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Der gute Boden - Ochsenfurter Gau
Was Spötter eine Ackerwüste nennen, ist für die Bauern ein Traum: Die weite Ebene des Ochsenfurter Gaus hat den besten Boden in Bayern.
Zuckerrüben - wie gemalt vor der Ochsenfurter Wolfgangskapelle. Der Anbau der Rüben ist prägend für den Ochsenfurter Gau.
Foto: FOTO Gerhard Meissner | Zuckerrüben - wie gemalt vor der Ochsenfurter Wolfgangskapelle. Der Anbau der Rüben ist prägend für den Ochsenfurter Gau.
Von Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 11.11.2021 14:02 Uhr
Auch bundesweit liegt die Region im Süden des Landkreises Würzburg in der Hitliste weit oben. Das hat schon 1934 eine Schätzung der Ackerböden im Deutschen Reich ergeben. "Das gilt bis heute", weiß Alfred Grieb vom Amt für Landwirtschaft und Forsten in Würzburg.

Davon hat auch der Verbraucher was: In vielen Nudeln steckt Weizen, der im Ochsenfurter Gau gewachsen ist. Durum nennt sich die Sorte, bei Spaghetti-Genießern auch als Hartweizen bekannt. Er hat das immer wieder skandalträchtige Ei aus der Pasta verdrängt - schon deshalb, weil er die Nudeln ähnlich färbt. Landwirtschaftsexperte Grieb hat ausgerechnet, dass in Deutschland auf gut 9000 Hektar Durum-Weizen angebaut wird - etwa acht Prozent davon entfallen auf den Ochsenfurter Gau. Damit sei das Gebiet die größte Durum-Fläche in Bayern.

Das Zauberwort der Fruchtbarkeit heißt Löß. Dies sei eine der fruchtbarsten Bodenarten in Europa, weiß Fachmann Grieb. Zwar ist der Durum ein sensibles Pflänzchen und der Ochsenfurter Gau eine trockene Sache. Doch der während der Eiszeit angewehte Löß sei ein exzellenter Speicher des spärlichen Wassers.

Es müssen nicht immer Durum und Nudeln sein. Auch die Zuckerrübe mag die Felder zwischen Ochsenfurt, Aub, Bütthard und Kirchheim. Nicht umsonst steht in Ochsenfurt Süddeutschlands größte Zuckerfabrik. Die 11 500 Einwohner zählende Stadt ist neben Mannheim der Sitz des Südzucker-Konzerns, Europas Marktführer beim Zucker.

Die von der EU diktierte Öffnung des Marktes hat den etwa 5800 fränkischen Rübenbauern zwar einen herben Schlag versetzt. Dennoch gehen Experten davon aus, dass der Ochsenfurter Gau und die ähnlich fruchtbare Ebene Richtung Uffenheim das Herzstück des bayerischen Rübenanbaus bleiben werden.

Beispiel Hopferstadt: Das 650-Einwohner-Dorf im Gau tickt nach der Rübe. Es gilt bundesweit als der Ort mit der höchsten Dichte an Rübenbauern. Gut zwei Dutzend Vollerwerbslandwirte haben sich hier trotz des Höfesterbens gehalten. Jeder zehnte Einwohner lebt direkt vom weißen Gold. Die Zeiten werden freilich auch für die Hopferstadter Bauern nicht einfacher. Doch es ist ein neuer Silberstreif am Horizont zu sehen: Kraftstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen. So pumpt Südzucker enorme Energie in die Produktion von Bio-Ethanol - bislang aus Getreide, bald auch aus Zuckerrüben. Das gilt als Wachstumsmarkt. Insofern werden immer mehr Autofahrer bald nicht irgendeinen Tiger im Tank haben, sondern einen aus dem Ochsenfurter Gau.

 
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