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Würzburg
Volle Kinderarztpraxen in Unterfranken: Erkältung oder Corona?
Mitten im Sommer husten und schniefen immer mehr Kinder in der Region. Müssen sich Eltern Sorgen machen? Und wie kann man einen Schnupfen von der Delta-Variante unterscheiden?
In unterfränkischen Kinderkliniken und Arztpraxen werden derzeit zahlreiche Kinder mit Atemwegsinfekten behandelt.
Foto: Symbolbild: Kyryl Gorlov, Getty Images/iStockphoto
| In unterfränkischen Kinderkliniken und Arztpraxen werden derzeit zahlreiche Kinder mit Atemwegsinfekten behandelt.
Susanne Schmitt
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:52 Uhr

Rotznasen, Husten, Halsschmerzen: Kurz vor den Sommerferien rollt eine Erkältungswelle durch die Region. Kinderarztpraxen sind voll, in den Kliniken werden zahlreiche schniefende Patientinnen und Patienten behandelt. "Seit gut vier Wochen sehen wir jeden Tag wieder volle Infekt-Sprechstunden", sagt Jürgen Marseille, Kinderarzt aus Röttingen (Lkr. Würzburg) und unterfränkischer Obmann des Kinderärzte-Berufsverbands. Das Problem: Erkältungssymptome sind kaum von der Delta-Variante des Coronavirus zu unterscheiden. Ist das ein Grund zur Sorge für Eltern?

Grundsätzlich nein, sagt Marseille. Die meisten Corona-Tests in seiner Praxis seien bisher negativ gewesen. Hingegen steige die Zahl der kleinen Patientinnen und Patienten mit Infekten der oberen Luftwege deutlich an, auch bei anderen Kinderarztpraxen in Würzburg. Schuld daran seien ganz klassisch Rhinoviren und Adenoviren. "Das sind typische Erreger, die normalerweise zwischen Januar und März die Praxen füllen", so der Mediziner. Durch die Corona-Beschränkungen habe sich die Erkältungswelle jedoch ein Stück weit ins Jahr hinein verschoben – "das ist erstaunlich, da haben wir so nicht damit gerechnet". Noch im vergangenen Quartal habe die Diagnose Bronchitis bei Kindern in seiner Praxis bei minus 93 Prozent gelegen, sagt Marseille. "Jetzt kommen die Atemwegsinfekte wieder."

Kinderkliniken verzeichnen steigende Zahl an Infekten

Das macht sich auch in den Kinderkliniken der Region bemerkbar. "Seit dem Ende der Pfingstferien merken wir, dass die Zahl der Infekte steigt", sagt Dr. Johannes Herrmann, Chefarzt der Kinderklinik am Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt. Der vergangene Winter sei "der gesündeste seit Jahrzehnten" gewesen, insgesamt hätte die Klinik seit Beginn der Pandemie rund 30 bis 40 Prozent weniger Patientinnen und Patienten. Jetzt aber, mitten im Sommer, steige die Zahl wieder. Aktuell würden in der Leo-Kinderklinik knapp ein Fünftel mehr Atemwegs- und Magen-Darm-Infekte behandelt, als üblicherweise um diese Jahreszeit, so Herrmann.

Ähnlich sieht es in der Missio Kinderklinik in Würzburg aus, auch dort müssen derzeit zahlreiche Infekte behandelt werden. "Im Vergleich zum Sommer 2020 sind es erheblich mehr Patienten – geschätzt rund 80 bis 90 Prozent mehr", sagt Chefärztin Prof. Christina Kohlhauser-Vollmuth. Zwar sei das erste Corona-Jahr eine Ausnahmesituation gewesen, aber auch im Vergleich zu den Sommermonaten vor Corona "sehen wir eine Steigerung um geschätzt bis zu 30 Prozent". Auch in der Missio-Kinderklinik sei dafür die Infekt-Hochsaison im Winter quasi ausgefallen.

Und an der Würzburger Uniklinik? "Die Infektionsstation ist voll", bestätigt Prof. Christoph Härtel, Direktor der Kinderklinik. Pro Woche würden dort momentan etwa zehn Kinder betreut. Insgesamt lägen die Patientenzahlen auf dem Niveau von 2019 und 2020 – denn ganz ungewöhnlich sei eine Erkältungswelle in der Sommerzeit nicht, so der Kinderarzt. "Wir haben meistens im Winter und im Sommer eine Spitze an relativ banalen Infektionen, sowohl der Atemwege als auch des Magen-Darm-Traktes." Nur: Im Corona-Winter sei das eben "komplett ausgefallen". Warum? Das habe sicher an Kita- und Schulschließungen wie auch der Maskenpflicht gelegen, so Härtel. Dadurch hätten schlicht weniger Viren zirkulieren können.

