
Die Kritik an Markus Trabusch, dem Intendanten des Mainfranken Theaters in Würzburg, reißt nicht ab. Ein Vorfall nach einer Vorstellung an diesem Sonntag wirft die Frage auf: Wie steht es um Inklusion und den Umgang mit Diversität am Würzburger Theater?
Das Stück "Ente, Tod und Tulpe", das sich sensibel mit den Themen Leben und Tod auseinandersetzt, zieht ein breites Publikum an. Als besondere Geste lud das Mainfranken Theater Mitarbeitende des Würzburger Hospizvereins in die Vorstellung ein, um ihre bedeutende Arbeit zu würdigen. Eine Mitarbeiterin des Vereins wandte sich nun an die Redaktion und schildert eine Szene, die die Atmosphäre nach der Vorstellung überschattet haben soll.
Zuschauerin kritisiert das Verhalten des Intendanten
Intendant Markus Trabusch, selbst Zuschauer der Sonntagsvorstellung, sei kurz nach dem Applaus an die Bühne getreten und habe lautstark und "wild mit den Armen gestikulierend" eine Angestellte des Theaters kritisiert. Grund für seine Aufregung sei der Hospizvereins-Mitarbeiterin zufolge ein junger Mann gewesen, der im Rollstuhl auf einem Platz in der obersten Reihe saß. Der junge Mann, der offensichtlich unter einer schweren Krankheit leide, habe während des Stücks immer wieder Worte in den Saal gerufen und Zitate von der Bühne laut wiederholt. Sie selbst und andere Anwesende habe dies keineswegs gestört, sagt die Zuschauerin. Den Intendanten offenbar schon.
Die Theaterbesucherin kritisiert in ihrer Nachricht an die Redaktion das Verhalten Trabuschs scharf. "Ich frage mich, welchen Auftrag ein Theater wohl erfüllt, wenn ein junger kranker Mann nicht einmal in einem Stück wie diesem erwünscht ist, in dem es um Tod und das Leben bis dahin geht."
Die Empörung über die Ereignisse endet jedoch nicht bei der Zuschauertribüne. Auch aus dem Personal des Theaters wurden der Redaktion Berichte zugetragen, die den Vorfall bestätigen.
Was sagt Trabusch zu den Vorwürfen?
Markus Trabusch bestätigt gegenüber dieser Redaktion, dass ein junger Mann im Rollstuhl im Theater war, der "die Vorstellung ganz massiv gestört hat". Nach Ende der Aufführung habe er sich mit der Theaterpädagogin darüber ausgetauscht, wie solche Störungen künftig vermieden werden könnten. "Gestikulieren? Ja, das gehört zu unserer Ausdrucksweise. Lautstark? Nein, da waren andere Menschen in der Nähe, daher habe ich bewusst nicht laut gesprochen", sagt Trabusch zu seinem Umgang mit der Mitarbeiterin.
Am Montag sei der Vorfall dann in einer hausinternen Direktionssitzung besprochen worden. Ziel sei gewesen, klare Regelungen für ähnliche Situationen zu finden und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Dabei sei die Idee entstanden, sogenannte Relaxed Performances anzubieten. Diese Vorstellungen sollen Menschen mit Beeinträchtigungen einen "angemessenen Theatergenuss" ermöglichen, ohne die Darstellenden unter Druck zu setzen, eine störungsfreie Performance liefern zu müssen.
Trabusch räumt ein, dass das Gespräch mit der Theaterpädagogin emotional verlaufen sei. Er habe nicht tolerieren können, dass sie die Störung als keine künstlerische Beeinträchtigung bewertete. "Das ist aber auch nicht der Aufgabenbereich der Theaterpädagogin, das zu entscheiden", sagt der Intendant. Die Mitarbeiterin selbst will auf Anfrage der Redaktion nichts zu dem Vorfall sagen.
Kritik an Trabusch ist ein Dauerthema am Mainfranken Theater
Die aktuelle Debatte reiht sich ein in eine Serie von kritischen Stimmen gegen den Intendanten. Trabusch war in der Vergangenheit mehrfach wegen seines Umgangs mit Mitarbeitern und Künstlern in die Schlagzeilen geraten. Wiederholt gab es Konflikte wegen seines Führungsstils.
