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Sommerhausen
Viel Arbeit, weniger Erträge: Wie läuft die Weinlese in der Region?
Von Frostnächten bis Pilzbefall – die Winzer hatten dieses Jahr mit vielen Herausforderungen zu kämpfen. Doch es gibt auch gute Nachrichten aus der Branche.
Offizieller Weinlesebeginn ist zwar erst kommende Woche. Doch die Trauben für Sekt oder Federweißen ernten fränkische Winzer bereits seit Ende August. So auch Martin Steinmann, der mit seinem Team am Eibelstädter Kapellenberg weißen Burgunder für die Sektherstellung liest.
Foto: Thomas Obermeier | Offizieller Weinlesebeginn ist zwar erst kommende Woche. Doch die Trauben für Sekt oder Federweißen ernten fränkische Winzer bereits seit Ende August.
Anna-Lena Behnke
 |  aktualisiert: 11.09.2024 02:36 Uhr

Erst die Frostnächte im April, dann ein nasser Sommer – die Winzer in der Region haben kein einfaches Jahr hinter sich, darin sind sich wohl alle einig. "Wir hatten alle Geisel des Weinbaus in einem Jahr", sagt Martin Steinmann vom Weingut Schloss Sommerhausen. 

Offizieller Lesestart ist in Franken erst am 12. September. Die Lese auf den Flächen des Weinguts ist allerdings bereits in vollem Gange. "Wir versekten viel", sagt Steinmann. Für die Schaumweine sei es wichtig, die Trauben frühzeitig zu ernten, damit diese nicht zu süß werden. Gerade seien Burgundersorten an der Reihe, sagt Steinmann. Andere Rebsorten für klassische Weine wie etwa der Silvaner bräuchten hingegen noch ein paar Tage, bis sie gelesen werden können.

Geringere Ernte, aber gesunde Trauben

Aufgrund der Frostschäden rechnet Steinmann mit mindestens einem Drittel weniger Erträgen als sonst. Keine große Überraschung für den Winzer: "Das wussten wir im April schon", sagt er. Neben den Kälteeinbrüchen habe auch der häufige Regen im Sommer Probleme gemacht. "Es ist schwer, die Trauben da gesund zu halten. Vor allem als biozertifizierter Betrieb", erklärt der Winzer, der insgesamt mehr als 20 Hektar bewirtschaftet. Denn bei feuchtwarmem Wetter hätten Pilze wie Falscher oder Echter Mehltau an den Weinreben leichtes Spiel.

Trotz aller Hindernisse zeigt sich Steinmann zufrieden: "Was wir jetzt pressen, wird richtig gut", ist der Winzer sich sicher. "Das sind sehr gesunde Trauben."

Auch Martin Göbel aus Randersacker blickt zwiegespalten auf das Jahr. "Es war schön, dass es mal mehr geregnet hat", sagt der Winzer. Schließlich mache den Reben sonst häufig Trockenstress zu schaffen gemacht.

Frostschäden sorgen für mehr Aufwand bei der Lese

"Bei uns geht es wahrscheinlich am Montag los", sagt Winzer Martin Göbel aus Randersacker und prognostiziert eine "fordernde Weinlese". Der Grund dafür sind die Frostnächte im April, die in der Region einige Weinlagen stark in Mitleidenschaft gezogen haben.

Während manche Weinberge beinahe komplett erfroren seien, seien andere nur zu 30 Prozent betroffen. Das führe dazu, dass die Trauben dort nicht alle denselben Reifegrad haben, erklärt Göbel. Während die einen schon pralle Beeren tragen, sind andere noch hart und unreif. Denn Weinstöcke, die der Frost erwischt hat, treiben oft ein zweites Mal aus. Die Trauben reifen dann zeitverzögert zu denen der ersten Generation.

Folgen der Frostnächte im April:  An manchen Weinstöcken fanden sich nicht nur Trauben unterschiedlichen Reifegrads, sondern sogar im August noch Blüten.
Foto: Gerhard Meißner (Archivfoto) | Folgen der Frostnächte im April:  An manchen Weinstöcken fanden sich nicht nur Trauben unterschiedlichen Reifegrads, sondern sogar im August noch Blüten.

Ein Problem, das auch Reiner Ullrich kennt. "Weniger Ertrag und mehr Arbeit", ist das Resümee des Winzers aus Kleinochsenfurt. Denn weil manche Trauben bereits erntereif seien, müssten andere noch hängen bleiben. "Da müssen wir später nochmal nachernten", sagt er.

Der Weinbaubetreib Ullrich, der insgesamt 1,5 Hektar Fläche bewirtschaftet, setzt in erster Linie auf frühreife Sorten und hat deshalb schon in der letzten Augustwoche mit der Lese begonnen. "Von der Qualität her läuft es ganz gut", sagt Ullrich. 78 Grad Oechsle hätten die ersten Trauben. Ein Wert, mit dem er am Erntezeitpunkt gemessen zufrieden sei. Den ersten Federweißen gibt es bereits zu kaufen.

Trauben profitieren von spätsommerlichem Wetter

Weniger glimpflich davon gekommen ist das Weingut Meintzinger aus Frickenhausen. "Bei uns sind 70 bis 80 Prozent erfroren", sagt Philipp Meintzinger. "Für uns wird das nicht unbedingt ein wirtschaftlich erfolgreiches Jahr." Statt einer durchgehenden Weinlese über mehrere Wochen, sei geplant ab kommender Woche, Stück für Stück die verbliebenen Trauben zu ernten.

Anders fällt das Fazit bei Jürgen Hofmann aus. "Wir sind guter Dinge", sagt der Winzer aus Röttingen. Das liege nicht nur daran, dass die Frostnächte im Frühling seine Weinberge nicht so stark getroffen haben. "Die letzten Tage waren auch gut vom Wetter her. Sonnige Tage, trockene Nächte, kein Nebel -das war genauso, wie wir es uns gewünscht haben", sagt Hofmann.

Martin Steinmann und Kerstin Weiß sind seit vergangener Woche mit der Lese beschäftigt. Die Ernte wird noch etwa bis Ende September dauern und ist in großen Teilen Handarbeit. 
Foto: Thomas Obermeier | Martin Steinmann und Kerstin Weiß sind seit vergangener Woche mit der Lese beschäftigt. Die Ernte wird noch etwa bis Ende September dauern und ist in großen Teilen Handarbeit. 

Auf dem Weingut Hofmann in Röttingen beginnt die Weinlese voraussichtlich kommende Woche. Als Erstes werde Tauberschwarz gelesen – eine regionaltypische Rebsorte im Weinbaugebiet Tauberfranken. "Dann sind zuerst junge Weinberge dran, weil die mit der Reife immer etwas weiter sind", sagt Hofmann.

Allerdings hänge der Zeitpunkt auch von der Witterung ab. "Bei gutem Wetter kann es sein, dass wir auch noch etwas warten", sagt der Winzer. Denn davon könne die Qualität der Trauben noch profitieren.

 
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  • Klaus B. Fiederling
    erst wird groß gejammert - dann wird viel und teuer versektet! mann o mann!
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  • Andreas Faulhaber
    Sie kennen sich auch überall aus und müssen Ihren Senf dazu geben. Welche Fachkenntnis haben Sie denn im Bereich Weinbau, der Produktion, der Kostenverteilung, dem Vertrieb etc. ?
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