zurück
Würzburg
So sicher sind Kitas: Erste Ergebnisse der großen Würzburger Corona-Studie
Sechs Monate lang wurden Kinder und Mitarbeiter in neun Würzburger Kitas regelmäßig auf das Coronavirus getestet. Der Test-Marathon brachte drei zentrale Erkenntnisse.
Sechs Monate Test-Marathon haben Kinder und Erwachsene, die sich an der großen Wü-KiTa-CoV-Studie in neun Würzburger Kitas beteiligt haben, nun hinter sich. Auf dem Foto wird beim vierjährigen Timo vom Kinderhaus Schatzinsel in Rottenbauer ein Nasenabstrich gemacht.
Foto: Patty Varasano | Sechs Monate Test-Marathon haben Kinder und Erwachsene, die sich an der großen Wü-KiTa-CoV-Studie in neun Würzburger Kitas beteiligt haben, nun hinter sich.
Angelika Kleinhenz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:56 Uhr

Wie sicher sind Kitas? Dieser Frage geht die groß angelegte Corona-Studie in Würzburger Kinderbetreuungseinrichtungen mit dem Titel "Wü-KiTa-CoV" nach. Ein halbes Jahr lang wurden 600 gesunde Kinder sowie das Personal in neun Würzburger Kitas bis zu zwei Mal pro Woche auf das Coronavirus getestet. An der Studie arbeitet ein interdisziplinäres Team aus Forschern der Universität Würzburg und des Universitätsklinikums, unterstützt von der Stadt Würzburg. An diesem Montag stellten die Wissenschaftler drei erste Ergebnisse vor. Das sind ihre Erkenntnisse:

1. Regelmäßige Tests bremsen die Ausbreitung des Coronavirus in Kitas.

Erstes Fazit der Forscher: Regelmäßige Tests in Kitas sind machbar und bremsen die Ausbreitung des Coronavirus. "Werden Infektionen schnell erkannt, lassen sich weitere Ansteckungen innerhalb der Kindertageseinrichtung verhindern", sagt Oliver Kurzai, Professor für Mikrobiologie an der Uni Würzburg und einer der beiden Studienleiter. Weniger geeignet sei die "Testung auf Wunsch", also der Test nur bei jenen, die bereits Erkältungssymptome haben. Erfolge der Nachweis einer Infektion zu spät, lasse sich deren Weiterverbreitung in der Kita nicht rechtzeitig aufhalten, so Kurzai. Die Bereitschaft der Kinder, Eltern, Erzieherinnen und Erzieher in Kitas, sich regelmäßig, auch über einen längeren Zeitraum, testen zu lassen, sei hoch. Dies zeigten die insgesamt 5000 Corona-Tests innerhalb von sechs Monaten bei der Würzburger Untersuchung.

Bei einer Pressekonferenz stellten sie erste Ergebnisse der großen Corona-Studie in neun Würzburger Kitas vor: Professor Oliver Kurzai vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie (links) und Professor Johannes Liese von der Uni-Kinderklinik.
Foto: Silvia Gralla | Bei einer Pressekonferenz stellten sie erste Ergebnisse der großen Corona-Studie in neun Würzburger Kitas vor: Professor Oliver Kurzai vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie (links) und Professor Johannes Liese ...

2. Kita-Kinder sind keine Treiber der Corona-Pandemie.

Im Untersuchungszeitraum zwischen Oktober und März, also fast während der gesamten zweiten Welle der Pandemie, spielten Kitas und die dort betreuten Kleinkinder den Wissenschaftlern zufolge in der Verbreitung des Coronavirus kaum eine Rolle. Bei den regelmäßigen Testungen gesunder Kinder und ihrer Betreuungspersonen wurde den Forschern zufolge nur eine einzige Infektion bei einem Kind nachgewiesen. Häufiger hatten sich die Erwachsenen mit dem Coronavirus infiziert. Kita-Personal schnell ein Impfangebot zu machen, sei deshalb vernünftig, so Studienleiter Kurzai.

