Seit einer Woche müssen rund 50 000 Menschen in der Region nordwestlich von Würzburg ihr Trinkwasser abkochen, weil es mit Enterokokken (Fäkalkeime) verunreinigt ist, doch noch immer tappen die Experten bei der Ursachenforschung völlig im Dunkeln. „Die exakte Ursache wurde bisher nicht gefunden“, so Regina Sämann, Sprecherin des Zweckverbandes Fernwasserversorgung Mittelmain (FWM).
Abkochgebot gilt bis nächste Woche
„Mögliche Eintragsherde werden derzeit eruiert.“ Bei einer Probe im Hochbehälter Zellingen (Lkr. Main-Spessart) war vor gut einer Woche eine Überschreitung des Grenzwertes festgestellt worden. Seitdem gilt für zwölf Gemeinden ein Abkochgebot für Trinkwasser – und zwar bis in die nächste Woche hinein, wie das Landratsamt Würzburg am Donnerstagnachmittag mitteilte.
Die Frage nach der Ursachensuche beantwortet die FWM nur vage: Ein „Expertenteam ist abgestellt“, unterstützt werde es von Analytiklaboren sowie Mitarbeitern des Technologiezentrums Wasser in Karlsruhe.
Würzburg holt Wasserwerk aus Standby-Modus
Durch Zusatz von Chlor sollen die Krankheitserreger abgetötet werden, noch aber gibt es keine Entwarnung. Im Gegenteil: „Da zum jetzigen Zeitpunkt nicht erkennbar ist, bis wann mit einem einwandfreien Wasser aus dem Bereich Zellingen wieder zu rechnen ist“, hat die WVV-Tochter Trinkwasserversorgung Würzburg (TWV) den Bezug aus Zellingen gestoppt und das Wasserwerk in der Nähe des Dallenbergs in Würzburg aus dem Standby-Modus geholt.
Normalerweise bezieht die Domstadt zwischen 1500 und 2000 Kubikmeter aus Zellingen, die fehlenden Wassermengen sollen nun durch das eigene Wasserwerk kompensiert werden. Mit der Aktivierung des Wasserwerks und „zur Sicherung der Trinkwasserqualität ist es erforderlich“, schreibt die WVV, vorsorglich auch das eingespeiste Trinkwasser für die 125 000-Einwohner-Stadt zu chloren.
Dass landwirtschaftlich ausgebrachte Gülle verantwortlich sein könnte für die Verunreinigung des Zellinger Wassers, „ist eher unwahrscheinlich“, so die FWM-Sprecherin. Es habe bei Wasserproben „an den Förderanlagen keine Auffälligkeiten“ gegeben. Grundsätzlich könne aber „kein Eintragspfad ausgeschlossen werden“.
Schwierigkeiten bei der Sanierung des Hochbehälters
Ob der Grund für die Verunreinigung im direkten Umfeld des Zellinger Hochbehälters zu finden ist, auch „dazu liegen keine abschließenden Erkenntnisse vor“. Fakt ist, dass im umzäunten Gebiet des Hochbehälters seit August 2017 gebaut wird. Die Erneuerung des hydraulischen Leitungssystems, die Betonsanierung der nicht in Betrieb befindlichen Wasserkammer sowie die elektrotechnische Sanierung sollten eigentlich bereits im März 2018 beendet worden sein, doch auch über ein halbes Jahr später dauern die Arbeiten dort noch an. Es habe „unvorhersehbare bauliche Schwierigkeiten“ gegeben, heißt es dazu auf der Homepage der FWM. Details? Fehlanzeige.
Auf konkrete Nachfrage zu den Hygienestandards bei Bauarbeiten im sensiblen Bereich des Hochbehälters, verweist FWM-Sprecherin Sämann lediglich auf das Regelwerk der DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfachs). Vor Ort wirkt die Baustelle seltsam unaufgeräumt und verwaist. Durch den mit Kabelbindern an vielen Stellen provisorisch geflickten Maschendrahtzaun ist zu sehen, wie sich Plastiksäcke und Kartons am Hochbehälter türmen. Abfall liegt in den vertrockneten Wiesen und an Containern, Schubkarren, Baumaterial, eine Werkbank stehen im Freien herum.
