"Wald vor Wild!" Mit seiner Forderung, deutlich mehr Rehe zu schießen, um den vom Klimawandel bedrohten Wald in Bayern zu retten, hat Ludwig Hartmann, Fraktionschef der Grünen im Bayerischen Landtag, unter den Jägern viel Staub aufgewirbelt. Dass sich die Situation in den heimischen Wäldern zuspitzt, darin sind sich Jäger, Förster und Waldbesitzer einig. Doch über die Lösung wird gestritten.
Ludwig Hartmann fordert revierübergreifendes Jagen
Mittlerweile trifft die Klimaveränderung auch Baumarten, die viele Jahre als robust galten: zum Beispiel die Buche, die vor allem in Unterfranken vertrocknet, verdurstet oder verbrennt. Ministerpräsident Markus Söder hat die Devise ausgegeben, der Wald solle ab sofort nicht mehr primär der Gewinnerzielung, sondern dem Klimaschutz dienen. Dafür sollen in den nächsten fünf Jahren pro Jahr eine Million Bäume zusätzlich gepflanzt werden. Hartmann begrüßt den Vorschlag, kritisiert aber: Ohne konsequente Jagd sei die Aufforstung nur "ein gigantisches Wildfütterungsprogramm". Damit die Jäger mehr Rehe schießen, fordert er ein "effektiveres, revierübergreifendes Jagen, Begehungsscheine für alle als Jäger ausgebildeten Waldbesitzer, kürzere Pachtverträge für Reviere mit strikten Abschussvorgaben und ein Verbot der Winterfütterung".
Unsinn, so der Tenor der Jäger. "Diese ganzen Maßnahmen werden nicht dazu führen, dass es dem Wald besser geht", sagt die Pressesprecherin des Bayerischen Jagdverbandes, Gertrud Helm. Wenn in unserer Agrarlandschaft abgeerntete Felder die Hecken und grünen Ackerrandstreifen ersetzen, seien die Tiere gezwungen, sich in winzigen Waldinseln aufzuhalten. Dort würde dann ein einziges Reh ausreichen, um die Verjüngung der Bäume aufzufressen.
In Kitzingen und Schweinfurt fordern Jäger in Petitionen an den Bayerischen Landtag gar "einen Paradigmenwechsel für waldarme, vom Klimawandel extrem betroffene Regionen". Im Landkreis Kitzingen mit nur 22 Prozent Waldanteil mit etwa zehn Prozent Verjüngungsfläche und ansonsten bracher Feldflur reduziere sich die Nahrungsfläche der Rehe dramatisch. Hier reichten ein bis zwei Rehe auf 100 Hektar und der Schaden im Verbiss der ungeschützten saftigen Jungbaumknospen sei programmiert, schreiben die Jäger.
"Die forstlichen Gutachten, die seit Jahren immer höhere Abschüsse fordern, sind das falsche Instrument. Es muss endlich Lebensraum geschaffen werden", sagt Gertrud Helm. "Wenn ich alles tot schieße, was den Kopf herausstreckt", führe dies im Gegenteil dazu, dass sich das Wild ins Dickicht der jungen Bäume zurückziehe und dort fresse. Die Winterfütterung locke Wild von den Bäumen weg.
Fakt ist: In Unterfranken werden in den waldreichen Landkreisen in der Rhön und im Spessart 4000 bis 6000 Rehe pro Jahr geschossen, in den waldarmen Regionen zwischen 1000 und 4000 Rehe im Jahr. Im Vergleich dazu werden etwa in Südbayern über 8000 Rehe pro Jahr erlegt.