Insgesamt gab es während der sechsmonatigen Studie zwölf "Events" in den betroffenen Kitas, also Fälle, in denen das Coronavirus potenziell hineingetragen wurde. Eines von ihnen führte zu einem Ausbruchsgeschehen in der Einrichtung. Wer allerdings glaube, Kinder seien vor einer Corona-Infektion sicher, täusche sich, sagt Kurzai. Insbesondere in der dritten Welle der Pandemie seien nun auch Kinder zunehmend betroffen.

3. Mundspül-Methode wird von Kindern und Erwachsenen bevorzugt.

Ziel der "Wü-KiTa-CoV"-Studie ist es auch, die optimale Testmethode zu bestimmen, mit der sowohl Kinder als auch Kita-Beschäftigte regelmäßig, unkompliziert und sicher untersucht werden können - und die gleichzeitig von den Getesteten am besten akzeptiert wird. Sich zwei Mal pro Woche zuhause per Mundspülwasser auf das Coronavirus zu testen, wurde von den 600 Studienteilnehmern besser akzeptiert als der ärztliche Nasenabstrich in der Kita. Die Methode fand die größte Zustimmung und verzeichnete die geringste Abbruchrate in den sechs Monaten, berichtet Kinder- und Jugendarzt Professor Johannes Liese vom Uniklinikum Würzburg, der zweite Studienleiter.

Warum der Test-Marathon weitergeht

Kinder hätten unter der Pandemie und den damit einhergehenden Beschränkungen besonders zu leiden, sagt der Direktor der Würzburger Uni-Kinderklinik, Professor Christoph Härtel. Die Sozialreferentin der Stadt Würzburg, Hülya Düber, bestätigt dies: Viele Familien seien überlastet. Die Zahl derer, die sich den Würzburger Beratungsstellen melden, weil sie überfordert sind, sei 2021 massiv gestiegen. Hier zeige sich: Die psychischen Folgen geschlossener Kitas und Schulen für Kinder und Jugendliche seien teils verheerend. Ziel müsse deshalb sein, auch in Zeiten einer Pandemie eine sichere Kinderbetreuung zu garantieren. Dies sei aber nur mit regelmäßigen Testungen möglich, so die Wissenschaftler.

Die Würzburger Studie wird deshalb fortgeführt. In den neun beteiligten Kitas können sich Freiwillige ab sofort bis zu den Sommerferien weiter testen lassen. Ziel sei es, so Liese, ein Konzept zu entwickeln, das langfristig eine hohe Akzeptanz findet und auch sicher, schnell und praktikabel auf eine größere Zahl von Kinderbetreuungseinrichtungen übertragen werden kann.

Wer die Studie finanziert

Die Studie wurde mit mehr als einer Million Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert. Beteiligt waren unter anderem die Virologie, die Kinder- und Jugendpsychiatrie, die Allgemeinmedizin und die Klinische Epidemiologie. Die Folgestudie Wü-KiTa-CoV2.0 wird vom Land Bayern über das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit finanziert.
Quelle: akl
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Angelika Kleinhenz
Allgemeine (nicht fachgebundene) Universitäten
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Coronavirus
Covid-19
Epidemiologie
Erwachsene
Infektionskrankheiten
Instagram-Inhalte
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Kinder und Jugendliche
Mikrobiologie
Professoren
Stadt Würzburg
Universitätskliniken
Universitätsklinikum Würzburg
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • rft@rudolf-thomas.de
    Wunder: Kinder machen lieber den Spucktest als den Nasenabstrich. Kinder mögen auch lieber Schokolade als Meerrettich. Das habe ich ohne halbjährige Studiendauer herausgefunden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • jutta.noether@web.de
    Kann man nicht ganz so pauschal sagen. Z.B. für Kinder aus - wie man heute sagt - "dysfunktionalen" Familien kann es die Hölle sein, wenn ihnen ihr regelmäßiger Fluchtort, nämlich die Schule, verschlossen bleibt. Es hängt immer von der Umständen ab.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • FischersFritz
    Ein Kind, das psychische Probleme bekommt, wenn es nicht mehr in die Schule darf … ?

    Das sprengt nun tatsächlich den Rahmen meiner Vorstellungskraft … zugegeben, das mag an mir liegen. Aber ich kenne tatsächlich auch kein Kind, bei dem das so wäre.

