mehrkosten beim Betreuungspersonal

Als Gründe für die höheren Gebühren der Einrichtung in Frickenhausen führt Stefan Schmidt, Geschäftsleiter der VG Eibelstadt, auf Nachfrage dieser Redaktion gestiegene Kosten an und nennt unter anderem die Ausgaben für Energie, Personal und die Sanierung des Kindergartens. Gleichzeitig verweist Schmidt auf die AWO: "Der Träger entscheidet schlussendlich über die Gebühren."

"Es war die Art und Weise, wie mit den Eltern umgegangen wurde, die uns irritiert hat."
Benjamin Rösch, Vorsitzender des Kindergarten-Elternbeirats Frickenhausen

Warum blieb es also nicht bei einer geringeren Preiserhöhung, wie von der AWO vorgeschlagen? Anna Schmitt, zuständige Referentin bei der AWO, begründet das mit einer sogenannten Defizitvereinbarung mit der Gemeinde Frickenhausen. Die sieht vor, dass die Gemeinde 90 Prozent eines eingefahrenen Verlusts übernimmt, maximal 60.000 Euro pro Jahr. "Sollte der Träger die Gebühren auf Wunsch der Gemeinde nicht erhöhen, zählen diese Einnahmeausfälle nicht zum ungedeckten Betriebsaufwand", so Anna Schmitt. Der AWO sei also nichts anderes übrig geblieben, als dem Vorschlag der Gemeinde zu folgen, um nicht auf dem Defizit sitzen zu bleiben. "Natürlich stößt die Anhebung dennoch nicht auf Verständnis in der Elternschaft."

Laut Benjamin Rösch wiederum hätten die Eltern nie "greifbare Argumente" zu hören bekommen. Steigende Energiekosten etwa halte er für eine Einrichtung in einem gut isolierten Neubau für keine überzeugende Begründung.

Der Elternbeirat habe deshalb auf Aufforderung von Bürgermeister Günther Hofmann einen eigenen Vorschlag erarbeitet, wie die Kindergarten- und Krippengebühren künftig aussehen könnten. In einer darauffolgenden Gemeinderatssitzung im Dezember vergangenen Jahres, zu der Hofmann die Kindergarteneltern laut Rösch ausdrücklich eingeladen hatte, wurde der Vorschlag dann aber nicht behandelt. Stattdessen fiel in der Sitzung lediglich der Beschluss, sich nicht erneut mit dem Thema Kindergarten-Gebühren zu befassen.

Elternbeirat kritisiert die Kommunikation der Gemeinde

Dem Vorwurf, die Eltern seien nicht gehört worden, widerspricht Stefan Schmidt. Er könne die Unzufriedenheit über die Preiserhöhung nachvollziehen, schlussendlich liege die Gestaltungsfreiheit bei diesem Thema allerdings bei dem Träger und der Gemeinde, sagt der Geschäftsleiter der VG. "Geht es um eine finanzielle Notlage, können Eltern vorbeikommen, um Unterstützung beim Landratsamt zu beantragen", fügt er hinzu. Bisher sei das aber noch nicht vorgekommen.

Mit der Preiserhöhung habe er sich mittlerweile abgefunden, sagt der Elternbeiratsvorsitzende Rösch. "Es war vielmehr die Art und Weise, wie mit den Eltern umgegangen wurde, die uns irritiert hat", sagt er. Dabei gehe es vor allem um die aus seiner Sicht mangelhafte Kommunikation vonseiten der Gemeinde. "Bei uns ist der Eindruck fehlenden Respekts entstanden."

