
Der Blick reicht weit übers Land, von den Rebhängen des Schwanbergs bis zur die Hochfläche des Gaus, mit dem Maintal und der Stadt Ochsenfurt zu Füßen. Dort, am Eingang des Ochsenfurters Forst, sitzt Volkmar Halbleib gerne, um die Seele baumeln zu lassen. Zeit dafür hat er selten, seit er 2008 für die SPD in den bayerischen Landtag eingezogen ist.
Halbleib hat dort schnell Karriere gemacht, wurde stellvertretender Vorsitzender im wichtigen Haushaltsausschuss und später stellvertretender Fraktionschef. Umso härter die Zäsur durch die Landtagswahl 2018. Die SPD verlor fast die Hälfte der Mandate und rutschte mit weniger als zehn Prozent der Stimmen vom zweiten auf den fünften Platz der im Landtag vertretenen Parteien.
Wie Volkmar Halbleib aus der Opposition heraus Landespolitik mitgestalten kann
"Der Clou ist, daraus wieder neue Motivation zu gewinnen", sagt Volkmar Halbleib rückblickend. Ihm scheint dieser Clou gelungen. "Opposition ist der Ursprungszustand der bayerischen SPD seit fast 70 Jahren, daraus muss man die Kraft entwickeln, Anstöße zu geben und Projekte durchzusetzen." Als Beispiel nennt Halbleib den Ausbau der Kinderkrippen, die für die CSU früher noch "sozialistisches Teufelszeug" gewesen seien. In der jüngeren Zeit habe die SPD dazu beigetragen, die 10H-Regel für Windkraftanlage zu Fall zu bringen und den Widerstand der Staatsregierung gegen neue Gleichstromtrassen zu brechen. "Natürlich kriegst du die Kugel nie direkt ins Loch, sondern musst immer über die Bande der Regierungsfraktionen spielen", sagt Halbleib, "aber dafür haben wir viel vorangebracht."
Auch die Erweiterung der Würzburger Uniklinik sei so ein Beispiel, für das Halbleib an der Seite der inzwischen verstorbenen Barbara Stamm (CSU) und anderer Parlamentskollegen gekämpft hat. "Letztendlich ging es um eine Grundstücksfrage, die fast nicht lösbar war, und bei der ich durch eine parlamentarische Initiative die Dinge auf den Punkt gebracht habe, um den Knoten zu durchschlagen", sagt er.
Halbleib profitiert dabei von seiner beruflichen Erfahrung als Jurist in der Staatsverwaltung - "ich kenne die Stellschrauben". Die Bereitschaft zum Kompromiss über Parteigrenzen hinweg scheint ihm hingegen in die Wiege gelegt. In einem konservativ geprägten Elternhaus – der Vater CSU-Mitglied – saß er mit drei Geschwistern am Frühstückstisch, ein Bruder FDP-Anhänger, ein anderer und die Schwester eher den Grünen zugetan. "Das war natürlich eine gute Basis für den Austausch verschiedenster Standpunkte", sagt Halbleib.
Die Kommunalpolitik prägt Volkmar Halbleib bis heute
Prägend sei zudem die Mitarbeit im damals selbst verwalteten Ochsenfurter Jugendzentrum gewesen. "Da konnte man Ideen austesten und hat auch gelernt, wie die Dinge politisch funktionieren." 1990 kam die erste Wahl in den Ochsenfurter Stadtrat hinzu, dem Halbleib - mit berufsbedingten Unterbrechungen - bis heute angehört. "Es ist wichtig, nicht zu entschweben, sondern zu merken, wie sich Landespolitik unten auswirkt", sagt er. Mit seinen knapp 11.500 Einwohnern habe Ochsenfurt dafür eine ideale Größe. "Weil da viele Fragen auftauchen, die ich in meine Parlamentsarbeit einbringen kann."
Seit der Wahl 2018 ist Volkmar Halbleib nicht nur für den Stimmkreis Würzburg-Land zuständig, sondern betreut eine Reihe unterfränkischer Stimmkreise mit, die keinen SPD-Vertreter mehr im Landtag haben. Auch dabei komme ihm die berufliche Erfahrung - beim Landratsamt in Bad Kissingen und später bei der Regierung von Unterfranken – zugute. "Ich kenne Unterfranken sehr gut und es macht mir Spaß, mit den Leuten vor Ort Dinge zu entwickeln", sagt Halbleib.
"Abgeordneter ist einer der wunderbarsten Berufe."
Die Frage, ob er der Belastung als Abgeordneter weiter standhalten will, habe er sich vor der erneuten Kandidatur schon gestellt – mit eindeutigem Ergebnis. "Ich brenne noch immer für die Politik", sagt er, "es ist einer der wunderbarsten Berufe, die man haben kann; sowohl in der Breite mit allen Problemen zu tun zu haben, die die Menschen bewegen, als auch in der Tiefe zu schauen, warum manche Dinge nicht funktionieren, das treibt mich an."
In den Prognosen liegt die SPD wenige Wochen vor der Wahl in Bayern weiterhin unter zehn Prozent. Wieder kommt der Gegenwind aus Berlin. "Dass die Ampel an allem schuld sein soll, ist sicher ein Element", sagt Volkmar Halbleib. Auf Platz 1 der Unterfranken-Liste ist ihm der Wiedereinzug ins Parlament sicher. Er hoffe aber, sein Erststimmenergebnis von zuletzt 12,2 Prozent deutlich verbessern zu können. "Das wäre ein gutes Zeichen, dass ich meine Arbeit für die Region ordentlich gemacht habe und mit starker Rückendeckung fortsetzen kann."
Veranstaltungstipp: Wahlarena der Main-Post mit Direktkandidaten von im Landtag vertretenen Parteien (Stimmkreis Würzburg-Land) am Dienstag, 26. September, 19 Uhr, Mainfrankensäle Veitshöchheim. Eintritt frei.