
"Wir brauchen dringend Klarheit, die Gastronomie pfeift aus dem letzen Loch", sagt Christian Sitter gegenüber dieser Redaktion. Der Anwalt der Würzburger Kanzlei Steinbock & Partner vertritt Lothar Bezold, Inhaber der Steinburg, der gegen die frühere Corona-Sperrstunde Klage per Normenkontrollantrag eingereicht hat. Denn seit die Corona-Ampel auf dunkelrot steht, müssen Würzburgs Gastronomen bereits um 21 Uhr schließen.
Bisher hat Bezold für diesen Schritt überwiegend ein positives Feedback bekommen: "Auch von Nicht-Gastronomen ist das Verständnis und die Unterstützung für unsere Denkweise sehr hoch."
Anwalt rechnet mit Entscheidung in dieser Woche

Bezold und sein Anwalt hoffen, dass die Entscheidung, die dann nicht nur für die Steinburg, sondern auch für andere Gastronomen gelte, noch in dieser Woche fällt. Er sei optimistisch, der Verwaltungsgerichtshof habe schließlich schon einmal eine Sperrstunden-Regelung gekippt, so Sitter. Zwar seien seinerzeit die Infektionszahlen deutlich niedriger gewesen, der Anwalt verweist aber darauf, dass gerade die Gastronomie sehr strenge Hygienekonzepte vorweise.
Die 21-Uhr-Regelung sei überzogen und katastrophal für die Gastronomen, meint auch Michael Schwägerl, Bezirksgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA. Die Politik sei gefordert, den steigenden Coronazahlen entgegenzutreten, aber: "Sie muss sich auch die Frage stellen, ob es nicht besser sei, dass die Menschen ein geordnetes, geregeltes Verfahren in der Gastronomie nutzen, statt sich im privaten Bereich ohne Hygienekonzepte und Abstandsregelungen zu treffen."
Private Feiern immer häufiger Infektionsherde
Das Robert-Koch-Institut bestätigt, dass private Feiern immer häufiger zu Infektionsherden führen. "Der Weg, die Gastronomie wieder einzuschränken, ist der falsche." Die Umsätze im Sommer haben in vielen Betrieben die Umsatzeinbußen während des Lockdowns im Frühjahr nicht ausgleichen können.
"Es macht einen fertig, dass wir uns an die Vorgaben halten, und ein paar, die sich nicht daran halten, unser Wohl in der Hand haben", sagt Rita Morhard, Inhaberin des Gasthofs Bären in Randersacker (Lkr. Würzburg), nicht. Gemeinsam mit ihrem Mann hatte sie im Juni per Normenkontrollverfahren gegen die Sperrstunde geklagt - und Recht bekommen.
Gastronomen fürchten einen teilweisen Lockdown

Ob es im Fall Bezold ebenso ausgeht? Sie ist unsicher. Die Situation sei schließlich jetzt eine ganz andere. Die Zahlen seien weit höher und die Regelungen betreffen jeweils nur die Gastronomen in Hotspots. Die Maßnahmen sind somit wesentlich individueller auf die Situation vor Ort zugeschnitten als noch im Frühsommer. Damals galt die Sperrstunde von 22 Uhr für alle Gastronomen unabhängig des jeweiligen Infektionsgeschehens.
"Das Virus muss ja irgendwie eingedämmt werden. Aber mir fehlt das Verständnis, dass es die Gastronomie so hart trifft", sagt Morhard. Angesichts der stetig steigenden Zahlen treibt sie die Sorge um, dass es einen "Lockdown light" geben wird, in dessen Folge die Gastronomie wieder komplett schließen muss. Auch der Steinburg-Gastronom Bezold hat große Sorge vor einem neuen Lockdown.
Das kommt jetzt als nächstes.
Hoffentlich hat die Klage keinen Erfolg.
https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/superspreader-in-wuerzburg-wie-zwei-lokale-die-werte-explodieren-liessen-art-10510547