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Michael Hein, Vorsitzender der Kreisgruppe Würzburg im Landesjagdverband Bayern, sagt: "Alle Wälder sind unterschiedlich. Trotzdem stülpen wir ein Gutachten über alle." Er betreut 25 Jagdreviere im Landkreis Würzburg, von Thüngersheim, über Veitshöchheim und Gramschatz bis Rimpar. Der Jäger wertet seit Jahren Verbiss und Abschusszahlen aus. Er sagt, vor 30 Jahren, als die ersten forstlichen Gutachten entstanden, habe es noch einen kausalen Zusammenhang gegeben: Je mehr Abschüsse, desto weniger Verbiss an den Bäumen. Doch seit etwa 20 Jahren habe sich der Verbiss trotz ständig steigender Abschüsse nur noch marginal verändert.
1,1 Millionen Rehe werden jedes Jahr in Deutschland geschossen. "Mehr geht nicht mehr. Die Zeit begrenzt den Jagderfolg", sagt Hein und verweist auf Spaziergänger, Jogger, Mountainbiker oder Pilzsammler im Wald. Ferner seien auch am Leittrieb verbissene Bäume nicht sofort tot. Sie wachsen nur nicht mehr so schnell nach oben, bilden neue Seitentriebe und Äste. Das Holz ist nicht mehr so wertvoll. Aus ökonomischer Sicht ein Problem, aus ökologischer Sicht aber nicht, so Hein.
Statt immer höherer Abschussquoten plädiert er für bessere Schwerpunktbejagung, zum Beispiel an Orten, an denen es gelte, neue klimatolerante Baumarten wie die Esskastanie – "für Rehe wie eine Tafel Schokolade", vor Verbiss zu schützen und die Förster beim ökologischen Waldumbau zu unterstützen. Denn: "Selbst wenn wir alle Rehe erschießen, hätten wir die Probleme wie Trockenheit, Schädlinge und Krankheiten, an denen der Wald leidet, nicht gelöst."
https://www.neopresse.com/politik/gruene-in-hessen-erlauben-abholzung-des-urwaldes-reinhardswald/
Wer sich nicht langsam hinterfragt warum er Grün wählt braucht sich später mal nicht zu wundern.
und wer mal einen tieferen Blick ins Wahlprogramm der Grünen riskiert, wird diesbezüglich sicher auch fündig...
Es ist wahrlich schon lange an der Zeit, mit unserer Land- und Forstwirtschaft auf eine nachhaltige Basis (zurück) zu kommen. Entweder wir schaffen der Natur und damit unseren Lebensgrundlagen (wieder) ihre Freiräume - oder wir kegeln uns am Ende selber raus. Da würde in der Tat auch das Söder'sche Baumpflanz- und Wildfütterungsprogramm nichts nützen, denn es wäre bestenfalls ein winzig kleiner Tropfen auf einem glühendheißen Stein.
Also bleiben wir hier sehenden Auges sitzen und schauen zu, wie alles vor die Hunden geht, in der Hoffnung, dass es einen selbst zu Lebzeiten nicht zu hart trifft. Was danach kommt ist wurscht!
Lt. den Förstern ist der Wald durch den sauren Regen bereits gestorben (1980er Jahre) und jetzt stirbt er durch die Trockenheit. Die Trockenheit ist für den Wald und die Tierwelt des Waldes sehr schlimm. Es sterben die großen Bäume und Neupflanzungen durch die Trockenheit ab. Der natürliche Wuchs bleibt, ist aber nicht wirtschaftlich.
Um den wirtschaftlichen Nutzen zu erreichen, was für den Waldbesitzer eine legitime Forderung ist, muss man nicht das letzte Reh schießen. Es gibt andere Mittel wie Besucherlenkung, Ruhezonen für das Wild usw.
Es ist für die Grünen nicht förderlich das freie Betretungsrecht für Spaziergänger, E-Bike-Fahrer, Reiter, Jogger usw. einzuschränken. Lieber Rehe totschießen.
Am Ende sind nicht die Grünen die Mörder sondern die Jäger.
Argumente werden von Arcus nicht geliefert. Wahrscheinlich wurden die von Herrn Hein nicht verstanden. Tja. Das Thema ist aber auch verflixt komplex umd anderen zuhören/lesen voll anstrengend!