Neue Wasserproben „unauffällig und ohne Befund“
In den Versorgungsanlagen im betroffenen Gebiet seien sämtliche Wasserproben seit vergangenen Freitag „unauffällig und ohne Befund“, schreibt die FWM auf Anfrage. Die Chlorung dauere so lange, weil sie „von Amtsseite angeordnet“ sei und „aus Vorsorgegründen erst eine vorgegebene Chlor-Konzentration“ im Versorgungsnetz erreicht werden müsse.
Derweil regt sich in den betroffenen Gemeinden immer mehr Unmut über die Informationspolitik der Verantwortlichen im Gesundheitsamt des Landkreises sowie der FWM. Zahlreiche Bürgermeister fühlten sich alleingelassen: „Trinkwasser ist unser höchstes Gut“, sagt Andrea Rothenbucher aus Hettstadt (Lkr. Würzburg), die vergangenen Freitag eher zufällig von der Gefahr aus dem eigenen Wasserhahn erfahren habe. „Ich verstehe nicht, warum man uns nicht früher informiert hat.“
So witzig informierte ein Feuerwehrmann die Bürger in Zellingen
Diese Gemeinden sind vom verunreinigten Trinkwasser betroffen:
- Eisingen
- Erlabrunn
- Helmstadt (mit Holzkirchhausen)
- Hettstadt
- Höchberg
- Kist
- Leinach
- Neubrunn (mit Böttigheim)
- Thüngersheim
- Uettingen
- Waldbüttelbrunn (mit Roßbrunn und Mädelhofen)
- Zellingen (mit Retzbach) im Landkreis Main-Spessart
In der Gemeinde Zell am Main konnte mittlerweile wieder Entwarnung gegeben werden.
Diese Gemeinden sind nicht betroffen:
- Gemeinde Güntersleben
- Gemeinde Retzstadt
- Markt Randersacker
- Markt Rimpar mit Ortsteil Maidbronn
- Gemeinde Veitshöchheim
- Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH
- Wasseregewinnung Würzburg-Estenfeld GmbH
Deshalb auch aus diesem Grund weg von der industriellen Landwirtschaft. Hin zu einer verträglichen , bäuerlichen Landwirtschaft.
Das Gesundheitsamt als staatliches Organ wiederum segnet den Plan ab, setzt zeitliche Fristen zur Behebung des Problems und stellt sicher, dass die betroffene Bevölkerung unverzüglich und umfassend vom Betreiber informiert wird.
Welche Frist ist den hier nun gesetzt zur Behebung des Problems. Und wo erden Die Betroffenen unverzüglich und umfassend informiert? Dieser Satz ist schon sehr denkwürdig. Wann werden wir denn nun umfassend aufgeklärt und bis wann läuft die Frist des Gesundheitsamtes aus?????????
In der Trinkwasserverordnung ist sehr ausführlich geregelt, wie Trinkwasser beschaffen sein muss. Wer als Inhaber einer Wasserversorgungsanlage Wasser als Trinkwasser oder Wasser für Lebensmittelbetriebe abgibt, das bestimmten wichtigen Qualitätsanforderungen, die im Interesse der Gesundheit der Verwender des Trinkwassers aufgestellt worden sind, nicht entspricht, macht sich nach § 24 TrinkwV strafbar. Sind hier die Mehrkosten durch Abkochen des Wassers und Einkauf von Mineralwasser hier nicht geltend zu machen? Nachdem die Informationspolitik von allen Seiten mehr als Katastrophe zu bezeichnen ist. Auch stellt sich für mich die Frage nach dem Produkthaftungsgesetzt in zweiter Reihe.
Jeder kleine Betrieb muss sich zertifizieren lassen, bei der alles mögliche (vom Erste Hilfe Kasten bist zu den gelben Markierungen in der Fertigung) vorgeschrieben wird.
Und hier? gibts nicht mal einen Notplan wenn das Wasser verseucht ist. BRAVO!!!!