Würzburg hat die Fahrradprüfung schon hinter sich: Im September 2019 ist eine Kommission der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen (AGfK) durch die Stadt mit Pedelecs gefahren, um herauszufinden, ob Würzburg als fahrradfreundliche Kommune aufgenommen werden kann. Prüfung bestanden.
Die Kreistagsfraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen streben für den Landkreis Würzburg auch das Prädikat fahrradfreundliche Kommune an. Ein entsprechender Antrag ist bereits im Juni 2021 gescheitert. Auch ein Radwegekonzept und einen Radverkehrsmanager, den beide Gruppierungen im Kreistag schon länger fordern, fand bislang keine Mehrheit.
SPD-Fraktion im Kreistag möchte der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen beitreten
Nun ein neuer Versuch. Die SPD will, dass der Landkreis Würzburg der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern beitritt. 3000 Euro kostet das im Jahr. Zuvor aber sind einige Hausaufgaben zu erledigen. Michael Dröse, neuer Chef der Stabstelle Landrat, stellte den Mitgliedern des Kreisausschusses die Aufnahmekriterien für die AGfK vor.
Es ist ein langer Weg zur fahrradfreundlichen Kommune - und ein teurer. Denn der Landkreis Würzburg muss, bevor die Damen und Herren der AGfK das Kreisgebiet auf dessen Fahrradfreundlichkeit prüfen, einen Radverkehrsbeauftragten einstellen und eine klare und stringente Radverkehrspolitik verfolgen, führte Dröse aus. Und die Radwege im 968 Quadratkilometer großen Flächenlandkreis sollen unter anderem auch im Winterdienstplan berücksichtigt werden.
Um die Qualitätskriterien der AGfK zu erfüllen, muss der Landkreis ein Radverkehrskonzept erstellen. Dazu gehört ein Netzplan. Darin müssen auch Standorte, Kapazitäten und Qualitäten von Fahrradabstellanlagen verzeichnet sein und Möglichkeiten der besseren Verknüpfung zwischen Radverkehr und öffentlichem Nahverkehr aufgezeigt werden. Zwischen 80 000 und 150 000 Euro schätzt Dröse die Kosten dafür ein. Die Mitglieder bekommen dafür nicht nur das Zertifikat, sondern auch Unterstützung bei allen Fragen rund um das Thema Radweg. Sie können auch an Arbeitsgruppen teilnehmen und werden mit Materialien für die Öffentlichkeitsarbeit versorgt.
In den vergangenen zehn Jahren hat der Landkreis Würzburg 3,5 Millionen Euro in den Bau von Radwegen investiert
Die SPD möchte mit ihrem Antrag den Radverkehr in die Fläche bringen. "Mir ist durchaus bewusst, dass es anspruchsvolle Kriterien sind, aber in der Summe ist es konzeptionell vertretbar", sagte Fraktionschef Stefan Wolfshörndl und zog zum Vergleich die viel höheren Ausgaben für den Bau und den Erhalt der Kreisstraßen heran.
Unterstützung bekommt die SPD von den Grünen im Kreistag. Ihr Sprecher Sven Winzenhörlein plädierte dafür, das Alltagsradwegenetz für Pendler auszubauen. "Und dafür ist ein Koordinator, der im Landratsamt sitzt, nötig", unterstrich er abermals die Forderung seiner Fraktion, einen Radverkehrsmanager einzustellen. "Ein Radwegkonzept würde Druck aufbauen. Und die nötige Verkehrswende gibt uns diesen Druck vor." Schon allein deshalb sei es nötig, sehr schnell Veränderungen vorzunehmen, ergänzte Fraktionskollegin Jessica Hecht.
Warum es für Kreisrat Konrad Schlier nicht einfach ist, den Winterdienst auf Radwegen umzusetzen
Widerspruch kam von der CSU. "Was nutzt uns das tollste Konzept, wenn wir es nicht umsetzen können?", fragte Fraktionsvorsitzender Björn Jungbauer. Er meint, dass die wenigsten Landkreis-Bürgermeister ein Radwegkonzept brauchen, sondern "das tun, wo etwas dabei rumkommt". Kreisrat Konrad Schlier sieht die Problematik im Radweg-Winterdienst. Denn, "die Bauhöfe sind jetzt schon überlastet". Und er wies darauf hin, dass Gemeinden jetzt schon in die Bredouille kommen, Ausgleichsflächen zu bekommen - für den Bau von Radwegen sei dies nicht anders.
"Der Radwegbau im Landkreis hat sich positiv entwickelt. Wenn wir diesen Weg weitergehen, bauen wir ein gutes Netz aus", sagte UWG-Kreisrat Peter Juks. Und er mahnte, angesichts der jüngsten Debatte im Kreistag um eine Erhöhung der Kreisumlage, jetzt nicht wieder über neue Stellen wie den Radverkehrsmanager zu diskutieren, sondern bei den "orginären Aufgaben des Landkreises" zu bleiben.
Seit 2009 fördert der Landkreis Würzburg den Bau von Radwegen in den Gemeinden. Allein in den vergangenen zehn Jahren sind 3,5 Millionen Euro in den Bau von 65 Kilometer Radweg geflossen. Radwege zu bauen hängt für Landrat Thomas Eberth daher auch nicht vom Geld ab. Vielmehr stelle sich für ihn die Frage, welche Zugriffsmöglichkeiten der Landkreis, beispielsweise beim Winterdienst, habe. Schließlich würden die Radwege ja von den Städten und Gemeinden gebaut - nicht vom Landkreis, argumentierte er.
