Anfang des Jahres war der Schnee manchmal rötlich gefärbt, Autos oder Straßen mit feinem, gelbem Staub bedeckt. Schuld daran war feinster Sand, der aus der 1700 Kilometer entfernten Sahara stammt. Er wurde dort hoch in die Himmel gewirbelt, von Starkwindströmungen in der Atmosphäre nach Norden verfrachtet und im Windschatten der Alpen wieder abgeregnet. Dieses Phänomen ist überraschend, jedoch nicht neu.
Bereits in der letzten Eiszeit, die vor rund 10 000 Jahren zu Ende ging, gab es solche Ereignisse. Damals kam der Wind in unserer Region meist aus dem Westen. Er brachte aus den Rheinauen über Jahrtausende große Mengen an Staub und feinen Sand mit. Sie stammten von vegetationslosen Steppen und Gletscherablagerungen. Gewaltige Staubstürme transportierten das Material über Hunderte von Kilometern nach Osten. Hier wurde es im Windschatten von Spessart und Odenwald und am Rand der Mittelgebirge wieder abgelagert.
Aus Sand und Staub wurden der fruchtbare Löss und Lösslehm, die im Ochsenfurter und Uffenheimer Gau bis zu zehn Meter mächtige Schichten bilden. Dieser fruchtbare Boden ist für die Landwirtschaft ein Segen. Löss ist weltweit verbreitet, jedoch meist regional begrenzt. 2021 hat die Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft den Lössboden zum "Boden des Jahres" gekürt.
Für Dieter Knakoswski, Agrarökonom und amtlicher Bodenschätzer am Finanzamt in Aschaffenburg, gehört der Ochsenfurter Gau zu den „Big Five“ unter den fruchtbarsten Ackerböden in Deutschland. Alle sind sie Lössgebiete, wie beispielsweise die Hildesheimer und Magdeburger Börde in Norddeutschland oder der Straubinger Gäu. In Bayern steht der Ochsenfurter Gau an erster Stelle.
Lössboden saugt sich voll wie ein Schwamm
Die Bezeichnung Löss kommt vermutlich vom alemannischen „Lösch“, was so viel wie lose oder locker bedeutet. Das beschreibt das Sediment sehr gut. Die Körner sind lose gelagert, die Lössböden haben daher ein großes Porenvolumen und entfalten bei starken Regenfällen eine Art Schwammwirkung. Im Idealfall können sie pro Quadratmeter auf einen Meter Tiefe bis zu 250 Liter speichern.
Im Gegenzug trocknen tiefgründige Lössböden bei Hitze und wenig Niederschlägen nicht so schnell aus. Durch die Kapillarwirkung der Poren wird die Vegetation länger mit Wasser aus tieferen Schichten versorgt, als dies bei flachgründigen Sandböden der Fall ist. Das macht sich gerade im unterfränkischen Trockengebiet bemerkbar, wo die jährliche Niederschlagsmenge im Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre gerade einmal 550 Liter pro Quadratmeter betrug, halb so viel wie im Süden Bayerns.
Im Gau werden in der Fruchtfolge vorwiegend Zuckerrüben, Weizen, Mais und neuerdings auch Soja angebaut. Auf geringerwertigen Böden findet man Roggen und Hafer. Eine ideale Zwischenfrucht für die Böden war die dreijährige Luzerne, die früher als wertvolles Futter für die Rinder gefragt war, erläutert Dieter Knakowski. Da sich die Landwirtschaft und die Tierhaltung verändert haben, war Luzerne inzwischen weitgehend verschwunden, erlebe aber gerade wieder eine Renaissance.
Die Landwirte sind sehr darauf bedacht, ihren guten Boden zu erhalten, so Knakowski weiter. Daher werden schwere Landmaschinen heute mit Breitreifen bestückt, um eine Verdichtung des Bodens und den Bodenabtrag durch Erosion zu minimieren. Dank des meist ebenen bis welligen Geländes spiele die Winderosion kaum ein Rolle, sagt Knakowski, wohl aber der Bodenverlust durch Starkregenereignisse, deren Häufigkeit zugenommen habe. Gleichzeitig steigen im Zuge des Klimawandels die Temperaturen und somit der Verdunstung.
Zwischenbegrünung verhindert die Erosion
Glücklicherweise finde die Verlagerung des fruchtbaren Bodens meist nur innerhalb der Feldflur statt, sagt Knakowski. Besonders anfällig dafür sind Kulturen, bei denen der Boden lange Zeit ungeschützt der Witterung ausgesetzt ist - etwas beim Anbau von Mais. Eine wirksame Gegenstrategie ist der Anbau von Zwischenfrüchten, etwa Senf, der den Boden festhält und im Winter abfriert. Besonders wirksam ist die Methode, wenn die abgestorbenen Pflanzen als Mulch auf den Äckern bleiben und der fruchtbare Löss so auch nach der Aussaat bei starken Regenfällen nicht mehr in großem Umfang abgeschwemmt werden kann.
Das Gestein, auf dem der Löss aufgelagert ist, spielt aufgrund seiner Mineralbestandteile ebenfalls eine große Rolle für die Fruchtbarkeit des Bodens. Im Würzburger Umland handelt es sich um Muschelkalk oder den Unteren Keuper aus der Trias. Sie sind mehr als 230 Millionen Jahre alt. Der Muschelkalk liefert zwar das für die Pflanzen wichtige Calcium, jedoch fließt das Wasser aufgrund der Klüfte im Gestein schnell ab. Ideal ist der Untere Keuper als Untergrund, wie dies im Gau der Fall ist. Die Gesteine bestehen aus weniger durchlässigen Kalk-, Mergel-, Ton- und Sandsteinen. Auch das sei ein Grund dafür, warum die Bodenbonität im Gau die höchste in ganz Bayern ist, erklärt Dieter Knakowski.
Bayerns beste Äcker liegen in Wolkshausen
Die Bodengüte oder Bonität wird nach der amtlichen Bodenschätzung in einer Skala zwischen 0 und 100 bewertet. Die durchschnittliche Bonität in Bayern liegt bei 44,5, so Dieter Knakowski. Im Ochsenfurter Gau werden Werte von über 80 erreicht, in der Gemarkung Wolkshausen sogar über 90. Es sind die besten Äcker im Freistaat.
Unweit davon, an der Straße von Gaukönigshofen nach Sonderhofen, führt Dieter Knakowski an eine Stelle, an der sich der Aufbau des Bodens besonders anschauliche zeigen lässt. An einem sogenannten Aufschluss, der beim Umbau der Straße entstanden ist und der tieferen Schichten sichtbar macht, lässt sich genau erkennen, wie die mächtige Lössauflage auf dem grauen Keuper ruht.
Aufgrund seiner Fruchtbarkeit ist der Ochsenfurter Gau bestens für den Anbau von Zuckerrüben geeignet. Bei deren Verarbeitung in der Ochsenfurter Zuckerfabrik fällt gelöschter Kalk an, der wieder als Dünger auf die Äcker gebracht wird und die Bodenstruktur verbessert, um diese Fruchtbarkeit nachhaltig zu fördern.
In Bayern sind etwa 0,1% der Fläche mit Photovoltaikanlagen bebaut.
Als Vergleich, etwa 6% der Fläche (mehr als 4400 km2) in Bayern sind versiegelt und jedes Jahr werden es 50 km2 (sind 0,07%) mehr.
Auch der Landwirt muss seine Rechnungen bezahlen...
Danke!