Nach fehlgeschlagenen Anbauversuchen in den neunziger Jahren im Raum Kitzingen und Schweinfurt zeigen sich Landwirte und Berater optimistisch: Zunehmend mehr Soja wird auf unterfränkischen Äckern angebaut: Stand er 2010 auf 41 Hektar, sind es aktuell 664 Hektar. Maßgeblichen Einfluss auf diese Entwicklung haben das Fachzentrum Pflanzenbau am Amt für Landwirtschaft in Würzburg und der dortige Fachmann Dr. Herbert Siedler.
Siedler ist überzeugt, dass sich die neue Kultur in der Region weiter ausbreitet. Eine ganze Reihe von Gründen spricht dafür: Aufbereitetes Soja ist in der Landwirtschaft sehr wichtig, da die Bohnen Grundlage der Hühner- und Schweinefütterung sind und auch in der Milchviehfütterung als Eiweißträger verwendet werden. Um den Bedarf zu decken, muss der allergrößte Teil importiert werden und das ist derzeit richtig teuer.
Gentechnikfrei
Aber nicht nur Landwirte können vom Eigenanbau profitieren, sondern auch Umwelt und Verbraucher. Auf Sojaflächen müssen keine Dünger, Fungizide und Insektizide ausgebracht werden, der Anbau bindet mehr CO2 aus der Luft, als zur Produktion in sie abgegeben wird, Pfahlwurzeln der Pflanzen und Knöllchenbakterien verbessern die Bodenfruchtbarkeit. Nicht zuletzt spricht auch die gentechnikfreie Futtermittelproduktion für den heimischen Anbau.
132 Landwirte von der Rhön bis in den Landkreis Würzburg sammeln derzeit eigene Erfahrungen mit dieser neuen Kultur, an der das Interesse wächst. Das zeigten die jüngsten Infoveranstaltungen und Versuchsführungen im Raum Würzburg. Zunächst hatte das AELF Würzburg nach Bütthard-Gützingen eingeladen, wenige Tage später schauten sich die aus ganz Deutschland angereisten Teilnehmer der Sojalehrfahrt des Deutschen Soja-Förderrings die dortigen Felder und weitere in Aub-Baldersheim, Uffenheim und Leinach an.
Der ersten, 100-köpfigen Besuchergruppe in Gützingen konnte - als deutschlandweites Novom – eine mobile Sojatoastanlage im Einsatz präsentiert werden. Mit dem Anbau allein ist es nämlich nicht getan. Soja kann nur aufbereitet, nach Denaturieren schädlicher Enzyme in der Bohne, zur Fütterung von Schweinen und Hühnern verwendet werden; eine Aufbereitungsmöglichkeit ist das Toasten.
Die Brüder Rainer und Jürgen Möhler aus Schöntal (Baden-Württemberg) bieten Lohntoasten als Service und somit eine Alternative zu den demnächst zwei unterfränkischen stationären Anlagen (im Landkreis Haßberge und ab 2014 im Landkreis Schweinfurt). Der Durchsatz der mobilen Anlage liegt nach Angaben der Betreiber bei 2,5 Tonnen pro Stunde (bei maximal 20 Prozent Feuchte des Toastguts).
Bei seiner Führung durch die Sojaversuche auf dem Betrieb Hermann und Benedikt Endres, die die Versuche tatkräftig unterstützen, räumte Siedler ein, dass heuer Geduld angesagt gewesen sei: Der nass-kalte Mai habe die Bohne in ihrer Jugendentwicklung drei Wochen langsamer wachsen lassen, bevor die Trockenheit in der Blüte Ende Juni und den ganzen Juli hindurch zugeschlagen habe. „Lediglich der August mit seinen Niederschlägen und warmen Temperaturen war heuer für die Sojabohnen gedeihlich.“ Allerdings zeige sich, dass die als Mimose verrufene Frucht, deren Bestände sich in Gützingen bereits gelb verfärbten, einiges kompensieren kann.
Der Pflanzenbauberater rechnete „auf mittleren Böden noch mit einer durchschnittlichen Ernte und auf guten Böden mit einer guten Ernte von 35 Doppelzentner pro Hektar“ - vorausgesetzt, das sogenannte Impfen des Saatguts habe funktioniert. Dies konnte anhand eines Impfversuchs anschaulich verdeutlicht werden. Weitere Bedingung: passende Sorte(n) mit vernünftiger Reife- und Erntezeit (noch im September bzw. Anfang Oktober) für das unterfränkische Anbaugebiet. Die sehr frühen sogenannten 000-Sorten versprechen dem auch in diesem Jahr gerecht zu werden.
Von guten Sojaerträgen der letzten Jahre – zwischen 30 und 35 Doppelzentner pro Hektar – konnten den Teilnehmern der Sojalehrfahrt auch Jürgen Unsleber aus Baldersheim und Jürgen Dietrich in Leinach berichten. Unsleber präsentierte dem Besuchertrupp verschiedene Schläge auf Löß und Muschelkalk mit stark unterschiedlicher Wuchshöhe bzw. vegetativer Entwicklung, die jedoch erfahrungsgemäß ähnliche Erträge bringen.
Soja ersetzt Winterraps
350 Hektar bewirtschaftet der Steinhaugshof in Leinach. Neben 24 Hektar Zuckerrüben steht dort die Saatgutvermehrung im Vordergrund. Dietrich baut seit drei Jahren Sojabohnen an, heuer insgesamt 20 Hektar, davon fünf Hektar Saatgutvermehrung. Seine Sojaanbaufläche dürfte sich wohl vergrößern, weil Winterraps-Anbau bei sechs Insektizidbehandlungen ohne durchschlagenden Erfolg „immer uninteressanter“ werde.
Im Vermehrungsschlag stellte Hans-Jürgen Wöppel vom Fachzentrum Pflanzenbau Würzburg einen Herbizidversuch mit 16 Varianten vor. An der Kontrolle sowie an den reinen Nachauflaufbehandlungen mit ungenügendem Wirkungsgrad zeigte sich starker Unkrautdruck. Sauber waren hingegen vor Auflauf (alleine oder kombiniert mit Nachauflauf) behandelte Bestände.
Die Eindrücke des Tages fasste Jürgen Recknagel, Geschäftsführer des Deutschen Sojaförderrings, zusammen. Ihn hatte die Entwicklung der Sojabestände auf den ganz unterschiedlichen, jedoch überall von relativ trockenen Verhältnissen geprägten Standorten, ebenso beeindruckt wie die Anpassungsfähigkeit der Pflanze.
Für ihren Anbau spräche zudem ein guter Vorfruchtwert sowie die Entzerrung der Arbeitsspitzen. Laut Recknagel führe das dazu, dass die Sojabohne in Unterfranken nach der Zuckerrübe zu den wettbewerbsfähigsten Arten zählt. Werden jetzt noch Erfassung und Vermarktung ausgebaut, so ein Teilnehmer der Fahrt, werden Sojabauern und Berater weitere Landwirte mit ihrem Optimismus anstecken und der Ausbau von Soja ausgeweitet.