
Stadt und Landkreis Würzburg wollen Park&Ride im Umland ausbauen: Durch Parkplätze mit ÖPNV-Anbindung sollen mehr Pendler ohne Auto in die Stadt kommen. Bei einem Workshop mit Gemeinden im Landkreis wurden 2023 einige Standorte gefunden und Oberbürgermeister Christian Schuchardt äußerte kürzlich, er sei zuversichtlich, dass es in der Frage vorangehe. Wenn man Seligenstadt als Beispiel nimmt, kann man diesem Optimismus zweifeln.
Dabei finden Stadt und Landkreis, dass Seligenstadt an der Mainschleife ein idealer Park&Ride-Standort ist. Eine attraktive Anbindung gibt es bereits: Mit dem Zug kommen Pendler im Stundentakt in 14 Minuten zum Würzburger Hauptbahnhof.
Doch es fehlen Parkplätze. "Ich würde gerne von Seligenstadt mit dem Zug nach Würzburg", sagt zum Beispiel Jeanette Roller, die von ihrem Wohnort Untereisenheim zehn Minuten mit dem Auto zur Bahnstation Seligenstadt braucht. "Aber dort finde ich häufig keinen Parkplatz. "
Warum eine Pendlerin nicht mit dem Zug fährt – obwohl sie gerne würde
Tatsächlich sind an Arbeitstagen vormittags häufig alle rund 50 Parkplätze am Bahnhof besetzt. Autos parken am Straßenrand oder auf einer Wiese. "Wenn ich mich nicht darauf verlassen kann, dass ich am Bahnhof einen Parkplatz finde, muss ich weiter mit dem Auto in die Stadt", sagt Jeanette Roller.
Besonders ärgerlich: Das Problem gibt es seit 25 Jahren – und es ist keine Lösung in Sicht. Birgit Börger ist Bürgermeisterin von Prosselsheim, zu dem der Ortsteil Seligenstadt gehört. Sie sagt, dass die Gemeinde wenig tun kann. "Grundstücke um den Bahnhof, die für zusätzliche Parkplätze geeignet wären, gehören nicht uns, sondern der Deutschen Bahn."
Bürgermeisterin Börger kämpft für mehr Pendler-Parkplätze
Seit zehn Jahren versucht Börger die Bahn dazu zu bewegen, aus einem befestigten Grundstück an einer ungenutzten Güterhalle einen Parkplatz zu machen. "Wir würden auf unsere Kosten den Gehweg zur Bahnstation herstellen, Löcher im Asphalt schließen und Winterdienst übernehmen", sagt die Bürgermeisterin. Da die Bahn auf der Fläche momentan ab und zu Baumaterial lagere, habe man angeboten, dass die Gemeinde bei Bedarf Teile des Grundstücks sperrt. Mehrfach seien deshalb Vertreter der Bahn vor Ort gewesen. "Passiert ist nie etwas."

Stadt und Landkreis Würzburg unterstützen die Bürgermeisterin. Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Landrat Thomas Eberth haben deshalb zuletzt im März gemeinsam der Bahn geschrieben. Eine Antwort gibt es laut Stadtverwaltung bislang nicht.
Bahn will die Fläche offensichtlich nicht hergeben
Gegenüber der Redaktion lehnt die Bahn die Bereitstellung der Fläche jetzt aber ab. Eine Sprecherin in München begründet das so: "An der Güterhalle befindet sich ein Oberleitungsmast und das anliegende Abstellgleis ist noch in Betrieb." Außerdem diene die Fläche als "Vorbehaltsfläche für die Instandhaltung" sowie als Baulogistikfläche.
Diese Aussage ist neu. 2002 sollte die Halle auf Kosten des Freistaats sogar abgerissen werden, um auf der Fläche 120 Parkplätze zu errichten. Warum aus diesen Plänen nichts geworden ist, kann die Sprecherin der Bahn nicht sagen.
Landrat Eberth verzweifelt an Unbeweglichkeit der Bahnverantwortlichen
Landrat Eberth verzweifelt schon länger an der Bahn. "Wir sprechen seit Jahren immer wieder mit Verantwortlichen der Bahn darüber, dass eine Bereitstellung ihres Grundstücks wichtig wäre, damit mehr Pendler den Zug nutzen." Seligenstadt binde die Gemeinden der Mainschleife über die Schiene nicht nur an Würzburg, sondern auch an Schweinfurt an. Auch über das bayerische Verkehrsministerium habe er vergeblich versucht, auf die Bahn einzuwirken.
Einen neuen Vorstoß wird Eberth Ende August bei einer Videokonferenz mit Verkehrsminister Christian Bernreiter machen, bei der es um die Mainschleifenbahn zwischen Seligenstadt und Volkach geht. Auch für deren Reaktivierung bräuchte man mehr Pendler-Parkplätze in Seligenstadt. Glaubt er, dass die Bahn sich noch bewegen wird? "Die Hoffnung stirbt zuletzt", sagt Eberth.
Bei Gambach hat es 20 (oder 30?) Jahre gedauert, bis die Bahn ein paar Quadratmeter am Straßenrand hergegeben hat, damit ein Linksabbiegerstreifen gebaut werden kann.