Menschen, die mit dem Fahrrad oder dem E-Bike zur Arbeit fahren, sollen beim weiteren Ausbau des Radwegenetzes im Landkreis Würzburg deutlich stärker in den Blick genommen werden als bisher. Den Vorstoß dazu hat die Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen gemacht. Auch wenn deren Antrag auf ein eigenes Radwegekonzept und einen Radverkehrsmanager im Bau- und Verkehrsausschuss des Kreistags keine Mehrheit fand, kann die Fraktion zumindest einen Teilerfolg verbuchen.
Einig ist man sich im Kreistag seit Jahren über die Förderung des Radwegebaus. 3,5 Millionen Euro an Zuschüssen hat der Kreis dazu seit 2009 an die Gemeinden ausgezahlt, teilt Verwaltungschef Rainer Künzig auf Anfrage mit. 65 Kilometer Radweg sind dadurch entstanden. Im vergangenen Jahr wurde die Radwegförderung sogar von der freiwilligen Leistung zur Pflichtaufgabe erhoben und damit auf eine gesicherte Finanzierunggrundlage gestellt. Trotzdem sind die Grünen damit noch nicht zufrieden.
Der Radwegebau habe sich vornehmlich auf touristische Routen konzentriert, sagt Kreisrat Aljoscha Labeille (Grüne). Dabei werde verkannt, dass gerade im Zeitalter des E-Bike viele Arbeitnehmer auch längere Strecken zur Arbeit mit dem Rad zurücklegen würden. "Wir haben viele schöne Radwege, aber leider nicht für Pendler", so Labeille. Es komme also darauf an, das Radwegenetz stärker an den Pendlerströmen auszurichten und dafür zu sorgen, dass die Wege auch bei schlechtem Wetter zuverlässig befahrbar sind.
Lückenlose Anbindung aller Ortsteile
Wie viele Gedanken man im Landratsamt bereits an die weitere Verbesserung des Radwegenetzes verwendet, versuchte Regionalmanager Michael Dröse deutlich zu machen. So beteilige man sich aktuell an einer landesweiten Erhebung aller bestehenden Radwege. Ziel des Programms "Radwegenetz Bayern" sei die lückenlose Anbindung aller Ortsteile ans Wegenetz.
Was die Vernetzung mit dem Oberzentrum Würzburg angeht, setzt Michael Dröse auf den interkommunalen Ausschuss von Stadt und Landkreis Stadt.Land.Wue. Die Stadt besitze nämlich bereits seit 2016 ein Radwegekonzept, eine Neuauflage gemeinsam mit der Region sei derzeit aber noch nicht geplant. "Gerade im Hinblick auf die Pendlerverkehre macht ein eigenes Radwegekonzept für den Landkreis keinen Sinn", meint auch Landrat Thomas Eberth (CSU).
Eberths Vorschlag, den interkommunalen Ausschuss mit der Erstellung eines gemeinsamen Radwegekonzepts zu befassen, fand im Ausschuss die Mehrheit, anders als die Forderung der Grünen nach einem Radverkehrsmanager. Dabei verwies Tobias Grimm (SPD) auf die Zuständigkeit der Gemeinden für die allermeisten Radwege. "Der Landkreis kann fördern und tut das auch gerne, aber dazu braucht's keinen Oberaufpasser im Landratsamt", so Grimm. Matthias Henneberger (ÖDP) warnt vor Parallelstrukturen: "Einen Manager sehen wir als Fehlentwicklung."
Gerne hätte Sebastian Hansen (Grüne) deshalb die Entscheidung über einen Radverkehrsmanager zurück gestellt - bis mehr Klarheit über ein mögliches gemeinsames Radewegekonzept mit der Stadt herrscht. Darauf wollten sich aber die übrigen Fraktionen nicht einlassen und lehnten den Antrag ab. Enttäuschend für Hansen, wie er in einer Stellungnahme der Grünen an die Redaktion zum Ausdruck bringt: "Das Thema Radverkehr hat im Landkreis offenbar immer noch keine so hohe Priorität wie der Autoverkehr", so Hansen.
Zufrieden äußert sich Grünen-Fraktionschef Sven Winzenhörlein hingegen über die angestrebte Zusammenarbeit mit der Stadt. „Wir begrüßen es sehr, dass unser Wunsch, ein mit der Stadt Würzburg abgestimmtes Radverkehrskonzept zu erstellen, im gemeinsamen Ausschuss Stadt.Land.Wue weiter vorangetrieben wird", so Winzenhörlein, "der Fokus darf dabei nicht mehr nur auf touristischen Wegen zur Erholung liegen, sondern muss den Menschen in der Region ermöglichen, ihre Alltagswege zügig und sicher mit dem Rad zurückzulegen."