Wie ein Damoklesschwert schwebt die Zahl 100 über den Köpfen der Gastwirte in Stadt und Landkreis Würzburg. Denn erreicht die Sieben-Tages-Inzidenz der Corona-Infizierten diesen Wert, tritt eine neue Farbe der bayerischen Corona-Ampel in Kraft, hatte Ministerpräsident Markus Söder am Dienstagmittag in seiner Regierungserklärung verkündet.
Eine der Folgen der dann dunkelroten Ampel: Die Sperrstunde wird auf 21 Uhr festgelegt. Schon mit dem Erreichen des Inzidenzwertes von 50 am Dienstag in der Stadt und am Mittwoch auch im Landkreis war sie von 23 Uhr auf 22 Uhr vorverlegt worden. Gleichzeitig verringerte sich die Zahl der Gäste, die zusammen an einem Tisch sitzen dürfen, von zehn auf fünf.
"Das spüren wir schon extrem", sagt Thorsten Beck vom Braupub in der Burkarder Straße, der zusammen mit seinem Kompagnon Jim Wagner das unter dem Namen "Brauhaus" bei Generationen Würzburger Studenten bekannte und beliebte Lokal seit Anfang des Jahres gepachtet hat. "Es haben heute auch schon Leute angerufen und wegen der Sperrstunde um 22 Uhr abgesagt", berichtet er am Dienstagabend. "Wir haben sky und zeigen das Bayern-Spiel, aber wenn die Leute nach der ersten Halbzeit den Laden verlassen müssen, kommt doch keiner", weiß er.
Ursprünglich sollte das Lokal bereits Anfang März eröffnet werden.
Ihn und seinem Geschäftspartner trifft es doppelt. "Wir haben heute genau seit drei Wochen wieder offen", berichtet Beck. Ursprünglich sollte das Lokal bereits Anfang März eröffnet werden. "Aber da haben wir gleich wieder zu gemacht", erinnert er sich. Die Pläne, dann im Sommer einen Außenbereich wie die benachbarten Lokale zu eröffnen, seien am Veto der Stadt gescheitert, erzählt Beck. "Wir dachten, es werde wegen Corona alles etwas lockerer gehandhabt, aber dann hieß es nein, das ist ein Taxistand ", erinnert er sich. "Also hatten wir keine Außenplätze und bei 30 Grad hockt sich doch keiner in den Keller."
Direkt darüber in Khams Sushi Bar, in der sonst ohne Reservierung kaum ein Platz zu bekommen ist, verlieren sich gegen 20.45 Uhr am Dienstag gerade einmal sechs Gäste an zwei Tischen in den beiden Gasträumen. "Die Beschränkungen merken wir voll, gestern haben drei Zehnergruppen auf einmal abgesagt. Und auch heute ist nichts los", berichtet Wirt Kesh Sahi resigniert. "Wenn die Sperrstunde auf 21 Uhr vorgezogen wird, wird es noch schlimmer", befürchtet er.
"Aber ich lasse trotzdem offen", sagt er entschlossen. "Was soll ich denn machen", fragt er weiter. "Ich kann doch nicht einfach den Laden dicht machen und zu Hause sitzen. Mit 22 Uhr könnte ich so gerade leben, mit 21 Uhr nicht", weiß der Wirt der Sushi Bar.
"Ich komme gerade aus Heidingsfeld", berichtet Ratskeller-Wirt Kurt Schubert kurz danach. "Gehen Sie mal raus, die Stadt ist wie ausgestorben. Ich hatte da eine Vorstandssitzung, der Kollege war ganz stolz, weil er um 21 Uhr noch drei Gäste hatte", sagt Schubert. "Und bei mir hier sitzen noch vier Gäste." Wenn die Sperrstunde auf 21 Uhr verlängert werde, sieht er schwarz. "Bei dem Personalaufwand, den ich in der Küche habe, lohnt es sich kaum mehr. Sonst kommen ja so gegen 20 Uhr oft noch Gäste, das gibt es dann nicht mehr", befürchtet der Ratskeller-Wirt.
Die wirtschaftlichen Folgen für die Gastronomen sind dramatisch
Gleicht die drohende Verlängerung der Sperrstunde nicht einer Art vorgezogenen Lockdowns für die Gastronomie? "Für meine Begriffe ja", sagt Claudia Amberger-Berkmann, Kreisvorsitzende des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (dehoga). Sie ist keine Freundin dieser Regelung. "Ich finde das nicht sinnvoll, denn dann sind die Leute eben wieder draußen oder treffen sich privat. In der Gastronomie hingegen sind sie registriert und man kann alles nachvollziehen", führt sie an.
Auch die wirtschaftlichen Folgen für die Gastronomen seien dramatisch. "Es steht uns eh schon Oberkante Unterlippe, und jetzt kommen wir wieder in eine Situation, wie wir sie schon im April hatten", sagt die Chefin des Hotels Amberger in der Ludwigstraße. "So wie das alles bei uns in der Gastronomie getan wird, mit Registrierung, Verhaltens- und Hygieneregeln, halte ich es auf jeden Fall für vertretbar, dass wir die Leute bis 23 Uhr bewirten können. "
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KANN MIR JEMAND SAGEN WO MAN SICH NOCH SICHERER FÜHLEN KANN, ALS IN DER GASTRONOMIE DIE SICH BEMÜHT UND DIE REGELN EINHÄLT.
K. WEIGAND