"Seit dem Ende der Pfingstferien merken wir, dass die Zahl der Infekte steigt."
Dr. Johannes Herrmann, Chefarzt der Kinderklinik am Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt

Kinderarzt Jürgen Marseille sieht das genauso. "Wenn Kinder nicht zusammen in einem Raum spielen, bleiben sie sehr gesund." Üblicherweise mache ein Kita-Kind im Winter "zehn Infekte mit 39 Grad Fieber" durch, so Marseille. Das Immunsystem könne dadurch üben. Durch die Kontaktbeschränkungen sei das in diesem Jahr ausgefallen. Nach den Lockerungen sehe man nun: die ganz normalen RS-, Adeno- und Rhinoviren "sind durch Corona nicht weg, sondern es gibt wieder Ansteckungen".

Aus kinderärztlicher Sicht sei das auch etwas Gutes, sagt Uni-Klinikdirektor Härtel. "Für kleine Kinder bedeutet der Austausch mit Viren, die wenig anrichten, eine Art Bildung für das Immunsystem, ein immunologisches Training." Das sei in der frühen Kindheit wichtig. Natürlich würden Eltern derzeit anders damit umgehen, wenn das Kind Husten oder Schnupfen habe. Ohne negativen Test sei dann weder ein Kita- noch Schulbesuch möglich. "Das ist die Konsequenz aus einer Pandemie", sagt Härtel. Übermäßige Angst, dass sich hinter dem Schnupfen am Ende doch Corona verbirgt, müssten die Eltern aber nicht haben. "Kinder sind von Sars-CoV-2 kaum betroffen."

Wie aber lässt sich eine Erkältung überhaupt von der Delta-Variante des Coronavirus unterscheiden? Eine einfache Möglichkeit anhand der Symptome gebe es nicht, sagt Leo-Kinderklinikchef Herrmann. Im Krankenhaus würden deshalb alle ankommenden Patientinnen und Patienten auf Covid-19 getestet. Positive Fälle habe es bei der Altersgruppe bis zehn Jahre aber nur sehr vereinzelt gegeben.

Tests als einzige Möglichkeit zur Unterscheidung

Unterscheiden könne man eine Erkältung und Corona "nur durch Testen", unterstreicht Dr. Christian Pfeiffer, unterfränkischer Vorsitzender des bayerischen Hausärzteverbandes. Momentan zählt er in seiner Praxis in Giebelstadt (Lkr. Würzburg) ebenfalls wieder mehr Erkältungen. Die Wahrscheinlichkeit einer Corona-Ansteckung halte er im Raum Würzburg hingegen derzeit für gering, da die Inzidenz immer noch sehr niedrig sei. "Aber das kann – und ich glaube fest wird – sich bald ändern."

Und dann? Mit Blick auf das kommende Schuljahr sei "dringend wünschenswert", dass sich möglichst alle Erwachsenen im Umfeld eines Kindes impfen lassen, sagt Christina Kohlhauser-Vollmuth von der Missio-Kinderklinik. Zum Schutz der Kinder. Und um normales Leben wieder zu ermöglichen. Denn "aus kinderärztlicher Sicht ist es unabdingbar, dass die Kitas und Schulen ab Herbst 2021 einen normalen Alltag gewährleisten können".

 
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  • 1958kosb
    Uii, ein neuer Virenkongreß tagt hier wieder. grinsen
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  • ewahell@web.de
    Hallo, nicht nur Unterfranken.
    Mein enkel wohnt in oberfranken bei coburg,der kindergarten war deswegen schon tage geschlossen.
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  • oesty
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  • traumfrau
    Ja, die "ganz normalen RS-, Adeno- und Rhinoviren" sind (auch) noch immer da! Durch das ständige Maske- Tragen, das ständige Desinfizieren, etc., wurde der Aufbau einer natürlichen Immunität unterbunden. Jetzt sind die Kinder eben diesen Viren "hilflos" ausgeliefert.

    Corona ist lt. Studien für Kinder weitgehend ungefährlich...
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  • jebusara@web.de
    @traumfrau

    Mag sein, dass Corona für Kinder weitgehend ungefährlich ist. Gefährlich wird es hingegen für Erwachsene die von den Kindern angesteckt werden. Da sind die Verläufe nicht mehr weitgehend ungefährlich! Darum weiter Maske tragen und vor allem endlich auch die Kinder impfen. Wenn die Impfung so ungefährlich ist wie immer behauptet wird dürfte doch nichts dagegen sprechen.
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  • 91189
    Sie widersprechen sich selbst: wenn für die Kinder Corona ungefährlich ist, warum dann die Kinder impfen?
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  • jutta.noether@web.de
    Weil Kinder nicht allein auf der Welt leben. Und sie pflegen gerne mal Erwachsene anzustecken, für die das Corona-Virus eben NICHT ungefährlich sind.