 
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    Den Elternbeirat aufzufordern eigene Vorschläge auszuarbeiten und ihn dann nicht mal anzuhören, ist einfach schlechter Stil.
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  • T. G.
    Wir haben 3 Kinder BJ 1999, 2004 und 2011 und haben alle Gebühren vor den 100 € Zuschuss gezahlt. Damals hat es auch schon über 150 € Eigenanteil gekostet, wenn man sein Kind den ganzen Tag dort parken musste/wollte. Das angebotene, frische ausgewogene Mittagsessen wurde dann wegrationalisiert, da es vielen Eltern zu teuer war, ihrem Kind in den 8 Stunden ein Mittagessen zu kaufen (2-3 € am Tag). Ich kann und konnte es nicht verstehen.
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    4 Kinder, alle unter 12. Die Kitagebühren haben hier erst dann die 100€-Marke deutlich geknackt, als es den Zuschuss gab.
    Mittagessen will ich für meine Kinder auch keines, ich widerliche Rabenmutter koche trotz Berufstätigkeit jeden Abend für meine Familie liebevoll und frisch und wir essen gemeinsam am Tisch. Ich möchte keinen Kantinenfraß für für meine Kinder, und sei er noch so „frisch und ausgewogen“. Jeder wie er mag und es für richtig hält, nicht wahr?!
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  • A. K.
    Die Kinder werden im SUV, das montalich 800 € Leasing kostet, in den Kindergarten gefahren und dann regt man sich auf, wenn die Selbstbeteiligung bei 70 € liegt, und das dann wahrscheinlich auch nur für das erste Kind. Das zweite, falls man mehrere Kinder im Kindergarten hat, ist dann wahrscheinlich schon wieder günstiger.
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  • J. T.
    Gibt es nicht auch Eltern ohne SUV? Oder bekommt man den bei der Entbindung geschenkt?
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    Ne, aber der SUV passt halt so schön in das Bild von Eltern, die Dank des Kindergeldes in der Kohle nur so schwimmen.
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    Ich fahre gelegentlich am Kindergarten vorbei und sehe da Elternteile, die ihre Kinder zu Fuß oder auch mit dem Fahrrad abholen. Manche sogar barfuß, was ich immer wieder bewundere. Aber durchaus auch welche die das mit dem Auto, oder dem SUV tun. Die, die es sich leisten können und die Foristen, die (ohne Kinder) die Meinung vertreten, die massive Erhöhung der Kindergartenbeiträge sei stemmbar, dürfen sich gerne melden und eine freiwillige monatliche Spende leisten. Denn es sind die Kindergartenkinder, auf die wir Älterwerdende alle irgendwie und irgendwann angewiesen sind.
    In Frickenhausen aber scheint mir die Art und Weise wie man mit dem Elternbeirat umgeht, das noch größere Problem zu sein. Nicht auf Augenhöhe, sondern von oben herab.
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  • A. K.
    Wer bei 70 €/monatl. für den Kindergarten seines Kindes Probleme hat, hat sicherlich ganz andere und noch viel tiefgreifendere Probleme und wird wohl von staatlichen Transferlerleistungen leben. Dann gibts allerdings auch nichts zu meckern, denn dann übernimmt wahrscheinlich die Stütze die Kosten.
    Ich verstehe ehrlich gesagt diese Diskussion nicht. Soweit ich mich erinnere, lagen die Beiträge für unsere Kinder im Kindergarten über diesen jetzt so angeprangerten 70 € im Monat.
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    Ich fahre gelegentlich am Kindergarten vorbei und sehe da Elternteile, die ihre Kinder zu Fuß oder auch mit dem Fahrrad abholen. Manche sogar barfuß, was ich immer wieder bewundere. Aber durchaus auch welche die das mit dem Auto, oder dem SUV tun. Die, die es sich leisten können und die Foristen, die (ohne Kinder) die Meinung vertreten, die massive Erhöhung der Kindergartenbeiträge sei stemmbar, dürfen sich gerne melden und eine freiwillige monatliche Spende leisten. Denn es sind die Kindergartenkinder, auf die wir Älterwerdende alle irgendwie und irgendwann angewiesen sind.