Welche Fraktionen gegen eine Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen sind
Seit 2012 gibt es das Netzwerk der fahrradfreundlichen Kommunen in Bayern. Mittlerweile gehören ihm 78 Städte und Gemeinden und 15 Landkreise an. "Darunter sind auch große Flächen-Landkreise wie wir. Die scheinen diese Probleme nicht zu sehen", erwiderte Wolfshörndl. "Stadt und Landkreis Würzburg müssen eine Vorreiterrolle haben", so stellvertretende SPD-Landrätin Christine Haupt-Kreutzer, die ein Radwegkonzept für den Landkreis auch mit Blick auf den öffentlichen Personennahverkehrs sieht.
Durchsetzen können sich SPD und Grüne mit ihren Argumenten im Kreisausschuss aber nicht. CSU und UWG stimmten gegen eine Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen. Einig sind sich die politisch Verantwortlichen auf Kreisebene aber darüber, dass der Landkreis Würzburg seine Aktivitäten und Bemühungen rund um das Radwegenetz im Landkreis weiter ausbauen wird.
Wenn das so läuft wie die Nürnbergerstrasse ist sie 2050 fertig.
Falls noch nicht bekannt, neben der Leistenstraße läuft ein hervorragender Radweg, den man durchaus un beiden Richtungen benutzen kann. Aber offensichtlich ist der Zeitgeist so von Ideologie "vernebelt", dass auf der Straße ein Radweg eingebaut werden muss, nur um die "pöhsen SUV´s" zu bremsen.
hat offensichtlich beschlossen, sich zum Auslaufmodell zu machen. Die alten weißen Männer greifen noch schnell ab was noch abzugreifen geht, bevor sie von den Jungwähler/innen aus den Gremien gewählt werden, und das wars dann. Pech dann für die jungen Leute, die zur CSU gegangen sind, weil sie geglaubt haben, da werden sie am ehesten was, aber wenn man deswegen dabei mitmacht sich selber den Ast abzusägen auf dem man sitzt, hält sich mein Bedauern in sehr überschaubaren Grenzen...
solange es kostenlose Dienstwagen bzw. Parkplätze für die Entscheidungsträger/innen gibt. Man sollte immer meinen, Klimawandel, Rohstoffverknappung etc. fänden außerhalb der wissenschaftlichen Abhandlungen (und innerhalb der Amtsstuben) nicht statt. Es wird also weitergepennt statt endlich was unternommen und den Bürger/innen ein hochgradig fragwürdiges bis beklagenswertes Beispiel vorgelebt. Soviel mal wieder Thema "repräsentative Demokratie".
Der Landkreis gibt mal 150000 Euro für einen Beauftragten und ein Konzept aus.
Wie geht es dann weiter?
Es werden neue Wege geplant wie z.B Waldbüttelbrunn - Höchberg.
Sinnvoll wäre ein Weg nördlich der B 8. Geht aber nicht , da Wasserschutzgebiet. Südlich durch den Wald soll kein Teer.
Von Leinach nach Remmlingen sollen noch einig Kilometer Landwirtschaftsweg ausgebaut werden. kostet etwa 1/2 Million.
Den Winterdienst sah ich am letzten Samstag, 2. April, gegen 11Uhr auf dem Radweg Höchberg-Kist. Räumt der dann im Winter jeden Morgen für die Pendler und streut wohl noch Salz gegen das Eis?
Vielleicht auch noch auf dem ausgewiesenen Radweg von der Bachwiese Margetshöchheim durch den Wald nach Hettstadt?
Wer soll das bezahlen?
> Ist ja alles so einfach.
> Der Landkreis gibt mal 150000 Euro für einen Beauftragten und ein Konzept aus.
> Wie geht es dann weiter?
Genau! -- Und die Stadt gibt "'mal schnell" 100.000.- EUR für eine Aktualisierung des regional(!) wirkenden Verkehrsentwicklungsplans aus, der neben der Stadt auch die Landkreise WÜ, MSP, und KT berücksichtigt. Das sind keine Märchen, sondern realistisch realisierbare Pläne um Alternativen zur Nutzung des Autos zu bekommen. Die Stadt hat das übrigens 1993/'95 schon einmal - vergebens - getan.
So. Und nun? -- Es ist "höchste Eisenbahn" daß sich etwas ändert. Der Streit um die "kostenlose" Talavera ist da nur der Anfang. Und die "überwiegend schwarze Mehrheit" im Landkreis torpediert Veränderungen schon seit Jahrzehnten. Da kann ich nur neidisch nach Innsbruck schielen, wo eine bunte Kolalition aus grüner Stadt-, eine roter Landes- und einer schwarzen Bundesregierung an einem Strick ziehen - Für ÖPNV & Co. Erfolgreich, seit 20 Jahren!
Ich bin gerade einigermaßen fassungslos, dass der Landkreis Würzburger dies gar nicht hat, keinen Winterdienst bereit stellt und auch kein gemeinsames Konzept habt.
Ich möchte bitte keine einzige Landkreis-Kommune mehr höher, die sich beschwert, dass das Pendeln mit Auto nach Würzburg so beschwerlich sei und keine Alternativen bestünden.
Wasch mich, aber mach mich nicht nass, lieber Landkreis.
Auto zu stärken. Es geht in der ganzen Diskussion ausschließlich darum, weiterhin bequem und kostenlos mit dem Auto von A nach B zu fahren und zwar bis mitten in die Stadt.
Grüße aus dem Kreistag!
Was mischen sich diese Parteien immer in die Belange anderer verantwortlichen Bereiche ein.
Was Würzburg für egal welchen Verkehrsteilnehmer betrifft, ist aber schon sehr befremdlich.