In einem Schreiben vom Frühjahr 2024 vom Personalrat des Theaters an Oberbürgermeister Christian Schuchardt hieß es unter anderem, dass das Mainfranken Theater bei Theatergewerkschaften den Spitznamen "Nein-Danke-Theater" habe. Der Personalrat forderte die Stadt auf, nicht weiter mit Trabusch zusammenzuarbeiten.
Kurz nach dem Schreiben des Personalrats im April 2024 hatte der Intendant verkündet, auf eine weitere Amtszeit in Würzburg zu verzichten. Es sei ein Entschluss, den er "aus Gründen der persönlichen Lebensplanung" getroffen habe. Trabusch ist noch bis Sommer 2026 im Amt.
wenn die Leute ganz wegbleiben, weil sie damit rechnen müssen, selbst auf dem Logenplatz keine ungestörte Vorstellung zu bekommen, ist auch niemandem geholfen. Stattdessen wäre es vmtl. gescheiter, mit einem attraktiven Programm für mehr Auslastung zu sorgen (an der Stelle frag ich mich immer noch, warum man unbedingt auch noch den "Kulturspeicher" braucht/e).
Und was die Kosten für diese "Sanierung" angeht: ich würde wetten, die wären niedriger gewesen, wenn man sich erstens bereits vor 30 Jahren um die Probleme gekümmert hätte (die waren nämlich schon länger bekannt) statt die Substanz weiter herunterkommenzulassen, und wenn man zweitens das Ganze professionell(!) angepackt hätte. So wie das jetzt gelaufen ist, hat man mMn der Kulturförderung in der Tat einen Bärendienst erwiesen.
Ich kann keinen Inhaltlichen zusammenhang erkennnen. Ich schreibe von jährlichen Betriebskostenzuschüssen. Die Auslastung des Theaters ist dabei nebensächlich, da es fast egal ist, ob 1%, 3%, oder 6 % der 30Mio Unkosten durch Ticketverkäufe gedeckt werden. Um auf 10% zu kommen müsten die aktuellen Preise verdoppelt werden.
Von der Sanierung garnicht zu sprechen, das kommt alles noch obendrauf. In diesem Jahr alleine nochmal 2,2Mio für Zins und Tilgung. rechnet man die Sanierungkosten auf die nächsten 30 Jahre mit ein, kommen nochmal ca 25€ pro Besucher dazu. Subvention jedes einzelnen Theaterbesuchs über 200€. Manchmal fragt man sich, ob das wirklich jedem Stadtrat bewusst ist?
Da das ganze eh der Steuerzahler bezahlt kann jeder kommen und machen was er will, durch ein paar wenige Euro für die Karte erkauft man sich keine Sonderrechte. Behinderte ausgrenzen zu wollen ist ein Unding.
und verweise an dieser Stelle nochmals auf den aus meiner Sicht überflüssigen Kulturspeicher, dessen Herrichtung über 20 mio € gekostet hat, wobei währenddessen das (damals noch) Stadttheater weiter "auf den Hund kommen gelassen" wurde, obwohl der Sanierungsbedarf bereits lange(!) bekannt war. Irgendwie scheint es eine Konstante des Stadtrates zu sein, gerne mal (viel) Geld für "Wünsch Dir was" auszugeben und dabei zu ignorieren, dass es genug Baustellen gibt(!), an denen man (nüchtern gesehen) eher anfangen sollte zu investieren.
Ausgrenzung von Behinderten - ich vermute, wenn Sie ins Konzert gehen, hätten Sie auch gern eine Darbietung ohne Zwischenrufe o. ä., denn sonst tut es sicher auch eine vernünftige CD auf der Bang&Olufsen. Wie man den Zielkonflikt löst, überlasse ich den Fachleuten, aber (permanente) Schreie aus dem Publikum während der Vorstellung gehen mMn gar nicht, denn sowas kann diese im Ernstfall sogar komplett sprengen.
Das kommt übrigens auch bei Kindern oder Senioren mit z. B. Demenz vor.
Auch können pflegebedürftige Senioren teilweise nicht mehr ordentlich oder eigenständig Essen zu sich nehmen, was andere Restaurantbesucher als unappetitlich empfinden könnten.
Hoffentlich bleibt Ihnen das im Alter erspart, nicht dass Ihnen gesellschaftlicher Ausschluss widerfährt.
I. H.
Da läuft es einem eiskalt den Rücken runter. Nie wieder gehe ich dorthin.
I. H.