Die Kritik des Personalrats des Mainfranken Theaters an der Werkleitung des Hauses hält an. Nach einem ersten Brandbrief an die städtische Politik vor knapp drei Wochen hat die Mitarbeitervertretung des Theaters nun mit sechs konkreten Forderungen nachgelegt. So will das Gremium etwa eine Mitarbeiterbefragung durch eine unabhängige Stelle, die Erstellung einer Krankenstatistik, eine ordentliche Beteiligung der gesetzlichen Interessensvertretungen und beratende Mitwirkung bei der Findung der neuen Intendanz. Vor allem aber fordert der Personalrat die Stadt auf, nicht weiter mit Intendant Markus Trabusch zusammenzuarbeiten.
In dem ersten Schreiben vom 11. April an Oberbürgermeister Christian Schuchardt, die beiden hauptamtlichen Bürgermeister sowie die Stadtratsfraktionen hatte die Mitarbeitervertretung harte Kritik an der Führungsebene des Vierspartenhauses geübt.
In der Rundmail heißt es, die hohe Mitarbeiterfluktuation, sowohl im künstlerischen wie technischen Bereich, komme "nicht von ungefähr". Bei Theatergewerkschaften habe das Mainfranken Theater den Spitznamen "Nein-Danke-Theater". Den Absolventinnen und Absolventen von Schauspielschulen werde "explizit davon abgeraten, Engagements am MFT anzunehmen".
Kritikpunkte aus Sicht des Personalrats sind "stark eingeschränkte Entscheidungsspielräume, irrwitzige Strukturen und Betriebsabläufe, nicht funktionierende Kommunikationskette, mangelnde Wertschätzung, nicht ernst genommene Arbeitsschutzvorschriften, Missachtung der Interessensvertretungen".
Der Redaktion liegen außerdem weitere Schreiben von Gruppen wie von Einzelpersonen aus dem Haus an OB und Kulturreferent Achim Könneke vor, in denen die Sehnsucht nach einem kooperativeren, wertschätzenderen Führungsstil deutlich wird.
Ankündigung von Trabusch: Abschied nach Ablauf dieser Amtszeit
Intendant Markus Trabusch hatte wenige Tage nach der Rundmail vom 11. April mitgeteilt, er werde auf eine Verlängerung seines Vertrags verzichten, der in zwei Jahren ausläuft. Seine Entscheidung sei unabhängig von dem Brief gefallen, von dem er nichts gewusst habe. Darin sei aber eingeflossen, dass er von Unmut in Teilen der Belegschaft wisse. "Berechtigter Unmut muss aufgegriffen und konstruktiv in Verbesserungen überführt werden. Da bin ich dran. Und dann werden wir weiter sinnvoll miteinander arbeiten", sagte Trabusch auf Anfrage.
Oberbürgermeister Christian Schuchardt kündigte an, er werde sich in den kommenden Wochen in Gesprächen mit beiden Seiten mit der "vorhandenen Kritik" auseinandersetzen. Sein Ziel: "bestmögliche Ergebnisse für alle Beteiligten".
Personalvertretung findet Zeitplan des Intendanten "inakzeptabel"
Damit will sich die Personalvertretung offensichtlich nicht zufriedengeben. Der Zeitplan, den der Intendant vermittle, sein nicht akzeptabel: "Diesen Weg zu gehen, würde die andauernden Ermüdungs-, Verschleiß- und Auflösungserscheinungen im Haus nur noch verstärken und hätte für alle Betroffenen absehbar fatale Folgen", heißt es in der neuen Rundmail an Bürgermeister und Fraktionen, die der Redaktion vorliegt.
Trabusch habe seinen "toxischen Umgang mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern", für den er bereits vor fünf Jahren in die Kritik geraten sei, "bis heute manifestiert, um nicht zu sagen verschärft". Deshalb, so steht es unter Punkt 5 der Forderungsliste, solle die Stadt nicht mehr mit dem Intendanten zusammenarbeiten: "Sein Einfluss auf die Fortentwicklung im Bereich Neubau und Sanierung ist aus unserer Sicht mindestens fragwürdig und am Ergebnis bemessen negativ zu bewerten."
Markus Trabusch will sich "nicht an der öffentlichen Auseinandersetzung beteiligen", sagt er auf Anfrage. Intern werde man selbstverständlich weiter im Gespräch bleiben. "Das Schreiben ist selbsterklärend, und für mich repräsentiert der Personalrat nicht die Gesamtheit der Belegschaft", sagt der 62-Jährige. Der Unmut habe zum großen Teil mit den Folgen der Corona-Pandemie und der noch andauernden Baustelle zu tun: "Da sucht man dann eben gerne einen Sündenbock."
Bei der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA), Gewerkschaft der Theaterschaffenden, sind Probleme in Würzburg schon länger bekannt. "Die Thematik Markus Trabusch durchzieht die letzten zwei Jahre", sagt der Landesvorsitzende Erik Völker. Er verweist auf den wertebasierten Verhaltenskodex des Deutschen Bühnenvereins, in dem die Theater, also die Arbeitgeber, organisiert sind: "Respektvolles Verhalten, empathisch, selbstkritisch, gesprächsbereit, faire Konfliktlösung – da gibt es dann doch noch ein bisschen Nachholbedarf."
Drei Gewerkschaften arbeiten in Sachen Mainfranken Theater zusammen
Drei Gewerkschaften würden derzeit beim Thema Mainfranken Theater zusammenarbeiten, sagt Völker: die Orchestergewerkschaft Unisono, Verdi und die GDBA. "Das ist in dieser Form einmalig und großartig. Wir sind da und schauen, dass es unseren Mitgliedern gutgeht."
Hinweis in eigener Sache: In einer früheren Version dieses Artikels stand, der Personalrat wolle die Zusammenarbeit mit dem Intendanten einstellen. Die entsprechende Passage in der Rundmail der Mitarbeitervertretung war von vielen Beteiligten so verstanden worden. Inzwischen aber hat Michael Bradshaw, Vorsitzender des Personalrats, klargestellt: Die Forderung, die Zusammenarbeit einzustellen, richte sich "als Hilferuf" an die Stadt Würzburg als oberste Dienstherrin und beziehe sich auf die Belegschaft. "Als reine Schutzmaßnahme", so Bradshaw.