    Abgesehen davon sind auch schon Kinder schwer erkrankt und sogar gestorben. Also ganz so ungefährlich ist Covid für Kinder manchmal eben doch nicht.
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  • poetry2000@web.de
    Die Erwachsenen haben aber zu einem sehr hohen Prozentsatz die Möglichkeit, ihr Risiko mit einer vollständigen Impfung zu reduzieren. Ich sehe hier keinen Grund, allein für die Herdenimmunität Kinder ranzuziehen. Schon gar nicht, wenn Erwachsene nicht bereit sind, sich impfen zu lassen, obwohl für sie der Nutzen der Impfung deutlich höher ist als bei den Kindern.
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  • jutta.noether@web.de
    Da muss ich Ihnen Recht geben. Dass ein gesunder Erwachsener sich nicht impfen lassen will, empfinde ich als asozial. Denn es geht ja nicht nur um ihn allein.
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  • Steler06501902
    Es wird höchste Zeit dass der Kuschelkurs mit den ungeimpfte Erwachsenen eingestellt wird. Das sind die Problemmenschen, die uns das Leben spätestens ab Herbst wieder runterfahren lassen müssen.
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  • 91189
    Das kann jeder für sich selbst entscheiden, da die Impfung primär nur einen selbst schützt.
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  • Steler06501902
    Nein, durch eine Impfung wird das Umfeld entsprechend mitgeschützt, da selbst bei einem Impfdurchbruch die Transmission an das Umfeld erheblich reduziert wird. Durch eine Impfung hat man selber und auch die Gesellschaft einen Vorteil. Wenn man sich nicht impfen lässt, muss man zudem bei Kontakt in Quarantäne. Auch das sollte man berücksichtigen.
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  • jutta.noether@web.de
    Eben NICHT, das ist ja der Punkt.
    Jeder Ungeimpfte ist eine potentielle Gefahr für seine Mitmenschen.
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  • Inschenioer
    @traumfrau:

    „ Corona ist lt. Studien für Kinder weitgehend ungefährlich...“

    Ja. Zustimmung! Leider gibt es dennoch den Anteil an Kindern den es mit LongCovid oder mit Krankenhaus erwischt. Und gesicherte Daten auf breiter statistischer Basis über Infektionen bei Kindern haben wir momentan leider noch nicht, weil in den Wellen 1-3 die Kinder nach Kräften geschützt wurden und deshalb weniger Infektionen bei Kindern zu verzeichnen waren, als im Rest der Bevölkerung. Ist einfach so. Deshalb haben wir jetzt genau das Problem: zu Kindern gibt es zu wenig Daten bezüglich Infektionen und Richtung Impfung ist gar nicht zu denken, weil da Daten fehlen. Mal ganz von Thema Abwägung Risiko Impfung vs. Risiko Infektion abgesehen.
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  • jebusara@web.de
    @inschenioer

    Welche Daten hatten wir denn als unsere Senioren in den Heimen grossflächig geimpft wurden? Genau genommen bekamen wir doch erst "echte Daten" als der Feldversuch beendet war und die Reaktion auf die Impfung zeigte was die Mittel können und an Nebenwirkungen bringen. 100% geschützt sind Geimpfte nicht, das ist wohl unbestritten und die Nebenwirkungen sind auch nicht zu verachten. Wenn man den Medien glauben kann sind sie sogar teils sehr heftig und gehen bis hin zu Todesfällen.

    Da man in der Politik auf Impfung setzt müssen früher oder später auch die Kinder geimpft werden denn selbst wenn die Kids tatsächlich selbst nur wenig bis gar nicht betroffen wären so können sie dennoch Überträger sein.

    Da man immer Beweise liefern soll füge ich einen Link an

    https://www.br.de/nachrichten/wissen/corona-so-ansteckend-sind-kinder-laut-neuer-drosten-studie,SYRFwOH
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  • Inschenioer
    Wenn sie mit „echt Daten“ Daten aus Zeiten nach Phase-3-Studien meinen - dann ja.

    Ansonsten waren die Daten mit dem Abschluss der Phase-3-Studie an sich schon vorhanden.

    Das „Problem“ ist einfach, dass wenige Fälle in einer Phase-3-Studie dann in der Praxis zahlenmäßig viele Fälle werden, wenn auch prozentual immer noch gering.

    Was die politische Richtung angeht: ich hoffe, dass die Politik auf die Wissenschaft mit ihren Zahlen und Fakten hört und nix übers Knie bricht. Wenn die praktischen Hospitalisierungszahlen, PIMS und die Fälle von LongCovid bei Kindern wirklich so gering sind und auch der Herbst und Winter keine neuen Zahlen bringt, dann sehe ich keinen Grund Kinder- und damit meine ich jetzt die Gruppe unter 12 - impfen zu lassen. Die Erwachsenen sind geimpft- zumindest wer das wollte- und damit ist das Thema Risiko erledigt. Es sollte auf eine Abschätzung von Risiko und Nutzen hinauslaufen.
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