
Glücksspiel kann süchtig machen. Dieser Satz beendet Werbespots für Lottospiele und Sportwetten. Die Präventionskampagnen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) weisen zwar auf Gefahren hin, dennoch werden viele Menschen glücksspielsüchtig. Beim Verein Condrobs in München kümmert sich der Sozialpädagoge Benjamin Klenke um Glücksspielsüchtige. Im Interview erklärt er, wie Menschen in die Abhängigkeit geraten und wo sich Betroffene sowie Angehörige Unterstützung holen können.
Benjamin Klenke: Das hat etwas mit dem Belohnungssystem in unserem Gehirn zu tun. Egal ob bei einer Abhängigkeit im Bereich Glücksspiel, einer Substanz oder Medien: In dem Moment, in dem wir gewinnen, gibt uns das ein Gefühl von Glück und Zufriedenheit. Und das mögen wir.

Klenke: In unserer Fachstelle erleben wir häufig, dass die Menschen, die extensives Glücksspiel betreiben, alle eine Sache gemeinsam haben: Sie haben am Anfang gewonnen.
Klenke: Es ist wissenschaftlich nicht erwiesen, ob es Veranlagungen zu Suchtkrankheiten gibt. Meiner Meinung nach spielen Resilienz und der individuelle Umgang mit Emotionen eine Rolle. Ich gehe davon aus, dass eine Sucht in erster Linie erlerntes Verhalten ist.
Klenke: Glücksspielsucht tritt in allen Bevölkerungsschichten auf. Tendenziell sind mehr Männer als Frauen betroffen. Es kommen mehr Männer als Frauen zur Suchtberatung. Ich vermute, Frauen holen sich anderweitig Unterstützung, etwa im Gespräch mit anderen.
Klenke: Er fragt Sie nach Geld. Weitere wesentliche Kriterien: Der Freund spielt, obwohl er weiß, dass es ihm nicht guttut. Er steigert die Dosis, spielt mit immer höheren Einsätzen. Und er wird sich auch im sozialen Kontakt rarmachen, nicht mehr erreichbar sein. Betroffene vernachlässigen die Körperpflege und gehen nicht zur Gesundheitsvorsorge, weil die Sucht nach dem Spiel dominiert.
Klenke: Das Gros derer, die zu uns kommen, sind Betroffene. Etwa 80 Prozent von ihnen sind Männer im Alter von 25 bis 45 Jahren. Es kommen aber auch Angehörige von Erkrankten.
Klenke: Unser primärer Auftrag ist es, in weiterführende Hilfsangebote zu vermitteln: Kliniken, Selbsthilfegruppen, Netzwerke. Wir beraten auch selbst, wenn es um Reduktion und Prävention geht. Wir führen selbst ambulante Behandlungen durch für Menschen, die im Alltag abstinent sein können, sozial und beruflich eingebettet sind. Im Substanzbereich würden wir sagen: eine abstinenzorientierte Maßnahme. Es geht darum, das Spielen einzustellen.
Klenke: Mir ist der Reiz des Glücksspiels fremd. Ich spiele weder an Automaten noch Roulette oder etwas anderes. An einer Tabaksucht bin ich wesentlich näher dran, da ich viele Jahre lang geraucht habe. Es ist allerdings nicht erforderlich, selbst süchtig zu sein oder gewesen zu sein, um jemanden gut beraten zu können. Ich spiele hin und wieder Lotto. Häufigkeit und Regelmäßigkeit sind wesentlich geringer als bei Sportwetten oder Automaten. In der Beratung spielt Lotto deshalb eine untergeordnete Rolle.