Noch kann niemand mit Bestimmtheit sagen, wie sich die Trockenheit des Sommers auf die fränkische Zuckerrübenernte insgesamt auswirkt. Eines hingegen steht vier Wochen vor Start der Kampagne am 20. September bereits fest: Der Zuckerrübenanbau war in diesem Jahr ein Lotteriespiel mit dem Wetter.
Ein Lotteriespiel vor allem deshalb, weil Feuchtigkeit und Wachstum insbesondere von den seltenen Gewitterschauern abhingen, wie Simon Vogel von der Rübenabteilung des Ochsenfurter Südzucker-Werks berichtet. Und die entluden sich häufig so punktuell, dass es am einen Ende eines Dorfes geregnet hat und am anderen Ende die Felder trocken blieben. Entsprechend unterschiedlich fallen die Erträge aus.
Fruchtbare Böden an der Grenze
Selbst die äußerst fruchtbaren Böden im Ochsenfurt Gau, deren mächtige Lößauflage Wasser besonders lange speichern kann, kamen angesichts der anhaltenden Trockenheit an ihre Grenzen. Schlechter sieht es erwartungsgemäß auf leichten, sandigen Böden aus. Dort wachsen stellenweise kaum noch grüne Blätter, die Rüben sind kaum größer als Rettiche.
Anders im Norden von Würzburg. Im Schatten des Gramschatzer Waldes seien verhältnismäßig viele Gewitter übers Land gezogen, sagt der Geschäftsführer des Verbands Fränkischer Zuckerrübenbauer, Klaus Ziegler. Bei einer ersten Proberodung Anfang August wurden dort Erträge erzielt, die vergleichbar sind mit dem Rekordjahr 2017. An anderen Probestandorten lag der Ertrag gerade einmal halb so hoch.
21 Probestandorte
In Geckenheim, einem Ortsteil von Weigenheim, ist Simon Vogel diesmal unterwegs, um für die dritte Proberodung Rüben zu ziehen. 21 solcher Probestandorte unterhält die Südzucker im fränkischen Anbaugebiet. Ab Anfang August werden dort im 14-tägigen Turnus Rüben geerntet, begutachtet, gewogen und analysiert.
Für die Ochsenfurter Zuckerfabrik sind möglichst genaue Ertragsprognosen wichtig. Nicht nur die Ernte- und Transportlogistik baut darauf auf. Auch der Einkauf von Brenn- und Hilfsstoffen wie Kohle und Kalkstein muss geplant werden, bis hin zur Anmietung von Lägern für fertigen Zucker und die trockenen Rübenschnitzel, die aus den Verarbeitungsresten hergestellt werden und als Viehfutter begehrt sind.
Hoher Zuckerertrag
In Geckenheim trifft Simon Vogel auf einen Bestand, der seinen Erwartungen gerecht wird. Die Rüben haben eine durchschnittliche Größe und – so lässt der Witterungsverlauf vermuten – einen hohen Zuckergehalt. Um genaue Zahlen zu erhalten, werden genau 20 Rüben von Hand geerntet, gewogen und zur weiteren Untersuchung ins Labor geschickt.
Nach den Ergebnissen dieser dritten Proberodung liegt der Rübenertrag im gesamten Anbaugebiet elf Prozent unter dem fünfjährigen Schnitt, teilt Vogels Kollege Ernst Merz mit. Der bereinigte Zuckerertrag je Hektar, der letztlich ausschlaggebend ist für die Erlöse der Bauern, übersteigt das fünfjährige Mittel hingegen derzeit um gut fünf Prozent. Die sonnigen Tage, die noch angekündigt sind, könnten den Gehalt sogar noch weiter nach oben treiben.
Ausfälle auf sandigen Böden
Wessen Rüben aus Wassermangel bereits den größten Teil ihres Blattwerks verloren haben, den kann diese Aussicht allerdings nicht mehr trösten. Wenn der erwartete Regen endlich kommt, müssten die Rüben erst wieder Blätter bilden, um neuen Zucker einlagern zu können. Dazu fehlen im Spätsommer aber bereits die nötigen Sonnenstunden.
Trotzdem hofft man auf Niederschläge, allen voran die Mitglieder der Rodegruppen, die unter dem Dach des Maschinenrings Maindreieck für die Rübenernte verantwortlich sind. Der harte Boden und die unterschiedliche Größe der Rüben fordern die ganze Erfahrung der Roderfahrer, sagt Jutta Michel, die als Geschäftsführerin des Maschinenrings den Ernteeinsatz koordiniert. Sonst drohen hoher Verschleiß an den teuren Maschinen und erhebliche Verluste durch abgerissene Rüben.
Flexible Ernteplanung
Jutta Michel hat sich bereits darauf gefasst gemacht, dass die Einsatzplanung kurzfristig geändert werden muss, wenn andernorts bessere Rodebedingungen herrschen. „Flexibilität ist heuer die Herausforderung“, so Michel.
Dabei hatte das Anbaujahr recht vielversprechend begonnen, sagt Simon Vogel. Die Winterfeuchte war ausreichend. Den leicht verspäteten Saattermin machten die milden Frühjahrstemperaturen wett. Im Mai schlossen sich die Blätter zeitig zwischen den Reihen.
Verbrannte Blätter
Bei großer Hitze breiten sich die Rübenblätter normalerweise tagsüber schlaff über den Boden aus und verringern so die Verdunstung. In diesem Jahr habe sich die Erde aber zeitweise so stark aufgeheizt, dass die Blätter regelrechte Verbrennung bekommen haben, so Vogel.
Dass unter den ungünstigen Bedingungen dieses Sommers doch noch ein halbwegs zufriedenstellender Ertrag zu erwarten ist, überrascht den Fachmann. „Es ist doch immer wieder erstaunlich, was die Rüben aushalten können“, sagt er.