    In Frickenhausen aber scheint mir die Art und Weise wie man mit dem Elternbeirat umgeht, das noch größere Problem zu sein. Nicht auf Augenhöhe, sondern von oben herab.
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  • R. B.
    „ Die Eltern wurden laut Rösch im Oktober vergangenen Jahres über die höheren Gebühren ab Januar informiert. Grundlage war ein Beschluss des Gemeinderats von Ende September.“
    Seit letzten Herbst ist die Erhöhung bekannt und jetzt kommt die Empörung? Wenn man ernst genommen werden will sollte man sich auch mal selbst informieren und nicht erwarten, dass einem alles hinterher getragen wird. Aber diese Vollkasko-Mentalität scheint ja immer mehr um sich zu greifen.
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  • A. R.
    Es ist doch keiner gezwungen sein Kind in die Kita FRICKENHAUSEN zu geben. Gibt ja überall genügend freie Plätze und gutes Personal … ( #nicht )
    Der Höchstsatz für einen ganzen Tag Betreuung im Ü3 Bereich liegt in FRICKENHAUSEN bei 220€ - wenn das so stimmt!
    Dann kommen 100€ Zuschuss ( ab dem 3. Lebensjahr) dieser wird direkt abgezogen! 120€ für ca 20 Betreuungstage mit ca 7/8 Stunden am Tag… ich würd mal als Eltern den Ball extrem flach halten!!!
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    Na dann zählen Sie mal auf, wo es freie Kindergartenplätze gibt.
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  • A. R.
    Wer meinen Post richtig liest hat ihn auch verstanden … siehe das #nicht in der Klammer!
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  • E. W.
    Manche Leute wollen halt alles geschenkt haben.
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    Was sind dem Frickenhäuser BGM und den Räten die Kinder wert? Jeder kann in Frickenhausen seine Blechkiste abstellen und zahlt für den öffentlich genutzten Raum nichts. Den Eltern aber, die durch ihre Kinder eh finanziell stark belastet sind, werden die höchsten Kindergartengebühren im Landkreis abverlangt.
    Daß selbst die Sozis für die dramatische Erhöhung gestimmt haben, zeigt welchen Stellenwert junge Familien in Frickenhausen haben. Vielleicht dämmerts dem ein oder anderen Gemeinderat irgendwann, daß die Zukunft von Frickenhausen nicht von kostenlosen Parkplätzen für Blechkisten, sondern von Kindern aus Fleisch und Blut abhängt.
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  • R. D.
    So ein Unfug. Richtige Freibiermentalität. Heutzutage erhält jeder 100€ Zuschuss und das jeden Monat. Dann erhält man für jedes Kind noch 250€ Kindergeld, auch jeden Monat. Was will man denn noch alles? Früher gab es all das nicht und es wurde nicht soviel gejammert.
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  • D. E.
    Für 9-10 Jahre Schule müssen die Eltern keine Gebühr zahlen. Warum gibt's den Unsinn beim Kindergarten?
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  • R. B.
    Das liegt einzig und allein daran, dass es eine Schulpflicht gibt, aber keine allgemeine Kindergartenpflicht.
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    Wäre aber sinnvoll. Alle Bildungsforscher sagen, daß die Bildungsangebote die vor dem Schuleintritt wahrgenommen werden, sich deutlich positiv auf die spätere Entwicklung auswirken. Im Frickenhäuser Gemeinderat scheint das, parteiübergreifend, noch nicht angekommen zu sein. Dort versucht man mit möglichst hohen Gebühren, gerade die Kinder aus schwierigen Verhältnissen, vom Kindergarten fernzuhalten. Dem Frickenhäuser Gemeinderat unterstelle ich keine böse Absicht. Dort scheint man aber offensichtlich enorme Schwierigkeiten zu haben über den Suppentellerrand hinaus zu denken.
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  • A. H.
    Ganz einfach: in Deutschland gibt es eine Schulpflicht.
    Eine Pflicht, Kinder in den Kindergarten zu geben, gibt es eben nicht.
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