Eigentlich wollte man am Ende dieser Woche Entwarnung geben. Das Trinkwasser von 50 000 Menschen nordwestlich von Würzburg, die am Wassernetz der Fernwasserversorung Mittelmain (FWM) hängen, sollte wieder sauber sein.Die entsprechenden Handzettel, die dieses Mal sofort an alle Haushalte verteilt werden sollten, liegen bereit, sagt einer der betroffenen Bürgermeister, Uwe Klüpfel aus Leinach. Doch jetzt heißt es erst mal: alles auf Anfang.
14 Tage später: Keine Entwarnung in Sicht
Verbreitet werden soll jetzt stattdessen die Nachricht, dass in einer vom Gesundheitsamt Main-Spessart gezogenen Probe von Montag erneut Fäkalkeime gefunden wurden: zwei Enterokokken auf 100 Milliliter. Die deutsche Trinkwasserverordnung erlaubt null. So müssen also auch 14 Tage nach Bekanntwerden der Trinkwasserverschmutzung die Bewohner folgender Gemeinden bis auf Weiteres ihr Wasser abkochen:
- Eisingen
- Erlabrunn
- Helmstadt
- Hettstadt
- Höchberg
- Kist
- Leinach
- Neubrunn
- Thüngersheim
- Uettingen
- Waldbüttelbrunn (alle Lkr. Würzburg)
- Zellingen (Lkr. Main-Spessart)
In der Gemeinde Zell am Main konnte mittlerweile wieder Entwarnung gegeben werden.
Bei einer zweiten positiven Probe vom 17. September wurden sogar 17 Fäkalkeime pro 100 Milliliter gezählt. Das Ergebnis dieser Probe, die von einem Labor der Trinkwasserversorgung Würzburg (TWV) am Zellinger Hochbehälter entnommen wurde, lag dem Gesundheitsamt Main–Spessart am 19.September vor. Allerdings lautete noch am 20. September die Antwort der Fernwasserversorgung Mittelmain (FWM) auf Nachfrage dieser Redaktion, alle von ihr beauftragten und durchgeführten Proben seien seit dem 14. September ohne Befund. Sprechen die Wasserversorger und Gesundheitsämter nicht über ihre Ergebnisse? Erst am 25. September wurde der Befund an die Presse gegeben – jedoch ohne den Grad der Verunreinigung zu nennen.
Jeder Fäkalkeim muss gemeldet werden
Am Hochbehälter Zellingen betreibt die FWM zwei, die TWV eine Wasserkammer. Derzeit ist nur eine Kammer der FWM in Betrieb. Eine ganze Reihe zertifizierter Labors (allein fünf von der FWM) sind mit Proben und deren Auswertung beschäftigt. Ihre Ergebnisse laufen bei den Gesundheitsämtern zusammen. Laut Gesundheitsamt Main-Spessart wird „jede meldepflichtige Auffälligkeit unverzüglich vom Labor als auch vom Wasserversorger an das Gesundheitsamt gemeldet“ sowie andersherum an den betreffenden Wasserversorger. Und trotzdem versickerte die Nachricht zuerst ohne Bekanntmachung.
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Für Aufregung in Leinach sorgt unterdessen der Gemeinderat Hermann Stumpf. Mit 40 Jahren Berufserfahrung als Chef der Planung der Gas- und Wasserversorgung der Stadtwerke Würzburg, in denen er mit Bauüberwachung, Rohrleitungs- und Tiefbau zu tun hatte, sei er „erschüttert“ vom Verhalten der Wasserversorger. In einem Leserbrief schreibt er von „Leichtfertigkeit, Schlamperei und Unkenntnis der Verantwortlichen“.
Bereits vergangenen Freitag habe er von dem „von der FWM selbst verschuldeten Rohrbruch in unmittelbarer Nähe des Hochbehälters“ erfahren, der erst am Dienstag als mögliche Ursache für die Trinkwasserverunreinigung publik gemacht wurde. Auf Anfrage bestätigt die FWM, der Rohrbruch sei sogar bereits seit dem 10. September bekannt.
Eine offenbar falsche Information des Leinacher Bürgermeisters an die Gemeinderäte, eine geringfügige Verunreinigung mit Enterokokken habe schon Wochen oder gar Monate zuvor bestanden, sorgt überdies für Wirbel. Die Aussage hat sich nach Recherchen dieser Redaktion nicht erhärtet. Eine Probe vom 29. August sei unauffällig, sagen das Gesundheitsamt Main-Spessart und der Werkleiter der Fernwasserversorgung Franken, Hermann Löhner, dessen Labor die Probe ausgewertet hat, übereinstimmend. Erst die Probe am 13. September sei auffällig. Für die zwei Wochen dazwischen gebe es allerdings keine Erkenntnisse.
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Rohrbruch war bereits länger bekannt
Stumpf hält es für wahrscheinlich, dass ohne den Bau der neuen Wasserleitung zwischen dem Hochbehälter Zellingen und dem Abzweig Thüngersheim, mit der sich die FWM von der TWV unabhängig machen wollte, und den damit verbundenen Umbauten am Hochbehälter den ganzen Schlamassel gar nicht gebe.
Die FWM antwortet: Die Untersuchungen für den Rohrbruch laufen noch. Doch klar sei, dass der Rohrbruch nichts mit der neuen Leitung zu tun habe. Auch zwischen den beiden Bauarbeiten bestehe kein Zusammenhang.
Am meisten ärgert Stumpf, dass die betroffenen Verbraucher nicht entschädigt werden. Früher habe man in ähnlichen Fällen große Edelstahltankwägen mit unbelastetem Trinkwasser zur Verfügung gestellt. Vor allem für Kleinkinder, Säuglinge und ältere Menschen sei die Gefahr durch Enterokokken nicht zu unterschätzen. Die FWM antwortet: Die Gemeinden seien sowohl Vertragspartner der Endkunden als auch der FWM. Daher seien Haftungsfragen in diesem Verhältnis zu klären. Da aber alles auf „höhere Gewalt“ hindeute, werde nicht über Schadensersatzansprüche nachgedacht.
ist das nicht eher umgedreht? Durch die erhöhte Nutzung bzw Verbrauch von Mineralwasser kommt - wie es sein muss - natürlich auch zu einer erhöhten Abwassereinleitung. Diese werden aber durch den Wasserverbrauch aus der Wasserleitung er-und berechnet. Sind wir doch alle dankbar, dass uns hier von den Kommunen nicht eine weitere Gebührenrechnung ins Haus flattert. Bestimmt wären sie dazu berechtigt, der Zahlmeister ist ja der Verbraucher.
Aber nun mal im Ernst: Ob sich die Sache nicht mal ein Staatsanwalt anschaun sollte? Ich frag ja nur!