
Manuel Gruber (Name von der Redaktion geändert) sitzt in seinem abgedunkelten Zimmer in einem Studentenwohnheim vor dem Bildschirm, ernährt sich von Fast Food und Softdrinks. Essen nimmt er nebenbei auf. Es ist ihm egal, ob es Tag oder Nacht ist. Für Schlaf hat er kaum Zeit. Er pokert in Online-Runden. Der 27-jährige Würzburger hat die Kontrolle über das Spiel verloren. Und er hat die Kontrolle über sein Leben verloren. Er spielt immer weiter – um höhere Einsätze, um höhere Gewinne.
Zehn Jahre später sagt er im Rückblick über diese Zeit: "Ich dachte, ich kann das Spiel beherrschen. Als Flucht aus dem Leben, das ich nicht mehr beherrschen konnte."
"Es hat mir Halt gegeben, erfolgreich zu sein"
Als Schüler und während der ersten Semester des Physik-Studiums war Manuel Gruber sehr ehrgeizig. Vermutlich zu ehrgeizig, sagt er. "Es hat mir Halt gegeben, erfolgreich zu sein." Seine Eltern lobten ihn für gute Noten. "Ich hatte das Gefühl, sie nehmen mich nur dann wahr", erzählt er. Sie stritten viel; trennten sich ein paar Jahre später, als er mit der Schule fertig war.
An der Universität strengte er sich anfangs an, lernte am Abend und am Wochenende weiter. "Das war meine Art zu verdrängen, was zu Hause passiert", sagt er. Der Druck, den er sich machte, strengte an, erschöpfte ihn. Rückblickend sagt er, in seinem Innersten hätte er viel zu verarbeiten gehabt. Doch er habe es nicht spüren können. "Ich habe als Kind nicht gelernt, meine Gefühle zu benennen. Ich wusste nicht, wie man traurig ist, wie sich Liebe anfühlt."
Sein gutes Gedächtnis und psychologische Fähigkeiten halfen ihm zu bluffen
Manuel Gruber beginnt zum Ausgleich zu pokern. Sein gutes Gedächtnis, mathematische und psychologische Fähigkeiten helfen ihm zu bluffen, Macht über Gegner zu haben und zu gewinnen. "Das gab mir den Kick", sagt er.
Wer ein Spiel gewinnt, aktiviert dadurch das Belohnungssystems seines Gehirns, erklärt der Suchtberater Benjamin Klenke vom Verein Condrobs in München. Das erzeuge angenehme Sinnesreize und man sehne sich nach mehr. Forscher der Universität Heidelberg haben herausgefunden, dass Poker einen "Glücksanteil" von mehr als 50 Prozent hat. Dennoch setzt sich langfristig Geschicklichkeit durch. Gerade Jugendliche und junge Erwachsene – vor allem Männer – spielen über Wochen oder Monate exzessiv.
Die Diagnose "Multiple Sklerose" riss ihm den Boden unter den Füßen weg
Dennoch ist nicht jeder übermäßige Mediengebrauch eine Krankheit, erklärt Prof. Rainer Thomasius, ärztlicher Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen in Hamburg, in einem Interview. Resiliente Menschen können aus eigener Kraft gegensteuern, wenn sie einsehen, dass andere Bereiche des Lebens zu kurz kommen. Wer jedoch früh in seinem Leben mit psychischen Problemen belastet ist, kann in die Sucht abdriften.
Letztlich riss eine ärztliche Diagnose Manuel Gruber den Boden unter den Füßen weg: Multiple Sklerose (MS). Verlauf und Beschwerden der entzündlichen Erkrankung des zentralen Nervensystems sind individuell. Wann die Krankheitsschübe auftreten, lässt sich nicht vorhersagen.
Er saß bis zu zehn Stunden am Tag vor dem Bildschirm
"Von einem auf den anderen Moment änderte sich mein Leben", erinnert sich Manuel Gruber. Er hatte Zukunftsängste. Funktionierte nur noch. Fühlte sich antriebslos. Wollte keine anderen Menschen mehr treffen. Hatte keine Lebenslust mehr. Er ging nicht mehr zur Uni, hatte kaum noch Freunde. "Ich war wie gelähmt, machte lange Zeit einfach nichts – außer zu zocken." Er schätzt, dass er acht bis zehn Stunden am Tag vor dem Bildschirm saß.
"Ich bin froh, dass es damals nicht um echtes Geld ging, sondern um eine fiktive Währung", sagt Manuel Gruber – auch wenn er meistens gewonnen habe. Mit Hilfe von Therapeuten und anderen MS-Patienten in einer Reha habe er es aus der Sucht geschafft. Er machte einen kalten Entzug.
Nach und nach hat er sich an einen normalen Umgang mit Medien gewöhnt und lernte, mit seiner Krankheit zu leben. Manuel Gruber hat sein Studium beendet und arbeitet heute in Teilzeit. Mehrere Jahre lang besuchte er eine Selbsthilfegruppe.
Was bleibt, ist die Angst vor dem Rückfall. "Ich habe mich bis heute nicht getraut, in eine Spielbank zu gehen", sagt er. "Ich bin mir nicht sicher, ob ich dort nicht wieder in einen Rausch verfallen würde."
Maximaler Einsatz 50 € im Monat, dabei gab es gewinne bis zu 10-20 fache, diese wurden abgehoben und wieder Max.50€ pro Monat eingezahlt und verspielt.
C'est la vie - so ist das Leben.
Poker hat einen hohen Glücksanteil aber eben nicht ausschließlich. Genau das macht es möglich, dass es Leute gibt die damit ihr Geld verdienen. Für mich wäre es nichts und trotz allem ist es eine mit Risiko verbundene Nische.
Wichtig ist der Teil:
Zitat: "Von einem auf den anderen Moment änderte sich mein Leben", erinnert sich Manuel Gruber. Er hatte Zukunftsängste. Funktionierte nur noch. Fühlte sich antriebslos. Wollte keine anderen Menschen mehr treffen. Hatte keine Lebenslust mehr. Er ging nicht mehr zur Uni, hatte kaum noch Freunde."
Dafür kann es viele Gründe geben! Und daher ist der Artikel eine große Hilfe. Der Auslöser muss nicht unbedingt Spielsucht sein um so ein Verhalten an den Tag zu legen!