    Mag ja sein, dass sich durch die geschlossenen Schulen Folgeprobleme in der Kinderbetreuung und/oder der Familie ergeben – aber diese extrem verkürzte Form „geschlossene Schulen führen zu psychischen Problemen bei Kindern“ und auch noch mit dieser suggerierten Allgemeingültigkeit und der angedeuteten Zwangsläufigkeit erscheint mir etwas dogmatisch.

    Die Kinder mit psychischen Problemen, die ich kenne, haben diese in vielen Fällen DURCH die Schule erst entwickelt (Notendruck, Mobbing, ...)
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • tabima
    Die Daten dürften sich mit der B117 Mutation merklich verändern, sonst wären nun jetzt nicht ständig Kitas (und auch Schulen) betroffen. Somit ist die Aussage Kinder sind keine Treiber bereits widerlegt bzw. hat diese nur für Welle eins - Kitas waren komplett geschlossen - und Welle zwei gezählt. Dies bestätigt auch die Aussage des Herrn Wieler vom RKI.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Ironic
    Es ist wenig verwunderlich, dass einige unverbesserliche die Studie als "widerlegt" darlegen. Da ist mir jetzt die Uni allerdings der Wahrheit näher als Ihr Eindruck ("ständig irgendwelche Kitas geschlossen..") .
    Vermutlich waren Sie in allen Phasen der Pandemie schon für Schulschließungen...und daran wird sich sicher auch nichts ändern....Was nützt schon eine wissenschaftliche Untersuchung Universtität über mehrere Monate...gegen eine festgefahrene Meinung?!?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • tabima
    Nicht blind durch die Welt gehen, sondern einfach mal auf Experten hören, oder wollen Sie etwa behaupten, ich lege dem Herrn Wieler die Worte in den Mund? Und er ist nicht der einzige Experte, der meinen Eindruck teilt. Übrigens sind auch hier in der Mainpost Berichte mit langen Listen von betroffenen Kitas zu finden.
    Warum sind diese hier in Quarantäne, wenn doch Kinder kein Problem sind? Weshalb sind Kinder derzeit an der Spitze der Inzidenzen?
    Richtig, weil es keine Probleme dort gibt? Aha - es scheint, Sie sind für offene Kitas und Schulen um jeden Preis. Ich nicht, denn Gesundheit ist deutlich wichtiger, als die sowieso nicht stattfindende Bildung....aber was solls, auf ein paar Tode mehr oder weniger scheint es Ihnen nicht anzukommen....mir aber schon
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • DJDoctorA
    Hoffentlich sind bald alle Erzieherinnen und Erzieher geimpft! Es anscheinend immer noch welche auf der Liste des Impfzentrums, während Hausärzte schon Leute ohne Priorisierung impfen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Klaus.Karges@t-online.de
    Zweigleisig fahren! Beim Hausarzt melden wegen Impfung.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • al-holler@t-online.de
    hab ich auch gemacht, hat bestens geklappt, Impfung bekommen (aber mit Priorisierung!!)
    ABER: Man muss halt einen Hausarzt haben, der einen auch einreihen kann - und da scheints es m.E. bei einigen(??) zu hapern.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • al-holler@t-online.de
    das is interessant: Wo werden schon Leute ohne Priorisierung geimpft??
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • hardy
    Ich (Mitte 20) wurde gestern im Lkr. Würzburg beim Hausarzt geimpft, bin Prio 4! Letzte Woche angerufen, musste keine 7 Tage warten. Und ich war nicht der einzige, viele Leute deutlich unter 40 Jahre.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • al-holler@t-online.de
    Haaallloooo, woooooo?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • hilde2000
    Endlich, endlich - Fakten, Fakten, Fakten
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Ironic
    Danke für die Studie!
    Dass ist endlich mal ein wissenschaftlich Belegtes Argument, dass Kindern zugute kommt. Und das wurde nicht irgendwo erforscht - sondern genau bei uns!!
    Seit einem Jahr werden Kinder und deren Eltern von einigen Menschn (fälschlicherweise) als Infektionstreiber verdächtigt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten